Untersuchungen belegen, dass Puzzeln gut ist für Seele und Geist. Der Absatz läuft nicht nur vor Weihnachten wie geschmiert. Besonders gefragt sind heute 40000-Teiler.
Der Puzzle-Test funktioniert immer: Sie legen kommentarlos eine Handvoll Puzzleteile auf einem Tisch aus, wo sich Leute unterhalten, zum Beispiel in der Cafeteria Ihres Betriebes. Es dauert garantiert nicht lange, bis der Erste instinktiv beginnt, die Teile zusammenzusetzen. Bald darauf greifen auch die anderen zu und puzzeln mit, einfach so nebenher.
Puzzles haben eine Anziehungskraft – einerlei, ob man Puzzlefan ist oder nicht. Der Mensch will einfach Einzelteile zu einem Ganzen zusammenfügen. So geht es auch Andrea Ziegler aus Schmerikon SG, die beruflich stark engagiert ist. «An Winterabenden finde ich es besonders gemütlich, zusammen mit andern zu puzzeln», erklärt die 57-Jährige. Es mache einfach Spass, gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. «Das kleine Teil im grossen Meer von Teilen zu platzieren», umschreibt sie ihre Faszination. Die ganz grossen Puzzles interessieren sie. Sie besitzt mehrere mit 1000 Teilen und hat eigens dafür ein Puzzlebrett, um über Tage dranbleiben zu können. Pro Winter kommen so doch schon mal drei solcher Puzzles zu Stande.
Diesem Zusammensetztrieb des Menschen ging die Wissenschaft auch schon nach. So haben deutsche Forschende untersucht, wie sich das Puzzeln auf das Gehirn bei Menschen ab fünfzig Jahren auswirkt. Sie fanden heraus, dass Puzzeln zahlreiche kognitive Fähigkeiten, darunter schlussfolgerndes Denken, Aufmerksamkeit und das Gedächtnis beansprucht. Es zeigte sich zudem, dass die psychische Gesundheit umso besser war, je mehr die Menschen in ihrem Leben gepuzzelt hatten. Denn Puzzeln dient auch dem Stressabbau.
Wo ein Bedürfnis besteht, gibt es auch ein Angebot. Die Spielzeugbranche frohlockt. Der Absatz von Puzzles läuft wie geschmiert: Puzzles gehören zu den meistverkauften Spielen. «Der eigentliche Boom begann im ersten Lockdown 2020. Doch Puzzeln erfreut sich schon seit langer Zeit einer grossen Beliebtheit», stellt Roger Bühler von «Franz Carl Weber» fest. Oft würde in Gruppen und Familien gepuzzelt. Im Trend lägen die ganz grossen Puzzles mit über 40000 Teilen.
Jüngere Spielende sprächen eher auf moderne Sujets an, während ältere klassische Motive bevorzugten wie Landschaften oder Bildnachstellungen. «Aufgekommen sind in letzter Zeit zudem sogenannte Exit- oder Escape-Puzzles», beobachtet Mättu Künzler vom «DracheNäscht» in Bern. Bei dieser Art von Puzzle tauchen die Spielenden in eine Story ein und lösen dabei verschiedene Rätsel.
Entspannend wirkt das Puzzeln auch auf Eliane Dürrenmatt. «Man vergisst sich dabei – es ist eine Art Meditation», findet die 49-jährige Zürcherin, die als berufstätige und alleinerziehende Mutter ausgefüllte Tage hat. Es mache ihr jedes einzelne Mal Freude, wenn sie ein passendes Teil finde. «Man wird richtig süchtig», fügt sie hinzu. Unter 1000 Teilen geht auch bei ihr nichts. Gepuzzelt wird meist alleine und im Winter, und wenn das Spiel fertig ist, bekommt es der Nächste. Auf den Briefkästen in dem Mehrfamilienhaus, wo sie wohnt, gibt es nämlich eine «Tauschbörse».