Raiffeisenbank Böttstein
«Unsere Bank ist nicht betroffen» – das sagen die Genossenschaftler zur Vincenz-Affäre

Die Raiffeisenbank Böttstein trotzt den Turbulenzen ihres Verbandes an der Generalversammlung in Siggenthal Station. Verwaltungsratspräsident Theo Voegtli beleuchtete das Verhältnis der Bank zur Affäre um Pierin Vincenz, den ex Chef von Raiffeisen Schweiz.

Dieter Minder
Drucken
1337 Genossenschafter der Raiffeisenbank Böttstein besuchten die Generalversammlung in der Go Easy-Arena in Siggenthal Station.

1337 Genossenschafter der Raiffeisenbank Böttstein besuchten die Generalversammlung in der Go Easy-Arena in Siggenthal Station.

2016 war für die Raiffeisenbank Böttstein ein sehr gutes Geschäftsjahr, wie Verwaltungsratspräsident Theo Voegtli und Daniel Schläpfer, Vorsitzender der Bankleitung, ausführten.

Diese Ansicht teilten die 1337 Genossenschafterinnen und Genossenschafter an der Generalversammlung in der Go Easy-Arena in Siggenthal Station. Sie hiessen alle Anträge des Verwaltungsrates einstimmig oder mit sehr grossem Mehr gut.

«Eine Bank fusst auf Glaubwürdigkeit, Vertrauen, einem guten Image also. Ich denke, die Raiffeisenbank Böttstein darf behaupten, diese Werte eingehalten zu haben», betonte Präsident Voegtli, um dann die unerfreuliche Situation von Raiffeisen Schweiz anzusprechen: «Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat im Oktober 2017 ein Enforcement-Verfahren eröffnet.» Dabei geht es um Verstösse gegen das Aufsichtsrecht.

Voegtli ergänzte: «Das Kundengeschäft der Raiffeisenbanken ist von diesem Verfahren nicht betroffen.»

Nach dem Finma-Verfahren kam es vor zwei Wochen noch schlimmer: Die Staatsanwaltschaft Zürich hat Pierin Vincenz in Untersuchungshaft genommen, und Raiffeisen Schweiz hat eine Strafanzeige gegen ihren ehemaligen CEO eingereicht.

Letzte Woche ist der ehemalige Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm zurückgetreten. Zu all den Fällen betonte Voegtli: «Das Finma-Verfahren und das Strafverfahren betreffen lediglich Raiffeisen Schweiz und nicht unsere Raiffeisen-Genossenschaft.»

Raiffeisen distanziere sich von jeglichem strafbaren Verhalten: «Unabhängig von der Stellung einer Person.» Voegtli sagte aber auch: «Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung, wie das in der Schweiz üblich ist.»

Das sagen die Genossenschaftler zur Vincenz-Affäre:

Monika Näf (54), Nussbaumen «Was bei Raffeisen jetzt passiert, ist nichts Spezielles, solche Vorfälle gibt es sicher bei jeder Bank. Schliesslich wird einer der ‹Böse› sein. Welcher, werden wir sehen. Sicher hat auch der neue CEO von den Vorfällen gewusst.»
4 Bilder
Susanne Meng (64), Kleindöttingen «Was jetzt bei Raiffeisen passiert, hat mich sehr enttäuscht, so etwas hätte ich nie erwartet. Trotzdem muss der Vorfall nun genau untersucht werden, denn es bringt nichts, einigen Leuten etwas zu unterstellen. Aber irgendetwas ist sicher vorgefallen.»
Heinz Dräyer (70), Döttingen «Es ist gut, dass man der Sache auf die Spur gekommen ist und sie untersucht. Ich kritisiere vor allem, dass es keinen Zins auf den Sparbüchlein gibt, aber der VR und die Geschäftsleitung zu grosse Entschädigungen erhalten.»
Anna Häfeli (50), Klingnau «Bis jetzt gilt die Unschuldsvermutung. Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten, ist dies äusserst tragisch. Vincenz wurde, auch im Quervergleich mit Direktoren anderer grosser Banken, äusserst grosszügig honoriert.»

