Das ist der Mann, der Schwule steinigen lassen will: Er ist ehemaliger Partylöwe, Vater von zwölf Kindern und Sultan von Brunei

Hassanal Bolkiah ist einer der reichsten Männer der Welt und war ein Partylöwe von Weltruf. Doch im Alter verpasst der Monarch seinem Staat mittelalterliche Scharia-Gesetze.

Ulrike Putz, Singapur
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Hassanal Bolkiah, Sultan von Brunei (in rot). (Bild: EPA)

Hassanal Bolkiah, Sultan von Brunei (in rot). (Bild: EPA)

Viele Jahre lang verwendete Hassanal Bolkiah seine Energie vor allem auf ein Ziel: die weltbesten Partys zu schmeissen und ordentlich zu protzen. In den 1980er- und 90er-Jahren liessen der Sultan von Brunei und sein Bruder Prinz Jefri es regelmässig richtig krachen, feierten mit Supermodels auf ihrer Superjacht namens «Tits» und zogen mit Filmstars um die Häuser.

In Bruneis Hauptstadt Bandar Seri Begawan liess sich der Monarch einen Palast mit 1788 Zimmern und 257 Bädern errichten, der in den wilden Jahren auch einen veritablen Harem mit Dutzenden Frauen beherbergt haben soll.

Tausende Gäste eingeflogen

Des Sultans Kollektion von Luxus­karossen schwoll bald auf mehrere Tausend an, darunter ein vergoldeter Rolls-Royce. Anlässlich seines 50. Geburtstags liess Sultan Bolkiah 1996 gut 25 Millionen Dollar springen, für die tagelangen Feierlichkeiten Tausende Gäste einfliegen und ein Stadion errichten, in dem erst Michael Jackson auftrat und Bolkiah dann mit Prinz Charles und anderen Mitgliedern des internationalen Jetsets Polo spielte.

Die konservative Kehrtwende

Doch in den vergangenen Jahren hat der Partylöwe Bolkiah eine Kehrtwende hingelegt, die seinesgleichen sucht. Der 72-Jährige hat seinen von etwa 450'000 Einwohnern bewohnten Kleinstaat auf der Insel Borneo, den er in absolutistischer Manier regiert, Schritt for Schritt in einen streng islamischen Staat umgewandelt. Alkohol ist schon lange streng verboten, wer das Freitagsgebet schwänzt, dem droht Gefängnis.

Drakonische Strafen für Schwule, Diebe und Ehebrecher

Auch Homosexualität ist bereits seit 2014 illegal. Doch das reichte dem Sultan nicht: Vergangene Woche verkündete der Vater von zwölf Kindern, dass die Zügel weiter angezogen würden. Seit vergangenem Mittwoch werden Schwule, Ehebruch und Abtreibung mit Tod durch Steinigung bestraft. Dieben sollen eine Hand und ein Fuss amputiert werden.

Die drakonischen Strafen seien mit dem Islam im Einklang und somit richtig, argumentierte der Monarch in einer seltenen Fernsehansprache an sein Volk: Brunei werde niemanden um Rat fragen, wenn es darum gehe, die Gesetze der Scharia anzuwenden.

Internationaler Aufschrei

Dem Schritt zurück ins Mittelalter folgte ein internationaler Aufschrei. Die Vereinten Nationen verurteilten die neuen Gesetze als «grausam und unmenschlich». Prominente wie George Clooney, Elton John und Ellen DeGeneres forderten den Boykott von zwölf internationalen Luxushotels, die im Besitz des Sultans sind. Vor den Edelherbergen in London, Los Angeles und Beverly Hills demonstrieren Tausende.

In Grossbritannien, zu dem der Sultan ein besonders enges Verhältnis pflegt, beraten mehrere Universitäten, ob sie dem Adligen seine zahlreichen Ehrendoktorwürden entziehen sollen. Die Queen wurde aufgefordert, Bolkiah den Rang des Luftmarschalls und Admirals der britischen Marine abzuerkennen. Bis zu seiner Unabhängigkeit 1984 war Brunei ein britisches Protektorat. Der junge Prinz besuchte in Grossbritannien eine Militärakademie, bevor er die Nachfolge seines Vaters antrat.

Der Mann wird weltweit hofiert

Ob die Proteste greifen und den Sultan zum Einlenken bewegen, ist fraglich: Angesichts Bruneis märchenhaften Reichtums an Öl- und Gasreserven wird der Sultan weltweit hofiert. Schon wurden Stimmen laut, die abwiegelten, der Sultan werde im Alter zwar etwas sonderlich, das dürfe man aber nicht so ernst nehmen.

Auch daheim sehen viele Einwohner Bruneis keinen Grund, sich gegen ihren Herrscher zu stellen, denn der gibt sich gern spendabel: Seine Untertanen verdienen nicht nur das weltweit vierthöchste Durchschnittseinkommen, sie zahlen auch keine Einkommenssteuer, Wohnungen werden subventioniert, Schulen, Universitäten und die Gesundheitsversorgung sind zudem gratis.