Salzmann studiert
Stadtklee ist weniger giftig – wie ist es beim Menschen?

Rund um den Globus hat sich Klee in den Städten auf die gleich Weise angepasst. Beim Homo sapiens gibt es ähnliche Tendenzen, aber auch einen grundlegenden Unterschied.

Niklaus Salzmann
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Klee scheint sich in Städten der Zivilisation anzupassen.

Klee scheint sich in Städten der Zivilisation anzupassen.

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Der Klee in der Innenstadt Torontos ähnelt eher demjenigen in der Innenstadt Tokyos als demjenigen in den Feldern und Wäldern ausserhalb Torontos. Das geht aus einer Studie hervor, in der untersucht wurde, wie sich Weissklee auf der ganzen Welt der Zivilisation anpasst.

Es zeigte sich, dass Weissklee in Städten weniger Blausäure produziert als in ländlichen Gegenden. Blausäure schützt davor, gefressen zu werden, und diese Gefahr ist in Städten geringer, also braucht es nicht so viel Blausäure. Die Pflanzen haben sich demnach weltweit auf dieselbe Weise an die städtischen Umweltbedingungen angepasst.

Eine gewisse Gleichschaltung städtischer Organismen ist auch beim Homo sapiens zu beobachten. In den Einkaufsmeilen grosser Städte sind rund um den Globus die gleichen Kleiderläden anzutreffen, entsprechend ähnelt sich das Äussere der dort anzutreffenden Menschen. Sogar im Mageninhalt der Stadtmenschen gibt es Gemeinsamkeiten, es finden sich vermehrt Überreste von Mahlzeiten gewisser Fast-Food-Ketten.

Gibt es beim Menschen auch ähnliche Phänomene wie mit der Blausäure? Der Klee muss sich offenbar in urbanen Gegenden weniger verteidigen, weil weniger Fressfeinde da sind. Auch der Mensch muss sich in Städten kaum vor tödlichen Bissen fürchten – Bären, Krokodilen und Kobras begegnet er hier äusserst selten.

Trotzdem ist das Stresslevel höher als auf dem Land. Denn der Mensch leidet in Städten unter Dichtestress, und dies nicht nur in pandemischen Zeiten. Was dagegen hilft: Park aufsuchen, in den Klee liegen und tief durchatmen. Keine Sorge, Blausäure gelangt dabei keine in den Körper.