Unkraut essen statt wegwerfen
Wenn Löwenzahn im Keller gezogen wird, bringt die Pflanze besonders zarte Triebe hervor.
© Sabine Reber
Die meisten sogenannten Unkräuter, die heute korrekterweise Beikräuter genannt werden, sind essbar. Am besten besorgt ihr euch beim Buchhändler eurer Wahl ein gescheites Bestimmungsbuch über essbare Wildpflanzen. Zur besonderen Delikatesse wird der Löwenzahn, wenn ihr ihn bleicht. Also die Wurzeln sorgfältig ausgraben, die grünen Blätter abschneiden und fein geschnitten in den Salat geben. Die Wurzeln in ein Kistchen mit feuchter Erde stecken und in den dunklen Keller bringen. Sie treiben neu aus und bilden bleiche, zarte Blätter – ähnlich wie Chicorée.
Stecklinge ziehen
Empfindlichere Pflanzen wie Tomaten mögen einen warmen Fenstersims. Töpfe braucht es dazu nicht.
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Dass man allerlei Pflanzen fixfertig bewurzelt in Plastiktöpfen im Gartencenter kaufen kann – das gibt es noch gar nicht so lange. Schauen wir eine, zwei Generationen zurück. Wenn da jemand eine neue Pflanze brauchte, dann suchte er oder sie jemanden in der Nachbarschaft, der diese Pflanze besass, und erbat davon ein paar Stecklinge. Am einfachsten lässt sich die Technik erlernen mit Minze und Rosmarin. Ihr streift von einem Zweiglein aus der Frischgemüseabteilung die Blätter in der unteren Hälfte weg. Dann stellt ihr die Stecklinge entweder in ein Glas mit Wasser oder direkt in ein Töpfchen mit feuchter Erde. Auf diese Weise können Sie fast alle Sträucher sowie Alte Rosen und Wildrosen, viele Kräuter und andere mehrjährige Pflanzen vermehren.
Kräuter und Stauden teilen
Aus eins mach vier: Meerretichwurzeln eigenen sich besonders gut zum Teilen.
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Die meisten mehrjährigen Kräuter und Blütenstauden lassen sich fast noch einfacher durch die Teilung der Wurzeln vermehren als durch Stecklinge. Ihr grabt die ganze Pflanze aus, dann schneidet ihr den Wurzelballen mit einem scharfen Messer in vier Stücke. Jedes einzeln wieder einpflanzen, gut angiessen. Auf dem Balkon sollten Sie die neu geteilten Pflanzen zuerst ein paar Tage in den Halbschatten und nicht sofort direkt in die Sonne stellen. Oder noch besser: Teilungsaktionen bei bedecktem, regnerischem Wetter vornehmen.
Was säen und pflanzen im April
Warmes Wetter und viel Sonne: Der April ist der beste Zeitpunkt für das Aussäen von vielen verschiedenen Pflanzen.
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Für den Gemüsegarten bestellt ihr Radieschen und eine Auswahl an Salaten. Im April werden ausserdem Kohlrabi, Kresse, Rucola und diverse Kräuter in milden Lagen direkt ins Freiland gesät. Auch Erbsen und Puffbohnen sowie Karotten, Pastinaken und Schwarzwurzeln könnt ihr direkt säen. Dazu kaufen Sie noch ein paar Tüten Ringelblumen und Sonnenblumen, diese beiden ebenfalls jetzt schon direkt aussäen. Ins Gewächshaus oder auf einen warmen Fenstersims gehören Gurken, Tomaten, Kürbisse, Buschbohnen sowie viele einjährige Sommerblumen wie Kosmeen, Kapuziner und Zinnien. Im April gepflanzt werden auch Erdbeeren und Kräuter. Und fürs Gemüt bestellen Sie ein paar Kistchen Stiefmütterchen oder Hornveilchen sowie blühende Narzissen und Tulpen dazu.
Früher säen wegen Klimawandels?
Wer gestaffelt sät, kann sich immer wieder über Gemüse aus dem eigenen Garten freuen.
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Die Antwort lautet: ja, aber. Meist kommt es gut. Aber manchmal kommt es doch anders. Ich gehe dieses Problem so an wie die Showgärtner in England. Damit diese ganz sicher zum Termin der grossen Gartenshow ihre Pflanzen im idealen Blütenstadium präsentieren können, säen Sie mehrmals an. Alle zwei Wochen ein wenig.
Frostschutz
Wenn der Wintereinbruch droht, können Setzlinge mit einem Vlies geschützt werden.
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Ein paar Packungen Vlies oder andere Frostschutztücher sollte man stets zur Hand haben. Bestellen Sie das Vlies jetzt, und nicht erst dann, wenn der Wetterbericht Nachtfröste meldet. Und falls Sie die Eisheiligen dann doch auf dem falschen Fuss erwischen: Balkonkistchen können Sie auch mit alten Badetüchern abdecken. Und im Garten tun es zur Not alte Leintücher, sonstige alte Stoffe oder sogar eine Wolldecke.
Sackkartoffeln
Je frischer, desto besser: Das gilt auch für Kartoffeln.
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Für Faule, die noch einen Sack mit Universalerde übrig haben: Sack oben aufschneiden, unten ein paar Löcher in den Plastik schneiden, zwecks Drainage. Eine bis drei Kartoffeln direkt hineinstecken, etwa 15 Zentimeter tief. Es müssen nicht unbedingt Saatkartoffeln sein, übrig gebliebene Kartoffeln aus dem Kühlschrank wachsen auch. Sobald die Pflanzen zu welken beginnen, werden die Säcke aufgeschlitzt. Heraus kullern mehrere Kilo neuer Kartoffeln.
Insektengift selber machen
Zigaretten sind auch im Garten brauchbar – als Gift.
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Ein erschreckender Trick für alle Raucher – absolut tödlich für Blattläuse und andere unerwünschten Viecher an den Pflanzen. Das eigene Insektengift stellt ihr so her: eine Zigarettenkippe in eine 10-Liter-Giesskanne geben. Über Nacht einweichen und dann die betroffenen Pflanzen damit behandeln. Sehr zarte Pflanzen können aber auf das Gift mit Irritationen reagieren – deshalb zuerst an einer Stelle ausprobieren. Harmloser ist die Variante mit Schmierseife oder Abwaschmittel, stark mit Wasser verdünnt. Damit kann man Blattläuse, Schmierläuse und dergleichen mit einem Schwamm sanft von den Pflanzen abwaschen.
Dünger und Kompost
Küchenabfälle (auch Kaffeesatz) dürfen ohne den Umweg über den Kompost im Beet landen.
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Wer keinen Kompost hat, kann die Küchenabfälle in Stücke schneiden und in kleinen Mengen direkt in die Erde eingraben. Eierschalen und Teebeutel sind besonders gut geeignet für Kübelpflanzen. Übrigens, falls der Komposthaufen etwas weiter hinten im Garten liegt, kann man da auch einfach drauf pinkeln. Das hat den gleichen Effekt wie gekaufter Kompostbeschleuniger. Denn dieser besteht auch nur aus Harnstoffen.
* Sabine Reber ist freischaffende Autorin, Pflanzenexpertin und Gartenberaterin. Auf ihrer Website www.sabinesgarten.ch sowie im Blog auf www.hikesandherbs.ch gibt sie seit Beginn der Coronakrise regelmässige Tipps.