The Wellington
Regisseur Franco Zilli: «Von der ersten Idee ist noch der Name übrig»

Ein Blick hinter die Kulissen des Kurzfilms «The Wellington». Franco Zilli und sein Produktionsteam waren drei Tage zu Besuch im Atrium-Hotel Blume in Baden

Noëlle König
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Franco Zilli hat einen Teil seiner filmischen Ausbildung in Kanada absolviert. «The Wellington» ist bereits der zwölfte Kurzfilm, den der 31-Jährige dreht.

Franco Zilli hat einen Teil seiner filmischen Ausbildung in Kanada absolviert. «The Wellington» ist bereits der zwölfte Kurzfilm, den der 31-Jährige dreht.

Alex Spichale

Das Bett ist mit Staubfussel überzogen, das Kissen zerknautscht, Kleiderbügel liegen auf den Laken, die Vorhänge sind zugezogen, kalter Rauch hängt in der Luft, es riecht ein bisschen muffig. Wer möchte in so einem Hotelzimmer übernachten? Niemand. Muss aber auch nicht. Schaut man sich weiter im Zimmer um, entdeckt man vor dem Fenster eine Lampe, die durch gelbe Folie Tageslicht simuliert, in der Ecke eine Filmkamera. Wir sind am Set des Kurzfilmes «The Wellington», der dieser Tage im Atrium-Hotel Blume in Baden und im Hotel Bären in Suhr gedreht wird.

Ein letztes Mal wird der Abdruck auf dem Kissen präpariert. Dann ruft der Regieassistent: «Wir sind so weit, es geht los.» Noch einmal wird Rauch ins Zimmer geblasen, den Regisseur hört man noch fragen, ob das nichts mache wegen der Sprinkleranlage, dann ist es ruhig. «Ton?» «Bereit!» «Kamera?» «Kamera läuft!» «Klappe?» «Szene 2b, Take 1.» «Action!»

Beat Schlatter als Hotelbesitzer Ueli und Patric Gehrig als Promi-Manager Mr. Jones betreten das Zimmer. «This is it», erklärt Ueli in gebrochenem Englisch. «This is your presidential suite? For which president?» Kaum hat Mr. Jones den Satz fertig gesprochen ruft der Kameramann «Cut!». Das Kabel des Tontechnikers ist im Bild. Eine Verlängerung muss her. Das heisst wieder Pause. «Ich bekomme langsam Kopfschmerzen von den vielen Pausen», hört man jemanden im Hintergrund sagen. Es sei bei diesem Dreh aber nicht schlimmer als bei anderen, entgegnet Schlatter.

«The Wellington» ist ein ehemals beliebtes Erholungshotel irgendwo in der Schweiz. Vor rund 20 Jahren hat Ueli das Hotel übernommen. Seither geht es mit dem ehemaligen Prunkstück bergab. Da sich kaum noch Gäste in das Hotel verirren, ist die Belegschaft auf vier Personen geschrumpft und alle machen, was sie wollen. Einzig der Page Giuseppe scheint zu verstehen, dass es so nicht weitergehen kann. Als ein amerikanisches Starlet mit ihrer gesamten Entourage Zimmer bucht, geht es im Hotel drunter und drüber. Und Giuseppe wittert seine Chance, das Hotel zu retten.

Die Idee für den Film kam Regisseur Franco Zilli bei einem Aufenthalt in London. Er und seine Kollegen gastierten immer im gleichen Hotel, wenn sie in der Stadt an der Themse waren. Zilli erklärt: «Es war eine grosse alte Villa mit einem Tor vor der Auffahrt. Innen war es sehr dunkel, ein bisschen heruntergekommen. Es hatte kaum Leute und der Typ an der Rezeption war irgendwie seltsam. Dieses Hotel hiess ‹The Wellington›.» 2008 hat Zilli angefangen, am Drehbuch zu arbeiten. Von der ersten Idee sei aber nur der Name geblieben. Auch die Vorstellung, wie sein «The Wellington» aussehen soll, hat sich mehrfach geändert. «Zuerst dachte ich, das Bad Lostorf wäre passend. Als wir aber nach Baden kamen, um das Hotel Blume zu besichtigen, wusste ich, genau das muss es sein», sagt Zilli begeistert. Das Jugendstil-Gebäude mit dem Atrium, den wunderschönen Gängen und Zimmern sei einfach perfekt. Und Zilli ergänzt: «Wir müssen uns Mühe geben, dass es nicht zu schön aussieht.»

Mit Beat Schlatter konnte der Jungregisseur aus dem Kanton Aargau einen bekannten Schweizer Schauspieler für sein Projekt gewinnen. Er habe ihm einfach ein E-Mail mit dem Drehbuch geschickt, erzählt der 31-Jährige. Nach einem Treffen habe ihm Schlatter einen positiven Bescheid gegeben. «Wenn man ein Drehbuch liest, muss es eine Rollenfantasie auslösen, sonst wird es langweilig. Die Rolle von Ueli hat mich erotisiert. Deshalb wollte ich in dem Stück mitspielen», erklärt Schlatter.

Wann und wo der Film zu sehen sein wird, ist noch nicht klar. Das Ziel von Zilli ist es, ihn bis Anfang Herbst fertigzustellen. Dann will er ihn für verschiedene nationale und internationale Filmfestivals anmelden, erzählt er. Dann wird das Gespräch mit dem Regisseur von seinem Assistenten unterbrochen: «Komm Franco, wir müssen weiter-machen.» Zilli verschwindet im Zimmer und von der anderen Seite der Türe sind nur noch die Worte «Szene 2b, Take 11» und «Action» zu hören.