Elektrovelos
AHV-Flitzer, Velo-Teiler oder Elektro-Neuling: Die Wahl Ihres E-Bikes sagt viel über Sie aus – eine Typologie

E-Bikes sind trendy und politisch korrekt. Sie sind nicht nur das Fortbewegungsmittel der Stunde, die Wahl des Modells sagt auch viel über den Charakter des Fahrers aus. Eine Typologie.

Martina Bortolani
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E-Bikes werden in der Schweiz immer beliebter – auch für alpine Touren.

E-Bikes werden in der Schweiz immer beliebter – auch für alpine Touren.

Bild: Keystone

Im generationenübergreifenden Universum Schweizer Mobilität boomt es ungebrochen seit zwei Jahren: das E-Bike. Nicht nur der Lockdown beflügelte die Nachfrage der elektrisch unterstützten Fahrräder, auch ein wachsendes Nachhaltigkeitsverständnis beschert der Branche traumhafte Umsatzzahlen. ­E-Bikes geniessen bei einer Mehrheit der Gesellschaft einen soliden Ruf: Sie sind trendy und politisch korrekt.

Zu den Bestsellern im Sortiment von m-way etwa gehören gemäss CEO Reto Waeffler die «S-Pedelecs» (Speed Pedal Electric Cycle), tempoorientierte E-Bikes. Aber auch vielseitig einsetzbare Velos sind gefragt, etwa die neuen Modelle Neo 1 EQ und Neo 2 EQ von Cannondale, eine Mischung aus Trekking- und Citybike.

Teilen ist das neue Kaufen

Nebst einem steigenden Absatz bei den E-Bike-Verkäufen wird sich in den Städten bestimmt das Sharing-Modell weiter eta­blieren. Denn Teilen, das bestä­tigen Trendstudien aus der ganzen Welt, ist in Sachen Mobilität der Zukunft das neue Kaufen. «Wer den eigenen CO2-Fuss­abdruck reduzieren möchte», sagt Markus Bacher, Leiter bei Publibike, «trifft mit der Nutzung unserer geteilten Bikes die richtige Entscheidung.» Die Nachfrage nach E-Bikes sei bei ihnen doppelt bis viermal so hoch wie nach konventionellen Fahrrädern.

Lust auf das Elektrovelo bekommen? Orientieren Sie sich in unserer mit einem Augenzwinkern verfassten Typologie, zu welcher Gruppe Sie gehören und welcher Typus – Trend hin oder her – nicht in jedem
Fall nur als Bereicherung im ­hel­vetischen Universum der Elektromobilität wahrgenommen wird.

Typus 1: Die Rammbock-Gümmeler

Bild: zvg

Erkennungsmerkmal
Insektenlook. Carbon-Modell, windschnittige Hightech-Sportbekleidung, aerodynamischer Helm, teure Sonnenbrille, Rennradhandschuhe, Trinkflasche, die am Körper anliegt. Tendenziell: männlich.

Fahrstil
Leistungsorientiert. Verwechselt E-Biken zuweilen mit Skeletonfahren, ganz nach dem Motto «Fixiere das Ziel mit den Augen, der Körper folgt der Schwerkraft». Missachtet aus Prinzip Verkehrsregeln, Fussgänger und Tempolimiten. Fährt in der 30er-Zone konsequent in der Strassenmitte.

Philosophie
«Need for speed».

Modell um die 6800 Franken, zum Beispiel bei www.rennshop.ch.

Typus 2: Die Nachwuchs-Transporteure

zvg

Erkennungsmerkmal
Die grosse Kiste vorne oben à la Christiania, dem alternativen Stadtteil in Kopenhagen. Inhalt: mindestens zwei behelmte Kleinkinder, die eine Banane oder eine Reiswaffel essen. Kinder tragen Helme, die Mutter nie; sie geniesst es zu sehr, dass ihr Haar vom Fahrtwind gestreichelt wird. Veja-Turnschuhe, Culottes oder Highwaist-Jeans. Falls männlich: bunte Socken, Skatermütze, singend.

