Das letzte Mal in diesem Jahr kräftig trommeln und pfeifen: Diese Gelegenheit wurde rege genutzt.
Der letzte Bummelsonntag. Ja, der letzte. Vor allem junge Garden legen sich nochmals kräftig ins Zeug. Teilweise unterstützt von älteren Cliquenmitgliedern. Ein Binggis hat bereits früh am Abend rote Backen vom ständigen ins Piccolo pusten, aber er lässt sich den Bummel nicht entgehen. «Es ist das letzte Mal für dieses Jahr», ruft er.
In der noch fast leeren Freien Strasse sind die Spezi(B)àlischte am Werk. Sie veranstalten eine Schnitzel-Jagd, besser einen «Schnitzel-Bummel», wie uns Dave fröhlich erzählt. In (durchnässten) Couverts sind Hinweise zu finden, welche die Guggenmitglieder weiter zum Ziel führen sollen.
Unten in der Freien Strasse treffen wir Gabi und Angi. Die zwei Damen sind ausgerüstet mit Stehtisch, Zwischenverpflegung und allerlei Getränken (nicht nur Mineral). «Wir stehen jedes Jahr hier und warten auf unsere Freunde», erklärt Angi, und Gabi ergänzt: «Es hat ja ausser dem ‹Schlüssel› kein Restaurant mehr in der Freien Strasse». Sie öffnet eine Packung Knabberzeug und Angi greift zum «Frauen-Bier». Beide Damen freuen sich, die Guggen und Cliquen zu grüssen.
Apropos grüssen: Eine der ganz grossen Traditionen ist, dass man sich grüsst. Die meisten «Bummlerinnen und Bummler» tragen einen Hut. Doch beim gleichzeitigen Trommeln oder Pfeifen ist an «Hut-Heben» nicht zu denken. Die einen nicken, lachen, heben den Kopf oder unterbrechen trotzdem kurz ihr Spiel, um zu winken. Andere heben ihr Instrument kurz an oder strapazieren ihre Gesichtsmuskeln auf andere Weise. Aber gegrüsst wird! Sympathisch!
Im Raum Rüdengasse-Gerbergasse gibt es schon vor 18 Uhr einen Stau. Die Breo-Clique marschiert von der Hauptpost in die Gerbergasse, zwingt eine andere zum Ausweichen rund um die Trottoir-Insel. Von beiden Seiten kommen junge Garden, die den Weg der Breo ebenfalls stören. Man verständigt sich auf den klassischen Rechtsvortritt.
Anders als während der Fasnacht ist die Grünpfahlgasse voll im Besitz der Cliquen. Einzig die beiden Baustellenabschrankungen engen den Weg ein. Auch die jungen Schnooggekerzli wagen sich in diesen Bereich vor, auch wenn sie nicht ganz im Schritt sind. Am Barfi ist bereits am frühen Abend der Hotspot. Die junge Rhygwäggi sind mit orange-grünen Ballonen unterwegs und biegen von der Streitgasse in die Weisse Gasse ein. Letztere ist überhaupt eine Lieblingsgasse der Cliquen. Immer wieder zieht eine Schar Pfeifer und Trommler durch. Der Grund dürfte im Hall liegen. Wenn alle so richtig ruessen, tönt es markerschütternd.
Auch die Gugge Wettstai sind mit Mägge, Anoulio und Marco an den Sousafonen unterwegs. Vor dem «Huguenin» liegen rund zehn Trommeln – unbewacht. Die jungen Olymper fallen mit ihren uniformen Jacken auf. Klar müssen die «coolen Vorträbler» die «Dächlikappe» verkehrt herum aufgesetzt haben. Anders als ihre Kollegen vom Stamm marschieren sie am Bummelsonntag regelkonform durch die Stadt.
Später bilden sie mit der alten Garde einen grösseren Zug. Auch die jungen Glunggi sind mit Ballonen unterwegs. Die Ballone des kleinsten Trommlers schlagen im Takt ins Gesicht des grössten Trommlers, der hinter ihm marschiert. Vor dem «Huguenin» liegen noch immer rund zehn Trommeln – immer noch unbewacht. War da nicht etwas mit einer gestohlenen Eisbär-Larve? Anscheinend bereits vergessen.
In der Steinenvorstadt geben die Hunne zwischen Schuhladen und Energieberatung ein Platzkonzert. Eindrücklich marschieren auch die Rootsheere über den Barfi und lassen sich von den lauten Schränzgritte nicht aus dem Konzept bringen. Die Gugge, die an der Fasnacht mit ihren orangen Röcken auffällt, wirkt erstaunlich klein. Liegt es an den üppigen Kostümen, dass man während der drey scheenschte Dääg stets meint, es seien viel, viel mehr?
Als es auf den Heimweg geht, hallt aus den Lautsprechern von Tram und Bus eine Umleitungsempfehlung: «Grund der Störung: Bummelsonntag». Ausser den Basler Verkehrs-Betrieben dürften die wenigsten Leute in der Innenstadt den Bummelsonntag als «Störung» empfunden haben.
Zu Hause gilt es ernst: Die Plakettennadel aus der Halterung lösen. Die Plakette aus dem Revers ziehen und der Sammlung hinzufügen. Somit ist die Fasnacht 2018 endgültig Geschichte.