Seit diesem August steht das ehemalige Kaufhaus in Sissach unter neuer Leitung. Diese bringt seit diesem Herbst jeden Donnerstag Kulturschaffende aus der Region auf die Bühne.
Die Freude ist gross bei Kaspar Geiger und Andreas Daniel Müller. Die beiden Theaterschaffenden – Geiger ist Regisseur, Müller Schauspieler – verwirklichen im Sissacher «Cheesmeyer» ihre Vision eines offenen Kulturhauses. Im August dieses Jahres hat ein neues Team den Betrieb übernommen, darunter Mitglieder der Theatercompany Texte und Töne, die seit fünf Jahren im Haus tätig ist und der auch Geiger und Müller angehören.
Vor einem Jahr war die Stimmung noch eine andere. Der Betrieb sorgte mit der Missachtung der Corona-Schutzregeln für Aufsehen. Weil die damalige Betreiberin des Bistros auch Gäste ohne Zertifikat bewirtete, wurde die Beiz vom Kanton geschlossen.
Eine Episode, die nun definitiv abgeschlossen sein soll. «Wir sind froh, dass diese Thematik für den ‹Cheesmeyer› der Vergangenheit angehört und wir nie damit konfrontiert wurden», sagt Müller. Und beschwichtigt: Sollten nochmals Massnahmen eingeführt werden, würde man diese selbstverständlich umsetzen.
Zwei Kulturschaffende, die einen Gastronomiebetrieb führen? Ganz so einfach ist es nicht. «Wir waren weit davon entfernt, als Theatercompany in die Gastronomie einsteigen zu wollen», erzählt Geiger. Aber bei vergangenen Kulturprojekten, bei denen man das Haus mit diversen Kulturinterventionen ins Zentrum rückte, habe man realisiert, was der Ort für Menschen aus der näheren und ferneren Umgebung für ein Magnet sei. «Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung sind wir auf den Geschmack gekommen, haben uns mit anderen Leuten zusammengetan und den Verein Kulturhaus Cheesmeyer gegründet», erzählt Geiger.
Der neue Verein setzt auf die drei Teilbereiche Gastronomie, Kultur und Begegnung. Seit Oktober finden im «Cheesmeyer» jeden Donnerstag kulturelle Anlässe statt. Das Angebot haben die Verantwortlichen extra breit gefasst. «Wir wollen kein elitärer Ort sein, sondern ein Kulturzentrum mit Qualitätsansprüchen für alle», sagt Geiger. Konkret heisst das: Neben Konzerten, Lesungen und Theaterabenden stehen auch ein Kleidermarkt und gemeinsame Strickabende an.
Höhepunkt des neuen Kulturangebots ist aber die regelmässige Gesprächsreihe «Für eine friedliche Zukunft» mit Soziologe Ueli Mäder. Einmal im Monat spricht er mit Gästen über Themen, die aktuell relevant sind. «Der Andrang bei der ersten Ausgabe des Gesprächsformats mit Ueli Mäder hat uns positiv überrascht», erzählt Müller. «Wir sind überwältigt, wie viele Leute diesem und den weiteren Anlässen beiwohnen.»
Auch diese Woche findet wieder eine Ausgabe statt. Es geht um die Frage, wie Sport verbinden kann – passend zur Fussballweltmeisterschaft in Katar, die gegenwärtig eher mit bizarren Vorschriften denn mit echtem Engagement für Vielfalt auffällt.
Für das neue Kulturangebot ist der Verein auf vielerlei Unterstützung angewiesen. «Wir könnten den Betrieb nicht in dieser Form führen, hätten wir nicht so viele freiwillige Helferinnen und Helfer», sagt Geiger.
Vergangene Woche schloss der Verein zudem erfolgreich ein Crowdfunding ab. Knapp 23'000 Franken kamen bei der Online-Spendensammlung zusammen. Mit diesen sollen bisherige Ausgaben gedeckt werden. Der Verein war bei einem Grossteil der bisherigen Arbeiten und Investitionen in Vorleistung gegangen.
«Wie Sport verbindet»
Kulturhaus Cheesmeyer, Sissach. 24.11., 19 Uhr.
www.cheesmeyer.ch