Interview
Sie macht Schluss mit Rosarot und Rüschen: Stephanie Pfeffer singt bei «Wilhelmina» in der Operette

In Hallwyl will die Operette mehr sein als seichte Sommerunterhaltung. Die Sopranistin Stephanie Pfeffer erzählt, wie das gelingen soll.

Anna Raymann
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Die Sopranistin Stephanie Pfeffer steckt mitten in den Proben für die erste Operette bei «Wilhelmina».

Die Sopranistin Stephanie Pfeffer steckt mitten in den Proben für die erste Operette bei «Wilhelmina».

Bild: Renate Berger

In diesem Sommer löst «Wilhelmina – Fest der Künste» die Oper Hallwyl ab. Vieles wird anders, eine Operette wird es trotzdem geben. Die Sopranistin erzählt von den ersten Proben.

Was spielt ihr?

Stephanie Pfeffer: Wir spielen «Der Ehemann vor der Tür» von Jacques Offenbach, eine im Grunde klassische Operette. Es geht um Intrigen und Betrug an einem Hochzeitsfest. Unsere Inszenierung holt die Operette aber aus der Ecke der seichten Sommerunterhaltung heraus. Sie stellt für einmal nicht die lustige Melodie, nicht das Rosarot und die Rüschen in den Vordergrund, sondern sucht eine zeitgemässe Interpretation dieser intriganten Liebesgeschichte.

Was interessiert dich an deiner Rolle?

Rosine, die ich spiele, ist meist das Naivchen des Stücks, hier ist die Rolle mit Tiefe angelegt. Sie hält alle Fäden in den Händen, von Männern lässt sie sich nicht gängeln, sondern rangelt mit ihnen auf Augenhöhe. Ihren Partner findet sie durch die gemeinsame Freude an Machtspielchen. Für mich als Sängerin macht die anspruchsvolle Arie die Rolle interessant, sie verlangt einiges an Können.

In Hallwyl soll es kein grosses Bühnenbild geben. Wie wird das Publikum stattdessen in das Stück geholt?

Wortwörtlich. Der Regisseur Walter Küng hat dazu eigens eine Rolle hinzugeschrieben und tritt im Stück als Tafelmajor auf, der die Hochzeit moderiert. Unter seiner Leitung wird das Operettenpublikum kurzerhand zum Hochzeitsvolk das dazu eingeladen wird, das Bühnenstück mit einem Tanz zu eröffnen. Die Proben laufen gut, das Zusammenspiel harmoniert, jetzt freuen wir uns vom Wechsel von den Probenräumen auf die Bühne im wunderbaren Schlosshof.

Inwiefern erleichtern Operetten dem Publikum den Zugang zur Klassik?

Ich finde, man sollte sich nicht dafür entschuldigen, Klassik zu machen. Mit der Operette wollen wir uns nicht anbiedern. Die Inszenierung nimmt das Genre durchaus ernst. Damit hoffen wir, das Publikum auch auf einer ganz anderen Ebene abzuholen als mit simplem Bühnenklamauk.

Es ist auch für dich wieder eine der ersten Gelegenheiten zurück auf die Bühne. Wie fühlt sich das an?

Viele meiner Kollegen haben im Lockdown sehr viel geübt. Mir fehlte allerdings der Antrieb: Wozu sollte ich üben, wenn man doch nirgends auftreten konnte! So wenig wie während dieser Pandemie habe ich vermutlich noch nie gesungen. Bei der ersten Aufnahme danach fühlte ich mich körperlich wie zum Studienbeginn.

Dein Akzent klingt nach Österreich, studiert hast du in Zürich. Was verbindet dich mit dem Aargau?

Ich wohne seit einigen Jahren im Freiamt. Und 2015 stand ich tatsächlich schon einmal auf der Opernbühne in Hallwyl. Ich sang die Papagena in der Zauberflöte, eine riesige Inszenierung mit grossem Cast und aufwendigem Bühnenbild. Diesmal liegt der Fokus ganz auf uns Schauspielern, es wird viel intimer, fast wie bei einem Kammerspiel. Es ist schön, wieder hier zu sein.

Wilhelmina – Fest der Künste: 6.–29.8., Schloss Hallwyl.