Ukraine
«Das ist ein Angriffskrieg»: Russland überfällt die Ukraine – was bislang bekannt ist

Der Angriff beschränkt sich nicht auf den Osten - aus dem ganzen Land kommen Berichte über Bombenangriffe. Russische Panzer greifen auch vom Norden und von der Krim aus an. Das Wichtigste im Überblick.

Fabian Hock
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Ein Mann arbeitet an einer Kreuzung in Kiew von einer Barrikade aus als Verkehrspolizist.
153 Bilder
Tetyana wurde aus der Stadt Irpin evakuiert.
Angestellte des Kinderspitals in Kiew ruhen sich im zum Bunker umfunktionierten Keller aus.
Eine Demonstrantin bei einer Friedensdemonstration auf dem Berner Bundesplatz.
Präsident Selenski spricht via Live-Schaltung an der Kundgebung in Bern und dankt der Schweiz, dass sie sich den Sanktionen angeschlossen hat. Gleichzeitig fordert er vom «Bankenland» mehr Engagement gegen Oligarchen und kritisiert Nestlé dafür, sich nicht aus Russland zurückzuziehen.
Eine Frau weint vor einem zerstörten Wohnhaus in Kiew.
Zwei Soldaten inspizieren den Schaden auf dem Dach eines Wohnhauses in Kiew, nachdem dieses in der Nacht beschossen wurde. Dabei wurden drei Personen verletzt und eine Person getötet.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski spricht auf einer Videoleinwand im Bundestag und bekommt Applaus von der Bundesregierung. Danach ging der Bundestag zur Tagesordnung über, wofür er teils heftige Kritik erntete.
Das Theater in Mariupol wurde von russischen Raketen zerstört. Im Luftschutzkeller darunter versteckten sich rund 1300 Menschen. Ersten Angaben zufolge, sollen viele überlebt haben. Auf Satellitenbildern ist zu sehen, dass das Theater zuvor mit dem russischen Wort für "Kinder" beschriftet war.
Seltene fröhliche Momente: Ein Mann lacht, während er mit Soldaten und Nachbarn einen Schützengraben baut.
Neugeborene im Luftschutzkeller eines Spitals.
Evakuierungen scheitern: Tausende sitzen in Mariupol fest.
Bild der Zerstörung in Irpin, ein Vorort von Kiew.
Demo in Berlin gegen den Krieg in der Ukraine am Samstag
Ukrainische Soldaten helfen einer Frau in der ukrainischen Stadt Irpin.
Humanitäres Hilfscenter in Przemysl in Polen, direkt vor der Grenze zur Ukraine.
Geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer warten am Bahnhof in Przemysl, Polen.
Ein Vater verabschiedet sich in Kiew von seiner Tochter, die in einem Zug nach Lwiw sitzt.
Die Geburtsklinik in Mariupol nach einem Bombenangriff.
Die Geburtsklinik in Mariupol nach einem Bombenangriff.
Die Geburtsklinik in Mariupol nach einem Bombenangriff.
Eine verletzte Schwangere in der Geburtsklinik Mariupol, die durch Bombenangriffe zerstört wurde.
Dieses Bild der Stadt Mariupol zeigt eine Klinik nach einem Bombenangriff.
Die Menschen fliehen über eine zerstörte Brücke.
Russische Soldaten fahren auf Panzern in der Nähe von Kiew.
Eine Frau und ein Kind nach der Flucht nach Mdyka, Polen.
Auch in Argentinien gehen Menschen auf die Strasse um Frieden in der Ukraine zu fordern.
Ehemaliger Box-Weltmeister Wladimir Klitschko besucht einen Stützpunkt in Kiew.
Geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer warten in Medyka, Polen, auf den Weitertransport.
Ein ukrainischer Soldat bewacht den Checkpoint östlich von Kiew.
Menschen sammeln sich auf der Flucht am Kiewer Hauptbahnhof.
Ukrainische Soldaten helfen einer Frau über einen improvisierten Pfad aus der Stadt Irpin in der Nähe Kiews.
Bei der Flucht aus Irpin wurden Zivilisten von einem russischen Mörserbeschuss getötet.
Ein Mann verlässt ein bombardiertes Fabrikgelände in Irpin.
