Clan del Golfo
Meistgesuchter Drogenboss in Kolumbien gefasst

Er wird mit Pablo Escobar verglichen: «Otoniel» führte eines der stärksten Verbrechersyndikate.

Drucken
Pablo Escobar (links, † 1993) war Kolumbiens berüchtigtster Drogenbaron. Nun wurde «Otoniel» verhaftet.

Pablo Escobar (links, † 1993) war Kolumbiens berüchtigtster Drogenbaron. Nun wurde «Otoniel» verhaftet.

Bilder: EPA, AP

Kolumbianische Sicherheitskräfte haben Dairo Antonio Úsuga alias «Otoniel», den obersten Chef des kolumbianischen Drogenkartells «Clan del Golfo» und einen der mächtigsten Drogenhändler des südamerikanischen Landes, gefasst.

«Es ist der entscheidende Schlag, der dem Drogenhandel in diesem Jahrhundert versetzt wurde», sagte der kolumbianische Präsident Iván Duque, der mit Superlativen nicht sparte, in einer Pressekonferenz am Samstag. «Er ist nur mit dem Fall von Pablo Escobar in den 1990er-Jahren vergleichbar.»

Für Hinweise, die zu seinem Aufenthaltsort und seiner Ergreifung führen, waren in Kolumbien bis zu drei Milliarden Pesos, umgerechnet 700000 Euro, ausgesetzt gewesen. Die amerikanische Regierung hatte dafür fünf Millionen Dollar geboten. Dem 50-Jährigen werden neben Drogenhandel auch Mord, Erpressung, Entführung, Verschwörung und die Rekrutierung Minderjähriger vorgeworfen. Gegen ihn liegen laut Duque Auslieferungsanträge vor.

Sein «Clan del Golfo» (Golf-Clan), hervorgegangen aus rechtsgerichteten Paramilitärs, gilt als eine der stärksten Drogenorganisationen Kolumbiens, auf deren Konto der tonnenweise Schmuggel vor allem von Kokain nach Mittel- und Nordamerika geht. Zudem ist er in illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt und für zahlreiche Morde und Vertreibungen verantwortlich.

50 Jahre Bürgerkrieg und mehr als 220000 Tote

Kolumbien litt mehr als 50 Jahre unter einem Bürgerkrieg zwischen Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Mehr als 220000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden innerhalb Kolumbiens vertrieben. Die grösste Rebellen-Organisation Farc schloss 2016 einen Friedensvertrag mit der Regierung.

Die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Land hat sich seitdem verbessert. Aber der Frieden ist fünf Jahre nach dem Abkommen brüchig: Die kleinere Guerillagruppe ELN ist noch immer aktiv; auch Tausende ehemalige Farc-Kämpfer und Verbrechersyndikate wie der Golf-Clan, die in das entstandene Vakuum vorgestossen sind, liefern sich bewaffnete Kämpfe untereinander. (dpa)