Blutbad in Texas
Eklat an der Pressekonferenz über das Schulmassaker: «Das liegt an Ihnen», sagt ein Demokrat dem texanischen Gouverneur

Der Demokrat Beto O'Rourke hat am Mittwoch einen Auftritt von Gouverneur Greg Abbott gestört – mit einem emotionalen Aufruf, endlich eine Debatte über schärfere Waffengesetze zu führen.

Renzo Ruf, Washington
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Der Demokrat Beto O'Rourke (Mitte) spricht während einer Pressekonferenz in Uvalde (Texas) auf den republikanischen Gouverneur Greg Abbott (sitzend, zweiter von rechts) ein.

Der Demokrat Beto O'Rourke (Mitte) spricht während einer Pressekonferenz in Uvalde (Texas) auf den republikanischen Gouverneur Greg Abbott (sitzend, zweiter von rechts) ein.

Dario Lopez-Mills / AP

Die amerikanische Politik ruht nicht, auch nicht nach an einem Massaker an 19 jungen Schülerinnen und Schüler in Uvalde. Also kam es am Mittwoch an einer Pressekonferenz des texanischen Gouverneurs Greg Abbott zu einem kleinen Eklat. Der Republikaner hatte soeben seine Ausführungen über den Amoklauf in der Robb Elementary School gesprochen und die Tat mit gesundheitlichen Problemen des 18-Jährigen begründet. Da stand in der ersten Reihe einer Mehrzweckhalle ein grossgewachsener Mann auf und begann auf die versammelten Offiziellen einzureden.

Bei dem Mann handelte es sich um Beto O'Rourke, Kandidat der Demokraten für die Gouverneurswahl im November und damit Abbotts Kontrahent. Tragödien wie das Schulmassaker vom Dienstag könnten verhindert werden, rief der Politiker sinngemäss. Und er warf Abbott vor, nichts gegen solche Vorfälle zu tun, weil sich der Gouverneur weigere, sich einer Debatte über die Verschärfung der Waffengesetze zu stellen. «Das liegt an Ihnen», sagte O'Rourke. «Solange Sie nichts ändern, werden solche Vorfälle weiter geschehen.»

Die konfrontierten Politiker reagierten empört. «Setzen Sie sich!», schrie der republikanische Senator Ted Cruz, der 2018 von O'Rourke herausgefordert worden war.

Die Reaktionen sind gespalten

Don McLaughlin, der Stadtpräsident von Uvalde, beschimpfte den Demokraten als einen «kranken Hurensohn» und «Arschloch». Auch implizierte der Lokalpolitiker, dass die Demokraten für Schulmassaker verantwortlich gemacht werden könnten. Gemässigter drückte sich Abbott aus, der darauf hinwies, dass sich im Saal trauernde Eltern aufhielten und jetzt nicht der Zeitpunkt sei für solche politische Stellungnahmen.

O'Rourke wurde von den anwesenden Polizisten aus dem Saal geführt. Die Reaktionen auf seinen Auftritt waren gespalten. Im Saal waren auch aus dem Publikum Buh-Rufe zu hören. Auf dem Internet-Kurznachrichtendienst Twitter erhielt er Zuspruch von demokratischen Parteifreunden und Angehörigen von Opfern früherer Massaker. So schrieb Fred Guttenberg, der während des Massakers in Parkland im Februar 2018 seine Tochter verloren hatte: «Du bist mein Held, Beto.»

Abbott sagte nach dem Vorfall, er weiche einer Debatte über schärfere Waffengesetze nicht aus. Er verwies dabei auf Diskussionen im texanischen Staatsparlament. Schärfere Waffengesetze allein könnten Amokläufer aber nicht stoppen, sagte der Republikaner, und verwies auf die Grossstadt Chicago, in der trotz strengen Vorschriften seit Jahresbeginn mehr als 200 Menschen ermordet wurden.