Die ukrainische Soldatin Lesia Ivashchenko und Soldat Valerii Fylymonov haben sich am Sonntag an der Front das Ja-Wort gegeben.
Weltweit gehen Millionen auf die Strassen, um gegen die russische Invasion zu demonstrieren - hier etwa in Washington.
Ukrainer drängen sich unter einer zerstörten Brücke, als sie versuchen, über den Fluss Irpin aus Kiew zu fliehen.
Mitglieder der ukrainischen Territorialverteidigung an einem Checkpoint in Kiew.
Mitglied der ukrainischen Territorialverteidigung an einem Checkpoint in Kiew.
Ukrainische Soldaten patrouillieren in den Strassen von Lwiw (Lemberg).
Ukrainische Soldaten ausserhalb von Kiew.
Ukrainische Männer nachdem sie auf der Flucht den Fluss Irpin in der Nähr von Kiew überquert haben.
Ein urkainischer Soldat und ein freiwilliger Kämpfer helfen bei der Flucht über den Fluss Irpin.
Ein medizinischer Mitarbeiter im Spital Mariupol, nachdem er das Leben eines 18-monatigen Kindes, das durch Raketenangriffe verletzt wurde, nicht retten konnte.
Rauch steigt auf nach einem Angriff auf Mariupol.
Bilder einer Webcam sollen mögliche Detonationen nahe des Atomkraftwerks Saporischschja zeigen.
Bilder einer Webcam sollen mögliche Detonationen nahe des Atomkraftwerks Saporischschja zeigen.
Feuer nach einem Raketenangriff in Kiew.
Die Kleinstadt Borodyanka nahe Kiew.
Die Feuerwehr von Kiew löscht ein Gebäude, das nach Raketenbeschuss in Brand geriet.
Ein zerstörtes Wohnhaus in Chernigiv, Ukraine.
Die Stadt Chernigiv (Ukraine) nach einem russischen Luftangriff.
Die Stadt Chernigiv (Ukraine) nach einem russischen Luftangriff.
«I love Ukraine» steht auf dem Schild in Kiew.
Ukrainische Soldaten patrouillieren in der Innenstadt Kiews.
Dieses Foto wurde aus einem russischen Helikopter gemacht und vom russischen Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellt. Der genaue Ort in der Ukraine ist unklar.
Regionale Verteidigungskräfte in Kiew.
Ein Vater trauert um seinen Sohn in Mariupol.
Tausende demonstrierten in Hamburg, Deutschland, gegen den von Putin geführten Krieg.
In St-Petersburg werden Demonstrierende von der Polizei abgeführt.
Flüchtende an der polnischen Grenze bei Medyka.
Ein Flüchtlingslager am Bahnhof Przemysl in Polen.
Männer der Miliz helfen einer älteren Frau auf der Flucht, eine zerstörte Brücke in Kiew zu überqueren.
Menschen helfen einer verwundeten Frau nach dem Beschuss der russischen Armee in Kharkiv.
Satellitenbilder zeigen zerstörte Wohnhäuser südlich des Antonov Flughafens in Bucha.
Eine ukrainische Frau in Gorenka, südlich von Kiew, weint nachdem bei einem Luftangriff Wohnhäuser zerstört wurden.
Nach dem Raketenangriff auf das Polizeigebäude in Charkiw.
Ein Vater hält sein Neugeborenes in einem Spital in Kiew (2. März 2022)
Mitarbeiter verladen Hilfsgüter der Schweizer Armee für die Schweizerische Humanitäre Hilfe im Armeelogistikcenter Othmarsingen auf einen Lastwagen.
Ein polnischer Grenzsoldat trägt ein ukrainisches Flüchtlingskind über die GRenze bei Medyka (Polen).
Ein zerstörtes Auto vor dem Regierungsgebäude in Charkiw.
Rettungskräfte tragen ein Opfer aus dem zerstörten Regierungsgebäude in Charkiw.
Das zerstörte Regierungsgebäude in Charkiw.
Eine ukrainische Frau mit ihrem kranken Kind telefoniert in einem zum Bunker umfunktionierten Keller eines Kinderhospitals in Kiew.
Die Lebensmittel werden knapp (hier in der Stadt Nikolaev).
Ukrainische Soldaten patrouillieren in Kiew.
Ein bei einem Raketenangriff auf einen Wohnblock Verwundeter wird in ein Spital in Mariupol gebracht.
Zerstörte Russische Militärfahrzeuge in der Stadt Bucha, Nahe der Hauptstadt Kiew.
