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Die Institution trifft mit ihrem «Zentrum für psychische Gesundheit» in Binningen den Nerv der Zeit. Im totalsanierten Postgebäude an der Hauptstrasse bietet sie ambulante Hilfe für Erwachsene in psychischen Krisen oder mit Suchtproblemen an. Auch Kinder und Jugendliche werden betreut und eine Tagesklinik startet bald.
Es ist nicht so, dass die Psychiatrie Baselland (PBL) schon vor Jahren wusste, dass 2020 eine Krise die Gesellschaft erfassen wird, die so belastend ist, dass immer mehr Menschen psychiatrische Betreuung suchen. Am besten ambulant, niederschwellig, gut erreichbar und mit der Möglichkeit, falls nötig auch den ganzen Tag dort zu verbringen. Genau das bietet das «Zentrum für psychische Gesundheit» in Binningen, das Ende November den Betrieb aufgenommen hat.
Eingemietet in das von der UBS totalsanierte und umgebaute alte Postgebäude an der Hauptstrasse, konnte die PBL dafür ihre Standorte im Personalgebäude des Bruderholzspitals sowie das Ambulatorium für Abhängigkeitserkrankungen in Münchenstein auflösen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht: «Mit dem Standort Binningen werden wir sichtbar. Es soll ein offenes Haus sein, keine Psychiatrie im Verborgenen», sagt CEO Barbara Schunk, als sie die bz durch die fünf Stockwerke führt. Und sie geht noch weiter: «Jeder kann einfach spontan bei uns vorbeikommen. Dafür haben wir einen Empfang und einen Tagesverantwortlichen, der Erstabklärungen vornehmen kann.» Schunk weist explizit darauf hin, dass dies helfen könne, von der Coronakrise betroffene Menschen zu erreichen.
Das Angebot in Binningen ist speziell auf ambulante Behandlungen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder in Krisensituationen ausgerichtet. Auch Abhängigkeitserkrankungen bilden einen Schwerpunkt. Komplett neu ist die Tagesklinik im ersten Stock für Erwachsene in psychischen Krisen oder mit problematischem Substanzkonsum. Hier bietet die PBL ab Januar 18 Plätze an.
Die Patienten leben meist über mehrere Wochen tagsüber in Wohnstrukturen im Zentrum, gehen aber abends und an den Wochenenden nach Hause. «Es ist das erste solche Angebot für diesen psychiatrischen Bereich in der Region», so Schunk. Und auch hier passe es genau zu Problematiken, die wegen der Coronakrise auftreten. Mindestens eine Person habe sich bereits explizit deswegen bei der Tagesklinik angemeldet.
So gut das neue Zentrum in die aktuelle Lage passt, so ist es eigentlich Teil der langfristigen Strategie «ambulant vor teilstationär vor stationär», die überall im Gesundheitswesen angestrebt wird. Im «Zentrum für Psychische Gesundheit» erwartet die PBL, dass 60 Mitarbeitende in der Erwachsenpsychiatrie im 2. und 3. Stock pro Jahr rund 2'000 Patienten betreuen, dazu noch zehn Mitarbeitende in der Tagesklinik für 200 Patienten. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) im 3. und 4. Stock arbeiten 39 Personen für rund 1500 Patienten pro Jahr.
Der dritte Stock ist dabei zweigeteilt, denn neu sollen die Synergien zwischen Erwachsenen- und Jugendpsychiatrie für Patienten in der Adoleszenz stärker genutzt werden, wie Stefan Müller, Leiter der KJP in Binningen, betont. Auch bei den Patienten scheint das neue Zentrum anzukommen: «Viele Eltern und Kinder lobten, wie hell und modern jetzt alles sei, gerade im Vergleich zum alten Standort auf dem Bruderholz», so Müller, der schmunzelnd anfügt: «Wer hierherkommt, würde nie vermuten, dass der Kern eigentlich noch immer ein Altbau aus den Siebzigern ist.»