Fahrstil
Tiefenentspannt. Sogar am Berg inklusive Wocheneinkäufe. Sieht nicht ein, weshalb es körperliche Ertüchtigung braucht, wenn es doch die praktische Tempounterstützung gibt.

Philosophie
«Velofahren bedeutet für mich Freiheit.»

Modell: um 3000 Franken, zum Beispiel bei www.mooris.ch.

Typus 3: Die Schweizer-Fahrer

Bild: zvg

Erkennungsmerkmal
Schweizer Qualitäts-E-Bike. Rotauf-Allwetterjacke, On-Running-Turnschuhe. Liebt Roger Federer. Immer dabei: Hochsicherheitsschloss und Helm (Kassensturz-Testsieger). Bei Nieselregen stets ein recyceltes Plastiksäckchen griffbereit, um den Sattel vor Nässe zu schützen. Gleitsichtbrille, die bei Sonne abdunkelt.

Fahrstil
Seriös. Nutzt das E-Bike für die Stadt, fährt damit zum Volg oder zur Arbeit. Bevorzugt Terrain, welches das E-Bike nicht unnötig verschmutzt.

Philosophie
«Ich bin Mitglied bei Pro Velo.»

Modell zirka 5000 Franken, bei www.m-way.ch oder um 5150 Franken, bei www.bergstrom.bike.

Typus 4: Die AHV-Flitzer

Bild: zvg

Erkennungsmerkmal
Unisex-Ausrüstung. Haben sich just zur Pensionierung je ein E-Bike angeschafft und jetzt endlich viel Zeit für Sport und Freizeit. Sind körperlich noch fit und möchten dieses Jahr – schon nur coronabedingt – das eigene Land erkunden. Beide fahren das gleiche City-Bike-­Modell «Tiefeinsteiger» (wegen seiner Hüfte). Wind­jacken, ebenfalls unisex. Passend zum Wohn­kanton, blau-weiss oder blau-rot.

Fahrstil
Ambitioniert. Immer einen Zacken zu rasant unterwegs, vornehmlich in Schrammdistanz zum Randstein des Trottoirs.

Philosophie
«Fahrtraining für E-Bike-Fahrer im Seniorenalter? Chabis!»

Modell um 3000 Franken, www.bauundhobby.ch.

Typus 5: Die Velo-Teiler

Keystone

Erkennungsmerkmal
Pragmatismus und Umweltbewusstsein. Keine auffälligen modischen Attribute. Analog zur Mobility-Mitgliedschaft sehen sie auch beim E-Bike nicht ein, weshalb man sich ein eigenes anschaffen soll, wenn es doch geteilt werden kann. Finden es praktisch, dass in jedem Miet-Bike auch ein Helm dabei ist. Und die Haare kann man wieder waschen. Schätzen die hohe Dichte an Mietstandorten sowie die moderne Auswahl an Modellen, die via App jederzeit und überall gebucht werden können.

Fahrstil
Ohne Schlen­ker zielorientiert von A nach B.

Philosophie
«Sharing is caring.»

Modell
Kein eigenes. Überzeugte Community-Mitglieder, mit oder ohne Abo.

Ab 10 Franken pro Tag bis 179 Franken für das Jahresabo «B-More» (auf Publibike), www.bikesharing.ch.

Typus 6: Die E-Bike-Einsteiger

Screenshot

Erkennungsmerkmal
Trendbewusst und spontan entschlossen, mit einem günstigen Modell einzusteigen, allenfalls sogar mit einem gebrauchten.

Fahrstil
Durchschnittlich, nur bei schönem Wetter unterwegs. Bei Regen nehmen sie das Auto.

Philosophie
Bloss auf dem Erfolgspfad bleiben.

Modell
Um 1249 Franken, etwa bei www.landi.ch oder um 900 Franken, zum Beispiel auf tutti.ch.