Aus Protest gegen den Krieg in der Ukraine haben zahlreiche Diplomaten in Genf vor der Rede des russischen Aussenministers Sergej Lawrow den Saal des UNO-Menschenrechtsrats verlassen.
Beim Platz der Freiheit im Zentrum von Charkiw hat sich eine starke Explosion ereignet.
Wie dessen Bürgermeister gegenüber Reuters sagt, soll Russland das Gebäude der Regionalregierung mit Raketen getroffen haben. Auch Wohngebiete sollen in Mitleidenschaft gezogen worden sein.
Ukrainische Flüchtlinge kommen im Nachbarland Ungarn an.
Schwere Kämpfe in Charkiw: Gasleitung steht nach Explosion in Flammen.
Ukrainische Flüchtlinge kommen an der polnischen Grenze an. Nach Regierungsangaben sind seit Beginn der russischen Invasion bereits 100'000 Menschen an der Grenze zu Polen angekommen.
Auch am Grenzübergang in Vysne Nemecke zur Slowakei sind bereits zahlreiche Flüchtlinge angekommen.
In Kiew stehen auch zivile Personen Wache, um die russischen Kämpfer zurückzuschlagen. Viele junge Männer haben sich in den vergangenen Tagen freiwillig zum Dienst gemeldet.
In Kiew, unweit des Flughafens Zhuliani, wurde am Samstagmorgen ein Wohnhaus von einer russischen Rakete getroffen.
Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba sagte dazu: «Kiew, unsere schöne, friedliche Stadt hat eine weitere Nacht unter Beschuss von russischen Bodentruppen und Raketen überlebt.»
Russische Truppen auf dem Weg ins Innere der Ukraine nahe Armiansk auf der Krim.
Russische Truppen auf dem Weg ins Innere der Ukraine nahe Armiansk auf der Krim.
Blutspuren neben einem zerstörten russischen Raketenwerfer ausserhalb von Kharkiv.
Ukrainische Soldaten bereiten sich auf die Verteidigung Kiews vor.
Auch entlang einer Strasse...
... und unter einer Brücke haben sie Position bezogen.
Die Ukrainer wehren sich gegen die eindringende russische Armee.
Der sitzende Soldat wurde bei den Gefechten in der Hauptstadt verletzt.
Hunderttausend Menschen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht oder haben sich in die Nachbarländer abgesetzt, etwa nach Ungarn (Bild) ...
... Polen ...
... in die Slowakei ...
... oder nach Rumänien.
Jene, die bleiben, suchen in den U-Bahn-Stationen Schutz.
Ein ukrainischer Soldat beäugt Teile eines abgestürzten Flugzeugs in Kiew.
Ein Berater des Innenministers sagte gemäss Reuters, die Streitkräfte hätten in Kiew ein feindliches Flugzeug abgeschossen. Danach sei es in ein Wohngebäude gestürzt.
Ob das Flugzeug bemannt oder bewaffnet war, war zunächst unklar. Laut Stadtbehörden wurden mindestens acht Personen verletzt.
Ukrainische Truppen nahe der Stadt Severodonetsk in der Ostukraine.
Panzer auf dem Tschernobyl-Gelände: Russische Truppen haben das ehemalige Atomkraftwerk erobert.
Einwohner Kiews halten die Szenen des Krieges in ihrer Heimat bildlich fest.
Nach einem russischen Raketenangriff ist das Haus, in dem Natali Sevriukova in Kiew wohnt, schwer beschädigt.
Russische Angriffe zerstören in der Ukraine auch zivile Infrastrukturen.
Feuerwehrleute löschen ein getroffenes Gebäude am frühen Morgen des 25. Februars.
In der Nacht schlugen Raketen in Kiew ein.
Die Menschen in der Hauptstadt suchen in U-Bahn-Stationen Schutz.
Die Stadtverwaltung von Kiew rief alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich möglichst in Sicherheit zu bringen. Die U-Bahn-Stationen der Stadt mit etwa 2,8 Millionen Einwohnern dienten als Schutzräume.
Auch in der zweitgrössten ukrainischen Stadt Kharkiv, die nahe der Volksrepubliken in der Ostukraine liegt, suchen die Bewohner Schutz in den U-Bahn-Stationen.
