Kommentar
Liz Truss steht vor einer schweren Aufgabe: Den Briten drohen politische Unruhen

Explodierende Energiepreise, Inflation, Rückgang der Reallöhne: Die neue Regierungschefin tritt ihr Amt zu einer Zeit an, in der viele ihrer Landsleute finanziell straucheln.

Sebastian Borger, London
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Die neue Regierungschefin Liz Truss bei ihrer Antrittsrede.

Die neue Regierungschefin Liz Truss bei ihrer Antrittsrede.

Frank Augstein / AP

Das Ergebnis war erwartet worden, am Montag kam die Bestätigung: Am Ende eines langen Auswahlprozesses wird Aussenministerin Liz Truss neue konservative Parteichefin und damit auch automatisch Premierministerin Ihrer Majestät. Die Machtübernahme signalisiert das Ende der gut dreijährigen Amtszeit von Boris Johnson. Die Enthüllungen über dessen Lockdown-Partys empörten die Bevölkerung. Anfang Juli zwang die Fraktion den Chef zur Demission.

Gestützt auf die harte nationalistische Rechte ihrer Partei hat sich nun Liz Truss an die Spitze gekämpft. Sie will Unternehmenssteuern senken und Reiche entlasten. Die eklatante soziale Ungleichheit wird eher noch zunehmen: Auf dem Rücken der arbeitenden Bevölkerung erhält die klassische Tory-Klientel der Rentner Subventionen, während für junge Leute der Traum vom Eigenheim in unerreichbare Ferne rückt.

Wie werden die Briten damit umgehen? Angesichts des massiven Rückgangs der Reallöhne und einer Inflation im zweistelligen Bereich haben Berufsgruppen von Eisenbahnern oder Krankenschwestern bereits Arbeitskämpfe angekündigt. Auf die exorbitant steigenden Preise für Gas und Strom reagieren immer mehr Briten mit Zahlungsverweigerung. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass dem Vereinigten Königreich unter seiner noch weiter nach Rechts rutschenden neuen Regierung schwere Zeiten bis hin zu politischen Unruhen bevorstehen.