Am Sonntag wählt Siglistorf einen neuen Gemeinderat. Als einziger Kandidat tritt Dieter Martin an. Er ist in der Region kein Unbekannter: Er war sechs Jahre Vollzeit-Ammann in Obersiggenthal und hatte zuvor im Einwohnerrat politisiert.
Am Sonntag könnte es in Siglistorf zu einem Polit-Comeback kommen: Dieter Martin möchte als Parteiloser in den Gemeinderat einziehen und die Nachfolge von Vizeammann Daniel Blum (parteilos) antreten, der wegzieht.
Der 69-Jährige ist kein unbekannter: Zwölf Jahre lang sass Dieter Martin für die FDP im Einwohnerrat in Obersiggenthal, zwei davon als Präsident. Danach war er sechs Jahre Ammann im Vollzeitamt. Ende 2019 kehrte er der Politik den Rücken, verkaufte mit seiner Frau wie geplant das Haus und zog vor einem Jahr von der 8700-Einwohner-Gemeinde ins beschauliche 700-Seelen-Dorf Siglistorf.
«Mir hat das Amt als Ammann und die damit verbundene Arbeit immer gut gefallen», sagt Dieter Martin. Sein Abtritt aus der Politik war schon länger klar gewesen. So wurde nach seiner Wiederwahl 2017 damit begonnen, ein neues Gemeindeführungsmodell zu erarbeiten, welches unter anderem das Pensum des Ammannamtes von 100 auf 70 Prozent reduzierte.
«Es war sinnvoll, dass ich diesen Prozess neutral begleite und mich dann zurückziehe», sagt er. Auch habe er das Bedürfnis gehabt, mehr Zeit mit seiner Familie und insbesondere seiner Frau zu verbringen. «Wir wandern oft und viel – Siglistorf ist für uns ein Schlaraffenland.» Hier hätten sie ein tolles Haus gefunden und würden sich wohlfühlen.
Nun, nach dem Hausverkauf und dem Umzug, habe er gemerkt, dass ihn etwas Neues reizen würde, sagt Dieter Martin. Als er angefragt wurde, ob er sich eine Kandidatur vorstellen könnte, zögerte er nicht lange und sagte zu:
«Ich habe Kapazitäten und fühle mich fit.»
Zudem sei hier alles in einem kleineren, familiäreren Rahmen als in Obersiggenthal, wenn auch das Dorf im Gebiet Kirchwise nochmals wachsen würde. Dort entstehen zurzeit fünf Mehrfamilienhäuser mit 44 Wohnungen, in einer zweiten Etappe sind 18 Einfamilienhäuser geplant. Um einen Drittel soll die Bevölkerungszahl in den nächsten fünf Jahren steigen.
Trotzdem: «Die beiden Gemeinden kann man nicht miteinander vergleichen», sagt Dieter Martin. So würden in der Obersiggenthaler Verwaltung zwischen 50 und 70 Personen arbeiten, auf der Gemeinde in Siglistorf sind es sechs. Obersiggenthal rechnet für 2022 mit einem Steuerertrag von 25,35 Millionen Franken, Siglistorf hat im vergangenen Jahr etwas über 1,8 Millionen Franken an Steuern eingenommen.
In der Gemeinde im Bezirk Baden finden pro Jahr sechs bis acht Einwohnerratssitzungen statt, im Zurzibieter Dorf zwei Gemeindeversammlungen. «Das ist ein ganz anderer Rhythmus», hält Dieter Martin fest. «Aber auch in Siglistorf gibt es Arbeit, das ist unbestritten.» Und er ergänzt: «Ich würde mich freuen, wenn ich als Gemeinderat und Vizeammann gewählt würde.»