Die Luftverteidigung in Kiew hat mehrere Russische Raketen abgefangen, dabei wurde mindestens ein Wohnhaus getroffen.
Im mehrstöckigen Wohnhaus am Ostufer des Flusses Dnipro brach Feuer aus. Dort seien Trümmer einer Rakete eingeschlagen, teilte die Stadtverwaltung auf Telegram mit. Drei Menschen seien verletzt worden.
Das Satellitenbild zeigt die Schäden auf einem Flughafen in Chuhuiv.
In Zürich demonstrierten am Donnerstagabend mehrere hundert Menschen gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine.
Sie zeigten ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk.
Nach einem russischen Angriff: Trümmer in Mariupol.
Diese Frau hat sich in Mariupol mit ihrer Katze in einen Schutzraum zurückgezogen.
Eine Frau und ihr Baby verlassen Kiew in einem Bus. Tausende Menschen sind am Donnerstag geflüchtet.
Andere suchen Schutz in einer U-Bahn-Station.
Flammen und Rauch steigen nach einer russischen Attacke auf ein Privathaus ausserhalb Kiews auf.
Ein russischer Ka-52-Helikopter, der ausserhalb Kiews zur Landung gezwungen wurde.
Russische Helikopter über Kiews Stadtrand, zu sehen auf einem Screenshot aus Videomaterial der ukrainischen Polizeibehörde.
Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Foto eines abgefangenen russischen Panzers nahe Kharkiv.
Ukrainische Soldaten in der Region Donezk.
Die Menschen wollen raus aus Kiew.
Mutter und Kind warten auf einen Zug, um die Stadt zu verlassen.
In der Region Donezk wollen hingegen viele Leute in Richtung Kiew fahren. In Kostiantynivka warten sie auf einen Zug, während ein ukrainischer Polizist patrouilliert.
Im polnischen Dorohusk bereitet man sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor.
Ein beschädigtes Gebäude in Kharkiv.
Rauch und Flammen in der Nähe eines Militärgebäudes in Kiew.
Zerstörte Radaranlagen ausserhalb von Mariupol.
Nach einem russischen Angriff auf den Luftabwehrstützpunkt in Mariupol steigt Rauch auf.
Auch ein Auto wurde zerstört.
Von der Umgebung des Flusses Dnieper in Kiew aus ist eine Flamme zu sehen. Die russische Invasion in die Ukraine hat am 24. Februar begonnen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt am frühen Donnerstagmorgen, dass er Kriegsrecht verhängt habe - angesichts des russischen Angriffs.
Überreste eines russischen Angriffs in Kharkiv.
Die ukrainischen Grenzbehörden veröffentlichten Bilder, die zeigen, wie russische Panzer und Militärfahrzeuge den Armyansk-Kontrollpunkt im Norden der Krim passieren.
Die ukrainischen Grenzbehörden veröffentlichten Bilder, die zeigen, wie russische Panzer und Militärfahrzeuge den Armyansk-Kontrollpunkt im Norden der Krim passieren.
Die Menschen verlassen Kiew in Scharen, was zu langen Staus stadtauswärts führt.
Bilder nach ersten Explosionen am Donnerstag in Kiew.
Hier explodierte ein unbekanntes Objekt.
In Kiew (Bild), Kharkiv und Odessa waren grosse Explosionen zu hören.
Der Schrott wird weggeräumt.
Das ukrainische Innenministerium veröffentlichte das Bild eines angegriffenen Militärgebäudes in Kiew.
Die Ukraine hat ihren Luftraum geschlossen. Bei Flightradar24.com sind die Auswirkungen zu sehen.
Ukrainische Soldaten in Mariupol.
Wladimir Putin warnte in seiner Rede andere Länder vor einer Intervention: Jeder Versuch würde zu «nie dagewesenen Konsequenzen» führen (Screenshot eines Videos, das von der russischen Regierung veröffentlicht wurde).
Blick auf Kiew am Morgen des 24. Februars 2022, dem Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Ein Mann arbeitet an einer Kreuzung in Kiew von einer Barrikade aus als Verkehrspolizist.

