Das Theater Basel hat am Dienstagmorgen den neuen Spielplan für die Saison 2022/23 vorgestellt. 28 Premieren und acht Wiederaufnahmen stehen auf dem Programm.
Neues von Regiegrösse Christoph Marthaler, ein Shakespeare-Klassiker und Produktionen für Familien: Das Theater Basel hat am Dienstag bekanntgegeben, wie es die neue Spielzeit gestalten will. Gemeinsam mit der vierköpfigen Schauspielleitung, Ballettdirektor Richard Wherlock und Operndramaturg Roman Reeger stellte Theaterintendant Benedikt von Peter das Programm ab Herbst 2022 vor – und versprach gleich zu Beginn viel: «Ich glaube, das ist unser bestes Programm bisher», so seine Ankündigung.
Von Peter setzt beim neuen Programm auf einige Klassiker und viele Eigenproduktionen. Spannend ist fraglos die erneute Rückkehr von Christoph Marthaler, der Ende der Achtzigerjahre seine ersten Stücke am Theater Basel inszenierte und dessen Produktion «Der letzte Pfiff – ein Drehschwindel» aktuell zu sehen ist. Nun startet er in Basel mit der romantischen Oper «Der Freischütz» (ab 15.9.) in die Saison.
Überhaupt konnte das Theater Basel für die kommende Saison einige bekannte Namen engagieren. «Wir haben unglaubliche Leute dabei, die singen», frohlockte Benedikt von Peter vor den Medien.
Für die Oper «Salome» (Inszenierung: Herbert Fritsch, Premiere am 2.10.) konnte das Theater die bekannte chinesisch-amerikanische Sopranistin Heather Engebretson verpflichten. Sie tritt zum ersten Mal in Basel auf. Und auch eine Verdi-Oper ist wieder mit im Programm: Nach «Don Carlos» ist es diese Saison «Rigoletto» (Inszenierung: Vincent Huguet) mit der Luzerner Sopranistin Regula Mühlemann.
Ein Höhepunkt im Programm dürfte die 90 Minuten kurze Oper «Intolleranza» sein, die Intendant von Peter bereits in Hannover inszenierte. Das Publikum sitzt bei ihm mitten im Chor. Das Konzept ist in Basel bereits bekannt: Auch bei von Peters «Matthäus-Passion», die diesen Frühling Premiere feierte, sind Chor und Orchester im Publikumsraum verteilt.
Im Schauspiel halten sich bekannte und neue Werke die Waage. Nicht nur Shakespeares «Sommernachtstraum», auch «Die Perser», das älteste erhaltene Drama überhaupt, gehört eindeutig zu den Klassikern. Die Klage rund um die Schlacht von Salamis wird bei der deutsch-iranischen Regisseurin Sahar Rahimi zu einer Inszenierung, die die Beziehung des Westens zum «Anderen» genauer untersucht.
In «Der Phönix aus der Währung» (16.9.) wiederum, einem Börsenthriller, kombiniert der deutsche Autor und Regisseur Bonn Park Barockmusik mit zeitgenössischen Klängen. Mit dabei ist auch der Schweizer Popsänger Dagobert. Im Oktober schliesslich kommt Sebastian Brants «Narrenschiff» (Inszenierung: Marthe Meinhold und Marius Schötz) als Singspiel auf die Bühne.
Mit «Die Aufdrängung» (27.1., Inszenierung: Marie Bues) schafft es auch der Roman der Basler Autorin Ariane Koch ins Theater. Für ihren Débutroman, der vergangenes Jahr erschienen ist, erhielt sie dieses Jahr einen Schweizer Literaturpreis. Ende Juni 2023 schliesslich erwartet das Publikum das Theaterstück «USW» von Christoph Marthaler, eine Eigenproduktion, die sich mit der Zukunft der Stadt beschäftigt und draussen stattfindet. Insgesamt scheint der Bezug zu Basel damit etwas grösser zu sein als in der aktuellen Saison.
Ballettdirektor Richard Wherlock wiederum, der am Wochenende mit «Heidi» seine letzte Eigenproduktion am Theater Basel auf die Bühne brachte, verlässt sich in seiner letzten Spielzeit auf Gastchoreografinnen und -choreografen und Wiederaufnahmen eigener Stücke. Stilistisch dürften einige Überraschungen aufs Basler Publikum zukommen. Der Ballettklassiker «Coppélia», der auf E.T.A. Hoffmanns «Sandmann» beruht, wird bei Choreograf Edward Clug zu einem modernen Tanzabend im Industrial Design.
Auch mit Choreograf Martin Zimmermann, dessen Stücke jeweils kleine, absurde Zirkusspektakel sind, hat sich das Theater einen spannenden Gast mit an Bord geholt. Er wird das Ballett «Ciao Ciao» inszenieren – ein Stück, das sich explizit auch an Familien richtet. Intendant Benedikt von Peter betonte an der Pressekonferenz, vermehrt auch das junge Publikum einbinden zu wollen. In jeder Sparte werde deshalb ein Kinderstück gezeigt.
Für Veränderung spricht auch der Besuch des jungen Choreografieteams Marne und Imre van Opstal aus Holland, die stilistisch eher dem Tanztheater als dem klassischen Ballett zuzuordnen sind. Den Tanzabend «Imbalanced Parallels» bestreiten sie gemeinsam mit einem anderen jungen Team aus Italien.
Wie stark das Theater den Kontakt zur Bevölkerung sucht, wird auch an den neuen Formaten ersichtlich, die gestern nur kurz vorgestellt wurden. Wer ein Ballettabo besitzt, erhält in dieser Saison ein Meet & Greet, also ein Treffen mit dem scheidenden Ballettdirektor Richard Wherlock. Und für all jene, die sich auch für den Blick hinter die Kulissen interessieren, dürfte das neue Format «Oper von unten» spannend sein. Bei einzelnen Opernvorstellungen gibt es neu zwei Plätze im Orchestergraben zu vergeben.
Ebenfalls in die neue Saison fällt der Startschuss zum neuen Projekt «Theater Public». Nach dem Foyer soll nun das ganze Theater zugänglicher werden. Mit dem neuen Lift, der von der Theaterstrasse ins Foyer führt, ist bereits ein entscheidender Schritt getan. Schliesslich will von Peter nicht nur das junge Publikum gewinnen, sondern auch die älteren Gäste im Haus behalten.