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Trotz Gewinneinbruchs wegen Corona und auch sonst schwieriger Ertragslage hält das Universitätsspital Basel am «Campus Gesundheit» mit den Neubauten des Klinikums 2 und 3 bis 2038 fest. Die Regierung stützt diese Pläne, will aber jährliche Berichte auf dem Tisch.
In einem Punkt widersprach Robert-Jan Bumbacher gestern niemand: «Das Projekt erfordert Mut», sagte der Verwaltungsratspräsident des Universitätsspitals Basel (USB). Tatsächlich kann einem bei den Zahlen zum «Campus Gesundheit», den das USB zusammen mit dem Kanton an einer Video-Medienkonferenz präsentierte, durchaus schwindelig werden: 75'000 Quadratmeter Nutzfläche – das entspricht über zehn Fussballfeldern – sollen auf dem heutigen Spitalareal zwischen Petersgraben und Schanzenstrasse komplett neu gebaut werden. Kostenpunkt: 1,4 Milliarden Franken.
Und das wird konkret gebaut: Von 2022 bis 2028 wird der Turm des neuen Klinikums 2 in die Höhe gezogen. Von 2024 bis 2030 erfolgt parallel der Bau des zusätzlichen Klinikums 3, bisher als «Perimeter B» bekannt. Zwischen 2031 und 2038 dann soll noch der Sockelbau des Klinikums 2 erstellt werden. Da das aktuelle Klinikum 2 ersetzt wird, bleibt ein Nutzflächengewinn von gut 30'000 auf total 171'000 Quadratmeter.
Bei der letzten Präsentation des Campus im Mai 2019 lag die Kostenschätzung noch 200 Millionen Franken tiefer. Neu seien die Kosten für Umbauten und Rochaden berücksichtigt, hiess es gestern. Doch auch die veranschlagten Kosten des Klinikums 3 von Herzog & de Meuron und Rapp Architekten liegen nun bei 391 statt 300 Millionen Franken. Dies bei einer Kostengenauigkeit von +/- 25 Prozent. 2022 muss aber erst noch der Grosse Rat den neuen Bebauungsplan absegnen, damit der 68 Meter hohe Turm des K3 überhaupt zulässig ist. Nur die 416 Millionen Franken für den Turm des Klinikums 2 sind schon präziser, da bereits in den kommenden Wochen die Baueingabe geschehen soll.
Was auffällt: Das USB hat darauf verzichtet, den «Campus Gesundheit» im Vergleich zur ersten Präsentation in irgendeiner Form zu redimensionieren. Dabei war das Projekt noch in der Annahme entstanden, es komme zur Fusion des USB mit dem Kantonsspital Baselland. Zudem blickt das Unispital finanziell in eine unsichere Zukunft. Die so wichtige Ebitda-Marge lag 2019 mit 8,5 Prozent erfreulich nahe bei den von der kantonalen Eignerstrategie geforderten zehn Prozent, ab der Investitionen aus eigener Kraft gestemmt werden können.
Doch nicht zuletzt die Coronapandemie wird deutliche Spuren hinterlassen, wie Bumbacher und Spitaldirektor Werner Kübler an der Pressekonferenz zugeben: Sie rechnen 2020 und 2021 mit Gewinneinbrüchen. Kübler spricht dabei aber bloss von «kurzfristigen Rückschlägen» und verweist auf den eigenen Finanzplan, den man mehrfach geprüft und auch der Regierung vorgelegt habe. Er ist überzeugt: «Wir können die nötigen Ertragsmargen aus eigener Kraft erreichen.»
Einen vertieften Einblick, wie das USB höhere Erträge erwirtschaften will, gab es gestern auch auf Nachfrage nicht. Eine Angebotserweiterung ist kaum denkbar, will Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger mit den gemeinsamen Spitallisten beider Basel ab Sommer 2021 doch das Gegenteil erreichen. Der gestern ebenfalls anwesende Regierungsrat setzt offensichtlich auf das Prinzip Hoffnung, wenn er festhält: «Die Regierung steht hinter diesem Generationenprojekt. Wir haben Vertrauen in das Universitätsspital.»
Ganz so weit reicht das Vertrauen aber dann nicht, kündigt Engelberger doch an, dass das USB der Regierung in Sachen Finanzierbarkeit des Campus jährlich Bericht zu erstatten habe. Bumbacher geht bereits davon aus, dass es «Kompromisse brauchen wird». Er hebt aber die hohe bauliche Flexibilität der Gebäudehülle bei beiden Neubauten hervor – und schliesst eine spätere Redimensionierung doch nicht ganz aus: «Beim Sockelbau des Klinikum 2 könnten wir falls nötig die Fläche noch reduzieren.» Klar ist: Auch das bräuchte Mut.