Glosse
Apropos: Die neue Art der Lebensführung

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.

Odilia Hiller
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Einsames Wandern in Alleen ist auch diesen Herbst erlaubt.

Einsames Wandern in Alleen ist auch diesen Herbst erlaubt.

Bild: Patrick Pleul/Keystone
«Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.»

Die Zeilen aus dem Gedicht «Herbsttag» von Rainer Maria Rilke fallen jetzt manchem Bildungsbürger ein. Wobei man möglichst kurz in Alleen wandern sollte. Besser bald wieder nach Hause gehen, sagt der Bundesrat.

Ist auch der letzte Winkel der eigenen Wohnung erkundet, bleibt Eskapismus, am besten per Streaming, Computerspielen und sonstigen «Guilty Pleasures». Freuden also, für die man sich einst schämen ­musste.

Es soll Menschen geben, denen das entgegenkommt, weil sie es schon immer gerne so hatten. Auf einen Schlag zu Vorbildern in Lebens­führung zu mutieren, überrascht sie selber am meisten. Im Gegensatz zu Extremsportlern hatten sie sich nie etwas auf ihre Hobbys eingebildet.