Monika Näf (54), Nussbaumen «Was bei Raffeisen jetzt passiert, ist nichts Spezielles, solche Vorfälle gibt es sicher bei jeder Bank. Schliesslich wird einer der ‹Böse› sein. Welcher, werden wir sehen. Sicher hat auch der neue CEO von den Vorfällen gewusst.»

Dieter Minder

«Der Präsident drückt sich»

Mit diesen Ausführungen zu den Turbulenzen um Raiffeisen schien die Versammlung zufrieden. Lediglich ein Mitglied aus Zürich meldet sich in der Diskussion mit der Aussage: «Der abgetretene Präsident ist ein Feigling, er drückt sich vor der Verantwortung.»

Zudem forderte er, dass künftig Bankfachleute in den Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz gewählt werden. Damit war das Thema abgehakt, und die Versammlung wandte sich den statuarischen Geschäften zu.

Daniel Schläpfer beleuchtete das Geschäftsjahr. Die Bilanzsumme stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 % auf 698 Millionen Franken. Die Bankleitung erwartet, dass die 700-Millionen-Grenze in diesem Jahr durchbrochen werden kann.

Der Bruttoertrag erhöhte sich um 4,1 % auf 10,623 Millionen Franken. Mit 606 Millionen lagen die Ausleihungen erstmals über 600 Millionen Franken. «Wir sind in der Region der bevorzugte Partner für die Eigenheimfinanzierung», sagte Schläfer.

Nicht im gleichen Masse sind die Kundeneinlagen auf 483 Millionen Franken gewachsen. Mit 8,4 Millionen Franken bildet der Nettoerfolg im Zinsgeschäft nach wie vor den grössten Anteil am Ertrag, nämlich 78,5 %.

Wo sind die Frauen?

Bald werden Yvonne und Alfons Schifferle Bordeauxwein geniessen, nicht irgendwo, sondern dort, wo dieser Wein gedeiht, im Südwesten Frankreichs. Die Reise dahin erhielt Yvonne Schifferle als Anerkennung für ihren Einsatz im Verwaltungsrat der Bank.

Seit 1988, also seit 30 Jahren, war sie die einzige Frau im Verwaltungsrat der Bank gewesen und bis auf weiteres wird sie die einzige bleiben. Als ihren Nachfolger wählte die Versammlung auf Vorschlag des Verwaltungsrates Roman Dörig aus Kleindöttingen.

«Warum wird keine Frau vorgeschlagen?», wollte ein Versammlungsteilnehmer wissen. Präsident Voegtli teilte darauf mit, dass beabsichtigt sei, den Verwaltungsrat an der nächsten GV zu verjüngen und zu ergänzen.

Er präzisierte: «Natürlich auch mit einer Frau, deshalb erwarte ich Telefonanrufe mit Vorschlägen.» Wer auch immer die neue Frau sein wird, Yvonne Schifferle hat grosse Vorgaben geliefert: «Sie hat die GV-Protokolle und über 300 Sitzungsprotokolle verfasst», sagte Voegtli.

Eine Mauer für die Eisvögel

Der Klingnauer Stausee ist ein international bedeutendes Vogelparadies, das in diesem Jahr mit einem Bird Life-Naturzentrum ergänzt wird. Damit sich auch der Eisvogel heimisch fühlt, ist zudem eine künstliche Brutwand geplant.

Die notwendigen rund 30 000 Franken sollen mit der von Raiffeisenbank getragenen Internetplattform «lokalhelden.ch» gesammelt werden. Bis Sonntag waren bei der Crowdfunding-Aktion über 3000 Franken eingegangen.

Mit dem Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank, der Verlosung von acht Geschenkkörben und dem Hinweis auf den anschliessenden Imbiss schloss Theo Voegtli die Versammlung. Am 8. März 2019 werden sich die Genossenschaftsmitglieder zur nächsten GV wiederum im Go Easy in Siggenthal Station treffen.