Kolumne
Querbeet von Silvia Schaub: Bald ist die Zeit, in der man die Pflanze des Jahres 2022 wieder aussäen kann

In ihrer aktuellen Gartenkolumne schreibt unsere Autorin Silvia Schaub über den Salbei und seine Verwandten. Kaum eine Pflanze ist so vielseitig wie das alte Klostergartenkraut.

Silvia Schaub
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Der Favorit der Autorin: das Lampenputzergras.

Der Favorit der Autorin: das Lampenputzergras.

Bild: Getty Images

Ihre prächtigen Blütenstände locken nicht nur Insekten an, sie betören auch unser Auge. Salbei ist eine Genusspflanze, die definitiv in jeden Garten oder auf den Balkon gehört.

Manchmal tut man gut daran, sich auf althergebrachtes Wissen zu verlassen – besonders im Garten. Aus dem 13. Jahrhundert soll der Satz stammen: Wie kann ein Mensch sterben, in dessen Garten Salbei wächst? Keltische Druiden glaubten gar, dass Salbei Tote zum Leben erwecken könne. Nun, unsterblich macht uns die Pflanze wohl nicht. Aber es gibt einige Gründe, die für sie sprechen – nicht umsonst wurde sie von Jardin Suisse zur Pflanze des Jahres 2022 gekürt.

Schon der lateinische Name Salvia deutet darauf hin, dass dank ihr einiges geheilt werden kann. Die Pflanze ersetzt nämlich eine halbe Hausapotheke. Wenn es im Hals kratzt, man ein unangenehmes Völlegefühl oder Schweissausbrüche hat, kommt Salbei zum Einsatz – sei es als Tee, als Bonbon oder Dragée. Dabei ist der Echte Salbei (Salvia officinalis) nur einer von rund 900 Arten des Lippenblütler-Gewächses. Die Gattung Salvia umfasst neben einjährigen Arten auch mehrjährige winterharte, die sowohl als Zierpflanzen wie auch für kulinarische Genüsse verwendet werden können.

Ab März kann die Aussaat beginnen – auf der Fensterbank

Nicht nur für Saltimbocca alla romana ist Salbei mit dem würzigen, leicht bitteren Aroma perfekt. Die Pflanze eignet sich zur Verfeinerung von Fleischgerichten, Suppen, Gnocchi oder Salatsaucen. Fein sind auch Salbeiküchlein mit frittierten Blättern im Teig.

Der absolute Klassiker: Saltimbocca alla Romana-Schnitzel mit Salbei kurz vor dem Braten.

Der absolute Klassiker: Saltimbocca alla Romana-Schnitzel mit Salbei kurz vor dem Braten.

Ein besonderes Merkmal neben den Blütenständen, die es nicht nur im typischen Violett, sondern auch in Rosa oder Weiss gibt, sind ihre silbergrauen, pelzigen Blätter. Besondere Geschmackserlebnisse bieten Fruchtsalbei-Arten wie etwa Ananas- oder Honigmelonen-Salbei. Mit ihren Blättern kann man herrlich duftenden Tee zubereiten. Oder man verwendet sie für Süssspeisen oder Blütenzucker.

So einfach sie auch zu pflegen sind, es gibt ein paar Punkte, die man beachten sollte. Ursprünglich stammt Salbei aus dem Mittelmeerraum, weshalb er gerne warme, sonnige und möglichst windgeschützte Plätzchen mag. Der Boden sollte steinig und wasserdurchlässig sein. Schon ab März kann man mit der Aussaat beginnen. Idealerweise erfolgt die Anzucht der Keimlinge in einem wärmenden Frühbeet oder noch besser auf der Fensterbank. Nach den Eisheiligen können die Jungpflanzen dann ins Freie gesetzt werden. Wer mehrjährigen Salbei im Garten hat, sollte nicht vergessen, ihn im Frühjahr zurückzuschneiden. Othmar Ziswiler von Jardin Suisse rät, die Triebe jedes Jahr auf 15 Zentimeter zu kürzen.

Während der Echte Salbei ins Gewürzgärtchen gehört, sorgen andere Sorten wie Sommersalbei (Salvia nemorosa) oder Pracht-Salbei (Salvia splendens) für Farbe in Beeten.

Die Wuchsformen variieren von flach und kompakt wachsenden, nur rund 40 Zentimeter hohen Sorten, bis zu fast einem Meter schlank aufrecht wachsenden. So ist Salbei ein schöner Begleiter für Stauden mit intensiven Blütenfarben. Auch mit Rosenblüten lässt er sich gut kombinieren oder mit weissen Margeriten und gelbem Sonnenhut.

Nicht nur wir Menschen freuen uns über den Salbei. Auch Bienen, Schmetterlinge und viele weitere Insekten. Noch ein Grund mehr, im Frühling ein paar Stauden anzupflanzen.