AP

Russische Armee beginnt Invasion

In der ganzen Ukraine sind Ziele mit Raketen angegriffen worden. Das sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in der Nacht auf Donnerstag. Der Angriff beschränkt sich nicht nur auf den Osten. Selenski verhängte den Kriegszustand im gesamten Land. Laut Medienberichten greift die russische Armee auch von der besetzten Halbinsel Krim aus dem Süden an. Wie die Nachrichtenagentur «Reuters» meldet, bringt Russland weitere militärische Ausrüstung in den Südosten des Landes. In verschiedenen Gebieten wie Luhansk, Krasna Taliwka, Milowe und Horodyschtsche sind laut ukrainischen Angaben Panzer über die Grenze gerollt. Der britischen BBC zufolge hat die Invasion ebenfalls aus dem Norden begonnen: Russische Truppen seien über die weissrussische Grenze auf ukrainisches Territorium vorgedrungen.

Die russische Invasion hat begonnen. Von Kiew aus sind Flammen zu sehen.

Die russische Invasion hat begonnen. Von Kiew aus sind Flammen zu sehen.

AP

Der ukrainische Aussenminister sprach am Morgen von einer «gross angelegten Invasion». «Friedliche ukrainische Städte werden angegriffen. Dies ist ein Angriffskrieg.» In Kiew und in weiteren Städten waren Explosionen zu hören, darunter etwa in den Hafenstädten Mariupol und Odessa.

Welche Ziele verfolgt Putin?

Bereits jetzt scheint klar: dem russischen Präsidenten geht es nicht um die besetzten Gebiete im Osten allein. Der Einmarsch aus dem Norden könnte einen direkten Angriff auf die Hauptstadt Kiew bedeuten.

Selenski richtet dramatischen Appell ans russische Volk

Präsident Selenski hat in der Nacht den Kriegszustand im ganzen Land ausgerufen. In einem dramatischen Appell wandte sich der ukrainische Präsident ans russische Volk: «Heute habe ich ein Telefonat mit dem Präsidenten der Russischen Föderation initiiert», sagte Selenski in einer Videobotschaft. «Das Ergebnis war Stille».

Deshalb wolle er sich an alle Bürger Russlands wenden. «Wir sind durch mehr als 2000 Kilometer gegenseitige Grenzen getrennt, entlang derer 200'000 eurer Soldaten und 1000 gepanzerte Fahrzeuge stehen.

Eure Führung hat ihren Schritt auf das Territorium eines anderen Landes genehmigt. Dieser Schritt könnte der Beginn eines grossen Krieges werden.» Selenski weiter: «Hört auf die Stimme der Vernunft. Die Menschen in der Ukraine wollen Frieden. Wir brauchen keinen Krieg.»

Was Putin sagt

«Ich habe beschlossen, eine Sonder-Militäroperation durchzuführen», sagte Russlands Präsident Wladimir Putin am Morgen in einer Fernsehansprache. Er forderte das ukrainische Militär auf, die Waffen niederzulegen. Weiter drohte Putin mit Vergeltung für jegliche Einmischung in den russischen Einsatz.

Der Kremlchef wiederholte seine durch keinerlei Beweise gestützte Behauptung eines angeblichen Völkermords in der Ostukraine. «Ziel ist der Schutz der Menschen, die seit acht Jahren Misshandlung und Genozid ausgesetzt sind», so Putin. «Dafür werden wir die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung der Ukraine anstreben.»

Metadaten seiner Videobotschaft deuten darauf hin, dass Putin seine Rede bereits Anfang Woche aufgezeichnet hat. Laut britischem «Telegraph» bereits am Montag.

Kremlchef Wladimir Putin hat den Überfall auf die Ukraine begonnen.

Kremlchef Wladimir Putin hat den Überfall auf die Ukraine begonnen.

AP

Wie kam es zu dieser dramatischen Eskalation?

Kremlchef Putin hatte die beiden Volksrepubliken Donezk und Luhansk als unabhängig anerkannt und auf Bitten der dortigen Marionettenregierungen Militäreinheiten entsendet. Die Region, die völkerrechtlich unbestritten zur Ukraine gehört, ist seit 2014 in Teilen von prorussischen Separatisten besetzt. Bei Kampfhandlungen mit der ukrainischen Armee starben seither rund 14'000 Menschen.

So reagiert die internationale Gemeinschaft

US-Präsident Joe Biden hat den «unprovozierten und ungerechtfertigten» Angriff auf die Ukraine in einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski verurteilt. Biden sprach von «harten Sanktionen» gegenüber Russland. Dies werde er an diesem Donnerstag mit seinen Amtskollegen aus der Gruppe der sieben wichtigsten Wirtschaftsnationen besprechen. «Wir werden der Ukraine und dem ukrainischen Volk weiter Hilfe und Unterstützung zukommen lassen», so der US-Präsident.

EU-Ratspräsident Charles Michel hat dem ukrainischen Präsidenten in einem Gespräch die «stärkste Solidarität» der Europäischen Union versichert. Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock schrieb auf Twitter in einer ersten Reaktion: «Mit dem Angriff auf die Ukraine bricht Russland mit den elementarsten Regeln der internationalen Ordnung. Die Weltgemeinschaft wird Russland diesen Tag der Schande nicht vergessen.»