Zoo Basel
Lisztäffchen sind genetische Mischwesen: Was die flauschigen Zeitgenossen aus Mittel- und Südamerika so speziell macht

Im Unterschied zu anderen Primaten sind die sogenannten Krallenaffen für ihre besonderen Fortpflanzungs-Anpassungen bekannt.

Lea Meister
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Lisztäffchen sind einzigartig, denn sie können ihre Stammzellen austauschen.

Lisztäffchen sind einzigartig, denn sie können ihre Stammzellen austauschen.

Zoo Basel

Krallenaffen, gebären fast immer Zwillinge. Sowohl in Zoos wie auch in den tropischen Wäldern ihrer Herkunftsländer in Mittel- und Südamerika. Wie der Zoo Basel am Mittwoch mitteilt, leben im Basler Zolli zwei Krallenaffen-Arten: die Goldgelben Löwenäffchen und die Lisztäffchen.

Normalerweise gebären die Äffchen Zwillinge.

Normalerweise gebären die Äffchen Zwillinge.

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2016 kam Gitana in den Zoo Basel, ein weibliches Lisztäffchen, um mit einem Männchen zusammen Nachwuchs zu züchten. Der Zolli erzählt in einer Mitteilung ihre Geschichte, wohl nicht zufällig gerade jetzt: In einem Monat wird über die kantonale Primaten-Initiative abgestimmt, der Zolli ist im Nein-Komitee. Gitana zeigte von Beginn weg eine auffällige Verhaltensweise, markierte verstärkt ihr Revier und verhielt sich gegenüber ihrem Mann sehr dominant. Bei der Untersuchung ihrer Chromosomen kam heraus, dass Gitana ursprünglich als Männchen geboren war. Sie habe noch im Mutterleib die Stammzellen ihrer Zwillingsschwester übernommen, die Gitanas weiblichen Geschlechtsorgane entstehen liess. Ein einzigartiger Austausch von Stammzellen unter Säugetieren.

Gitana gebärt Junge, die aber von ihrer Schwester abstammen

Drillinge schaffen es nur selten, da die Muttermilch nicht ausreicht.

Drillinge schaffen es nur selten, da die Muttermilch nicht ausreicht.

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Heute ist Gitana 12 Jahre alt und trotz ihrer genetischen Besonderheit fruchtbar. Da ihre Geschlechtsdrüsen von ihrer Schwester stammen, sind ihre Jungen genetisch nicht ihre, sondern die ihrer Schwester. Bisher ist Gitana achtfache Mutter, die Zwillinge der ersten Geburt sind unterdessen verstorben, bei zwei darauffolgenden Drillingen verstarb jeweils eines ihrer Jungen wenige Tage nach der Geburt. Für die Aufzucht von Drillingen reicht die Muttermilch selten aus.

Lisztäffchen sind nur im nordwestlichen Kolumbien heimisch und ihre Zahl nimmt kontinuierlich ab, sie sind also vom Aussterben bedroht. Der Hauptgrund dafür ist das Verschwinden ihres Lebensraums aufgrund von Waldrodungen. Auch die Jagd ist eine Ursache für ihr drohendes Aussterben.