Unser Kolumnist kocht regelmässig; mal besser, mal schlechter. Sein neuster Küchentrick: das Ingwergewürz Kurkuma. Zu allen möglichen Gerichten passt das gelbe Pulver hervorragend, findet er.
In der Küche bin ich ein ewiger Anfänger. Ich koche zwar regelmässig, aber ohne Leidenschaft, eher aus Notwendigkeit. Mal gelingt es besser, mal weniger. Meist bin ich einigermassen zufrieden mit dem Resultat, und die Gäste machen höflich Komplimente. Wenn ich versuche, mir meinen Vater oder andere männliche Verwandte am Kochherd vorzustellen, finde ich mich doch wieder ziemlich gut. Die Emanzipation der Frau ist jedenfalls nicht spurlos an mir vorbeigegangen und hat dazu geführt, dass ich im Haushalt so ziemlich alles kann, wenigstens einigermassen.
«Warum haben Frauen kürzere Füsse als Männer? – Damit sie besser am Herd stehen können!», ein solcher Witz kommt mir hoffnungslos antiquiert vor.
Wie alle Dilettanten neige ich als Koch zum Übertreiben. Mal nehme ich zu viel Pfeffer, mal zu wenig; Mal kommt der Kartoffelgratin noch halb roh aus dem Ofen, mal ist er matschig verkocht, und öfter passen die Garzeiten nicht zusammen. Schlimm ist das alles nicht; meine Gerichte waren noch immer essbar. Ausser das eine Mal, als ich Frikadellen zubereiten wollte und aus Versehen statt Paniermehl eine Ladung braunen Zucker über das Hackfleisch streute. Ein kulinarisches Erlebnis der besonderen, der unvergesslichen Art!
Während manche Hobbyköche es mit dem Knoblauch zu gut meinen, sodass ihre Gäste noch nach Tagen aus allen Poren stinken, habe ich eine andere, etwas harmlosere Manie. Seitdem ich einmal gelesen habe, dass Kurkuma eine Art Wunderwaffe gegen alles Mögliche sein soll, steht das gelbe Ingwergewürz ganz oben auf meiner Zutatenliste. Was kann dieses Zauberpulver doch nicht alles bewirken! Die kognitiven Leistungen verbessern, Entzündungen hemmen, Pilze und Bakterien bekämpfen...
Nachdem ich Jahrzehnte lang ohne Kurkuma gelebt und nicht einmal den Namen dieses aus Indien stammenden Knollengewürzes gekannt habe, gibt es heute fast nichts, dem ich nicht eine Prise Kurkuma beimengte:
Currygerichte, Salatsaucen, Gratins, Teigwaren, Fisch und Fleisch. Ganz übertrieben habe ich es noch nicht, bin also noch nicht auf gleicher Ebene wie Peach Weber mit «Überall heds Pilzli draa!».
Medizin ist manchmal Glücks- und oft Glaubenssache. Der Gelbwurzelpflanze werden viele gesundheitsfördernde beziehungsweise krankheitsverhindernde Effekte zugeschrieben, aber wissenschaftlich bewiesen ist fast gar nichts. Unbestritten ist dagegen, dass sich das gelbe Kurkuma hervorragend zum Färben von Speisen eignet, und sagt man nicht manchmal, dass das Auge auch mitisst?
Neben Effekten, welche die körperliche Gesundheit fördern, werden dem Kurkuma auch gegenteilige Wirkungen zugeschrieben. So soll Kurkuma nicht nur Krebserkrankungen, Alzheimer, Entzündungen und Schlaganfälle hemmen, sondern sie laut gewissen Studien von Fall zu Fall auch befördern. Wahrscheinlich ist alles, frei nach Paracelsus, eine Frage der Dosis. Heute koche ich Teigwaren mit Morchelrahmsauce. Ob ein Löffelchen Kurkuma dazu passt?
Sigfried Schibli ist Musikkritiker und Publizist, Hobbymusiker, Grossvater und Querbeet-Leser. Er nutzt seine Zeit für die Erholung vom Nachdenken.