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Im Hintergrund tobt ein Konflikt zwischen dem Uni-Dekan Martin Wallraff und dem Münsterpfarrer Lukas Kundert – dieser könnte am Mittwoch abgestraft werden. Denn ein Vorstoss zielt auf den Pfarrer.
Sie sind die Anführer der beiden wichtigsten kirchlichen Institutionen in Basel und sie können sich nicht leiden: Lukas Kundert, Münsterpfarrer sowie Präsident des reformierten Kirchenrats und Martin Wallraff, Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Basel. Es ist ein Streit, der zwar mit höflichen, gesalbten Worten, aber dennoch mit harten Bandagen geführt wird. Darauf deuten die Briefe hin, die hinter den Kulissen zirkulieren.
Der bz wurde ein Schreiben von Dekan Wallraff zugespielt. Dieses ist brisant, weil am Mittwochvormittag die Synode der Reformierten Kirche tagt. An dieser halbjährlichen Veranstaltung wird über aktuelle Geschäfte beraten und abgestimmt. An der vom Mittwoch geht es unter anderem um eine Resolution mit dem harmlosen Namen «Beziehung der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt zur Theologischen Fakultät» (die bz berichtete).
In diesem Vorstoss wird der Kirchenrat aufgefordert, in Zukunft ein gutes Verhältnis zur Theologischen Fakultät zu pflegen. Im Klartext ist es aber eine Aufforderung an die Kirche, sich aus Uni-Angelegenheiten herauszuhalten. Indirekt zielt der Vorstoss auf Münsterpfarrer Kundert, der die Leitung der Fakultät öffentlich kritisierte. Wird die Resolution angenommen, wäre es ein deutliches Zeichen der Missbilligung.
Kundert hofft, dass die Synode nicht am Mittwoch über die Resolution abstimmt, da er sich nicht selber verteidigen kann. Er ist bis auf weiteres im Ausland.
Genau das hält Dekan Wallraff – der von Professoren seines Instituts sekundiert wird – nicht für weiter tragisch. Im Brief an den Kirchenrat, er wurde vergangene Woche verschickt, schreibt er: «Eine Abstimmung über die Resolution in Abwesenheit des Kirchenratspräsidenten (Kundert, Anmerk. d. Red.) ist nur dann unglücklich, wenn man diese als personenbezogen auffasst.»
Kundert hält aber genau das für gegeben. In einem Brief seinerseits schreibt er: «Ich habe den Eindruck, dass diese Resolution einseitig meine Person im Blick hat und mich vorverurteilt.»
Wallraff unterstützt Resolution
Nicht überraschend begrüsst Wallraff die Resolution, die von rund 25 von insgesamt 80 Synodenmitgliedern unterzeichnet wurde und aus Uni treuen Reihen stammt. Gleichzeitig schreibt der Dekan: «Es ist nicht mein Anliegen, mich in die inneren Anliegen der Evangelischen Kirche einzumischen.» Wallraff selbst ist kein Reformierter, sondern ein Lutheraner.
Auf Nachfrage der bz erklärte sich Wallraff bereit, Fragen zu seinem Verhältnis zu Lukas Kundert zu beantworten – allerdings erst nachdem die Synode am Mittwoch getagt hat. Dafür geht Wallraff in seinem Brief weiter auf Lukas Kundert ein. In mehreren Punkten widerspricht er Aussagen des Kirchenratspräsidenten diametral.
Es gibt viele Streitpunkte
So bestreitet Wallraff, sich jemals in herabsetzender Weise über Kandidaten für die offene Professur für Neues Testament geäussert zu haben. Dies warf ihm Kundert in seinem Schreiben nämlich vor. Die Professur – die mittlerweile übrigens besetzt ist – war auch der Grund, weshalb der Konflikt vor bald einem Jahr öffentlich ausgebrochen war.
Streitpunkte gibt es aber noch weitere. Unter anderem wird befürchtet, dass bei der Pfarrerausbildung an der Uni das Lutheranische überhandnimmt und die schweizerisch-reformierte Tradition verloren geht. Immerhin bildet die Universität die Pfarrer aus, die später an den Kirchen Predigten halten.
Welche Seite die Basis der Reformierten Kirche Basel-Stadt unterstützt, wird sich an der heutigen Synode zeigen.