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Porträt-Serie zur Auswahl 20 im Aargauer Kunsthaus. Heute Performerin und Multimedia-Künstlerin Angela Anzi, die vom Kuratorium Unterstützung erhält.
Es ist Kunst für Neugierige und Geduldige. Zwanzig Minuten dauert das Video mit dem geheimnisvollen Namen «Hilfestellungen an Objekten 5». Vor dem Bildschirm steht ein Bänkli, Zusehen geht also bequem. Doch zuerst lockt nicht das Bild, sondern der Ton. Rhythmisches Scharren, Luftzug und Wassergeplätscher erfüllen den Raum. Karge, schöne Töne, die neugierig machen, weil wir sie irgendwie kennen, aber nicht identifizieren können.
Urheberin dieser Arbeit ist Angela Anzi, 39. Sie sehen wir im Film, wie sie in einer verlebten Industriehalle in Flipflops mit Holzsohlen knirschend über den Boden schlurft, mit Gebläsen Kehrichtsäcke sich knisternd aus Tonkrügen aufplustern lässt, schleifend eine Leiter zu einem Podest unter der Decke schleift – und kaum ist sie oben, plätschert Wasser dumpf auf den Boden, fährt eine Rinne aus, auf der kratzend ein schwarzer Kübel herunterrutscht.
Besonders poetisch muten die Szenen am vieleckigen Wasserbecken aus Beton an: Die Künstlerin plätschert und tropft, giesst und verursacht Wellen:
Video: Angela Anzi und Kamerafrau Maya Connors
Diese Vielschichtigkeit in der künstlerischen Arbeit von Angela Anzi hat auch das Aargauer Kuratorium überzeugt. Es «würdigt die mediale Verschränkung von Bildhauerei, Klangkunst, Performance und Film mit einem Förderbeitrag», heisst es im Flyer über die zehn Beiträge des Aargauer Fördergremiums.
«Die 10000 Franken kann ich besonders in dieser pandemischen Zeit sehr gut gebrauchen», sagt Angela Anzi am Telefon. «Der Förderbeitrag ermöglicht es mir, meine Projekte weiterzutreiben, die bis Mitte 2021 anstehen.» Wir erreichen sie in Hamburg, wo sie von 2008 bis 2017 an der Hochschule für bildende Künste studiert und mit dem Master abgeschlossen hat. Eingeschoben hat sie ein Semester an der Goldsmith University of London. Sie lebt in Hamburg und Basel, dort hatte sie sich vorher zur Logopädin ausgebildet. Damit verdient sie heute zeitweise ihr Geld. Und ihr Bezug zum Aargau? «Ich bin im Fricktal aufgewachsen, wo ich vom dritten bis zum zwanzigsten Lebensjahr gewohnt habe, die meiste Zeit davon in Gipf-Oberfrick.»
Angela Anzi reizt multimediales, transdisziplinäres Arbeiten. «Hilfestellungen für Objekte 5» ist ein gutes Bespiel dafür. Anzis Grundfragen: Wie verändern sich Wahrnehmungsgewohnheiten? Wie kreiere ich Atmosphären? Welche Qualitäten haben Objekte, Klänge, Beziehungen? Wann beginnen Objekte selbst zu agieren?»
Die Arbeit entstand als Live-Performance für die Hamburger Hallo Festspiele 2019. Danach hat Anzi die Aufführung für den Film überarbeitet und von 45 Minuten auf 20 Minuten verkürzt. «Ich habe zusammen mit der Kamerafrau Maya Connors die Installation und Performance neu inszeniert, so dass sie vor der Kamera funktioniert. Der Film ist das, was bleibt.»
Die Arbeit wirkt sehr aufwendig. «Ich habe rund drei Monate vor Ort an der Ausführung gearbeitet. Am Bau der Objekte, des Bassins und des hängenden Würfels, an der Inszenierung der Objekte, der Choreografie und Dramaturgie. Dazu kam ein halbes Jahr konzeptionelle und organisatorische Vorarbeit.»
Medienübergreifend und raumgreifend will Angela Anzi auch weiterhin arbeiten. «Die Kunst ist das Ziel», sagt sie.
Für die Auswahl im Aargauer Kunsthaus können sich Künstlerinnen und Künstler auch beim Aargauer Kuratorium bewerben. Eine Jury wählt Kunstschaffende aus und spricht Beiträge. 2020 gab es vier Werkbeiträge à 30'000 Franken und sechs Förderbeiträge à 10'000 Franken.
Hier sehen Sie die alle finanziell unterstützten Werke:
Auswahl 20. Aargauer Kunsthaus, bis 24. Januar. (Bitte beachten Sie die besonderen Öffnungszeiten, Sonntage und Feiertage geschlossen).