Kommentar
Nicht nur Film und Theater sind Kulturgut – Schweizer Games brauchen eine bessere Förderung

In der Schweiz erhalten kleine Filme und Theaterproduktionen, die fast niemand schaut, viel mehr Geld als Games mit grösserem Potenzial. Es wird Zeit, dass sich das ändert.

Marc Bodmer
Marc Bodmer
Drucken
Game-Desi­gnerinnen und -Entwickler in der Schweiz sollten gleich lange Spiesse kriegen wie ihre deutschen Kollegen

Game-Desi­gnerinnen und -Entwickler in der Schweiz sollten gleich lange Spiesse kriegen wie ihre deutschen Kollegen

Bild: Keystone

Game-Designerinnen und -Produzenten tragen in der Schweiz das volle Risiko. Förderpötte wie sie Film, Tanz und weitere traditionelle Kunstformen kennen, gibt es für Computerspiele im Vergleich zum umliegenden Ausland nicht. Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia tut ihr Möglichstes. Doch die Mittel sind mehr als bescheiden.

Die Game-Industrie ist ein «hit-driven business». Von zehn Veröffentlichungen sind ein bis zwei Titel kommerziell erfolgreich. Vielfach werden lokale Games aus privaten Geldern finanziert. Deren Entwicklung erfolgt als Nebenjob. Ist das Ersparte aufgezehrt und das Videospiel floppt, bricht das den Game-Machern das Genick.

Diese Woche nahmen Schweizer Studios an der grössten Game-Entwicklermesse der Welt in San Francisco teil. An der Game Developers Conference holten sie sich zwei von acht «Best in Play»-Auszeichnungen! Sie gelten als Hoffnungsträger der Zukunft der globalen Game-Entwicklung.

Solcherlei internationale Anerkennungen verfangen nicht in Berns heiligen Hallen der Kulturförderung. Dort werden lieber Millionenbeträge für Spielfilme oder Theaterproduktionen gesprochen, die kaum einer sehen will und jenseits der Landesgrenzen chancenlos sind.

Es ist höchste Zeit, den Game-Desi­gnerinnen und -Entwicklern in der Schweiz gleich lange Spiesse zu geben wie beispielsweise den deutschen Kollegen. Allein das Bundesland Nordrhein-Westfalen steckte im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Euro in 35 Projekte. So können auch Beträge von 450 000 Euro für ein Game gesprochen werden und nicht nur ein paar tausend Franken wie in der Schweiz.

Zur Person

Marc Bodmer
Bild: zvg

Marc Bodmer

war unabhängiger Computerspiele-Experte der Kulturstiftung Pro Helvetia und arbeitet als Game-Consultant.