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An der Basler Museumsnacht gibt es dieses Jahr ein Sonderangebot für Menschen mit Migrationshintergrund: Führungen durch die Museen sollen ihnen traditionelle Kulturinstitutionen näher bringen. Das erregt Aufmerksamkeit über die Landesgrenze hinaus.
Sprechen sie über die letzte Museumsnacht, kommen sie ins Schwärmen: Die Deutschlehrerin Elke Bissinger und der SP-Grossrat Mustafa Atici. Die beiden waren vor einem Jahr Teilnehmer eines Pilotprojekts der Basler Kulturabteilung. Diese wollte ausloten, ob Menschen mit Migrationshintergrund über ein Sonderangebot an der Museumsnacht teilnehmen. Die Idee: Schlüsselpersonen aus Kulturvereinen, sozialen Institutionen oder Bildungszentren gehen mit ihren Mitgliedern oder Schülern gemeinsam an die Museumsnacht.
Das Echo war gross: 60 Teilnehmende erwarteten die Verantwortlichen, mehr als doppelt so viele kamen. «Es gibt selten Partizipationsprojekte, wo die Menschen so begeistert mitmachen», sagt Mustafa Atici. Gesonderte Angebote, die sich ausschliesslich an die Migrationsbevölkerung richten, stehe er in der Regel skeptisch gegenüber. Die Gefahr einer Parallelgesellschaft sei gross. «Von diesem Projekt bin ich aber begeistert. Es ist ein Türöffner», sagt Atici. Der SP-Politiker begleitete im letzten Jahr eine 17-köpfige Gruppe. Die Teilnehmer lud er über verschiedene Migrantenorganisationen ein. «Den ersten Besuch in den Basler Museen erlebten sie als Gewinn. Haben sie nun Gäste aus der Heimat, zeigen sie ihnen stolz die Museen», sagt der SP-Grossrat.
Das Konzept der Museumsnacht geht damit auf, die Museen einem breiten Publikum bekannt zu machen. «Sie sind ein wichtiger Teil der Basler Kultur. Es ist uns ein Anliegen, dass sich die traditionellen Kulturinstitutionen öffnen, gesellschaftliche Veränderungen aufnehmen und darauf reagieren», sagt Eva Keller, Leiterin der Museumspolitik. Es gehe dabei auch um die Zukunft der Institutionen.
Das Projekt kommt nicht nur bei der Zielgruppe an, es sorgt auch über die Landesgrenze hinaus für Aufsehen: Berlin interessiert sich für die Erfahrungen der Basler Kulturabteilung. Die Verantwortliche reiste für den Pilotversuch extra nach Basel. «Die Museumsnacht wurde in Berlin geboren, nun werden wir für dieses Sonderangebot zurate gezogen», sagt Eva Keller.
Nach dem erfolgreichen Test führt die Abteilung Kultur das Projekt jetzt erneut durch. Bis gestern sind um die 500 Anmeldungen eingetroffen. Darunter sind mehr als 200 Schüler, die sich über das Zentrum für Brückenangebote meldeten. Neu sind in diesem Jahr auch Flüchtlinge und Asylbewerber eingeladen; Sponsoren übernehmen ihren Eintritt. Aufgrund der grossen Nachfrage sucht die Abteilung Kultur noch zusätzliche Begleitpersonen.
Wer schon zum zweiten Mal mit einer Gruppe zwischen den Vitrinen wandelt, ist Elke Bissinger. Sie unterrichtet an der Klubschule Migros Basel Deutsch für Fremdsprachige. Diese schickt fünf Gruppen an die Museumsnacht. «Für uns Lehrer ist dieser Anlass ideal: Ist die Stimmung heiter und anregend, lernt man eine Sprache am besten», sagt Elke Bissinger. Da auch die Kinder und Partner der Sprachschüler eingeladen sind, entständen neue Bekanntschaften über die Klassenverbände hinaus. Zudem würden die Schüler neue Wörter in der Vor- und Nachbereitung der Museumsnacht lernen: Beim Lesen des Programms, der Auswahl der Museen und beim Besprechen des Erlebten im Nachhinein.