Donald Trump hat seine ersten Personalentscheidungen getroffen. Zum Chefstrategen ernannte er Steve Bannon – ein Aushängeschild der nationalistischen Rechten in Amerika.
Steve Bannon wird sich daran gewöhnen müssen, Anzüge und Krawatten zu tragen. Und vielleicht wird der soeben ernannte Chefstratege des neu gewählten US-Präsidenten auch sein Haupthaar bändigen, wenn er ab dem 20. Januar 2017 im Weissen Haus ein- und ausgeht. Andererseits: Bannon (63) hat in seiner langen Karriere als Banker, Medienboss und Politstratege immer wieder bewiesen, dass er sich um Konventionen nicht schert. Deshalb posierte er im Oktober 2015 für einen Artikel in der Zeitschrift «Bloomberg Businessweek» in Shorts und einem schlecht sitzenden Hemd – unter dem Titel «Das ist der gefährliche politische Operateur in Amerika».
Diesen Beinamen hat sich der Vertraute von Donald Trump verdient, weil er das Internet-Portal «Breitbart.com» in den vergangenen vier Jahren zu einem Kampfblatt der national-populistischen Rechten umformte. Bannon übernahm die Zügel des Medienunternehmens nach dem überraschenden Tod von Andrew Breitbart, der 2012 an einem Herzstillstand starb. Breitbart, der Mann, war ein Provokateur, der die Demokraten im Allgemeinen und die Medien im Speziellen herausforderte – und sich liebend gerne selbst inszenierte. Er vermied es aber, sich von Republikanern vereinnahmen zu lassen.
Bannon hingegen kennt keine solchen Skrupel. Er setzte von Beginn an auf die Karte Donald Trump und stand dem unkonventionellen Präsidentschaftskandidaten mit Rat und Tat zur Seite. Die rabiatesten Anhänger des Republikaners wiederum fanden auf «Breitbart.com» ein Forum von Gleichgesinnten, in dem sie sich buchstäblich austoben konnten – mit rassistischen, antisemitischen und sexistischen Kommentaren.
In den Augen von Bürgerrechtlern wurde die virtuelle Publikation damit zum Sprachrohr der sogenannten «alt right»-Bewegung, die aus den USA ein «Homeland» für weisse Europäer machen wollen. Eine Lancierung von «Breitbart.com» in Frankreich und Deutschland ist geplant, hiess es am Montag in der «New York Times». In Frankreich soll Marine Le Pen der Publikation als Vehikel dienen.
Bannon konnte sich diese Kampagnen leisten, weil er nach seiner Dienstzeit in der US-Marine als Investmentbanker viel Geld verdiente. 1990 machte er sich, nach einem Gastspiel bei Goldman Sachs, selbstständig. Den Jackpot knackte er, als er 1993 den Verkauf der Fernseh-Produktionsfirma Castle Rock an Turner Broadcasting System einfädelte – und auf ein Honorar verzichtete. Stattdessen erhielt er eine Beteiligung an den Senderechten von «Seinfeld», der kultigen Fernsehserie. Dies zahle sich noch heute aus, erzählte Bannon vor einem Jahr der Publikation «Bloomberg Businessweek».
Nach seiner Ernennung zum Chefstrategen läuten nun die Alarmglocken bei vielen Amerikanern. Sie machen Bannon, der im August zum Geschäftsführer von Trumps Wahlkampfteam ernannt wurde, für den Verfall der politischen Sitten verantwortlich. Bill Kristol, Herausgeber der neokonservativen Zeitschrift «Weekly Standard» und häufig Zielscheibe von «Breitbart.com», schrieb auf Twitter: «Gibt es ein Präzedenzfall für einen solchen verrufenen und unbeständigen Extremisten» im Weissen Haus? Reince Priebus allerdings, designierter Stabschef von Präsident Trump, wiegelte ab. Der amtierende Parteichef der Republikaner nannte Bannon einen «sehr intelligenten» Mann, der einen «kühlen Kopf» besitze.