Ukraine-Krieg
Helfen, aber wie? So solidarisiert sich die Schweizer Kulturszene mit der Ukraine

Kultur ist Brückenbauerin – in Krisenzeiten mehr denn je. Musikerinnen, Sänger, Künstlerinnen und Autoren überbieten sich dieser Tage mit Ideen. Eine Auswahl.

Julia Stephan und Anna Raymann
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Wie das Kurtheater in Baden leuchten derzeit viele Kulturinstitutionen der Schweiz in den Farben der ukrainischen Nationalflagge.

Wie das Kurtheater in Baden leuchten derzeit viele Kulturinstitutionen der Schweiz in den Farben der ukrainischen Nationalflagge.

ALEX SPICHALE

Plattformen schaffen für Künstlerinnen in Not

Auf dem Blog des HEK in Basel werden ab nächster Woche Arbeiten ukrainischer Kunstschaffender gezeigt – gegen ein Honorar. Eine «poetische Luftbrücke» soll am Lyrikfestival Basel (21. 5.) eingerichtet werden: Die Übersetzer und Lyrikerinnen melden sich via Zoom aus dem Kriegsschauplatz.

Im Foyer des Theaters Basel bringen am 19. 3. zwei geflüchtete Vertreterinnen des Theaters der Dramatiker*innen in Kiew Texte von sich und Kolleginnen mit, die im Krieg entstanden sind. Am Luzerner Theater läuft bis Mitte April jeden Mittwoch die Reihe «Stay United» mit ukrainischen Künstlern und Sachverständigen.

Alles für einen guten Zweck

180'000 Franken hat das Opernhaus Zürich bei einem Benefizkonzert eingespielt. Ähnliche Veranstaltungen planen Orchester aus Basel, Bern, Luzern, Solothurn oder dem Aargau. Sogar die Schweizer Band Hecht spielt im KKL für den guten Zweck. Ebenso werden Ticketeinnahmen von Lesungen, Theatern und Filmvorführungen gespendet.

Auch Einzelkünstler sammeln fleissig. Sie verkaufen und versteigern ihre Werke oder fahren wie der Luzerner Theatermacher Damian Dlahoba gleich selbst mit medizinischem Material und Essen direkt an die Grenze und unterstützen Flüchtlinge.

Aktionen mit symbolischer Wirkung

Flagge zeigen – das wollten auch die Schweizer Häuser. Anfang März leuchteten sie in Gelb-Blau für die Ukraine oder in den Farben des Regenbogens für den Frieden. Das Theater Biel Solothurn ersetzt die auf ukrainischem Boden ausgefochtene Kriegsoper «Mazeppa» durch ein Friedenskonzert.

Das Fantoche-Filmfestival stellt für das von zwei Polinnen ins Leben gerufene Border Crossing Children’s Film Festival ein Programm zusammen, mit dem sich Kinder am polnisch-ukrainischen Grenzübergang verweilen können. Die Fondation Beyeler zeigt eine Auswahl an Goyas «Desastres de la Guerra» als Mahnmal gegen Gewalt und Krieg.

Einladen, beherbergen und einbinden

Schweizer Häuser haben eine Absichtserklärung unterschrieben, ukrainischen Kulturschaffenden die Berufsausübung zu ermöglichen. Bislang proben erst vereinzelt Geflüchtete in der Schweiz. Am Benefizkonzert der Bühnen Bern sang die Sopranistin Susanna Chakhoian, die gerade erst in Kiew auf der Bühne stand.

Das Schauspielhaus Zürich stellt Flüchtlingen eine Wohnung zur Verfügung. Die Bühnen Bern richten ein Freikarten-Kontingent für Menschen mit Schutzstatus S ein. Das Kunsthaus Zürich stellt Räume für Benefizveranstaltungen Dritter zur Verfügung und bietet angemeldeten Gruppen mit Flüchtlingen kostenlose Führungen an.

Hochschulen nutzen ihre Netze

Bestehende Netzwerke ermöglichen Kunsthochschulen rasches Handeln. Vielerorts gibt es Partnerschaften mit Hochschulen in der Ukraine, wie etwa von Luzern nach Liviv (Lemberg). Mit finanzieller Unterstützung von Stiftungen wird nun so Studierenden aus der Ukraine ein Studienplatz in der Schweiz ermöglicht.

In Luzern konnten bereits 30 Studentinnen das Kunststudium wieder aufnehmen. Schwieriger ist der Austausch mit russischen Hochschulen. Der Rektorenverband «swissuniversities» rät, die Kooperation dort zu sistieren, wo es zu «Verstössen gegen fundamentale Prinzipien der Menschenrechte» kommt.