Plötzlich duftet nichts mehr. Ein Geruchsverlust kommt in seltenen Fällen nach Erkrankungen oder Operationen vor – und gehäuft bei Coronapatienten. Am häufigsten tritt er bei jungen Frauen auf. Geruchsforscher Hanns Hatt vermutet, dass das Coronavirus die Weiterleitung der Riechinformation ins Gehirn stört.
Wenn das Virus weg ist, sollte auch die Übermittlung wieder funktionieren. Doch es ist unklar, ob es auch bleibende Schäden gibt, wie dies von Infektionen mit Adenoviren bekannt ist, welche sogar die Stammzellen der Riechzellen zerstören können. Es mehren sich auf jeden Fall die Hinweise, dass der Geruchssinnverlust das Symptom dafür ist, dass das Virus im Gehirn aktiv ist.
Deutlich depressive oder ängstliche Stimmung
Eine Studie von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten des Kantonsspitals Aarau und des Cincinnati College of Medicine in den USA, die letzte Woche veröffentlicht wurde, liefert dafür ein spannendes Indiz: 114 Coronapatienten wurden während sechs Wochen zweimal befragt. Sie mussten ihre körperlichen Symptome notieren und auch einen Fragebogen zu Ängstlichkeit und depressiven Stimmungen ausfüllen.
Das überraschende Ergebnis: Nur jene Coronapatienten, deren Geruchssinn ausgefallen war, klagten über eine deutlich depressive oder ängstliche Stimmung. Dies, obwohl die Krankheit an sich auch als beängstigend empfunden werden könnte.
Es kann zu neurologischen Folgen kommen
Marlene Speth, HNO-Ärztin am Kantonsspital Aarau und Hauptautorin der Studie, sagt dazu:
Doch man wisse von Studien über andere Coronaviren wie Sars, dass die Riechbahn als Weg der Viren ins zentrale Nervensystem in Frage komme. So kann es zu verschiedenen anderen neurologischen Folgen kommen – wie Krampfanfälle. Speth sagt:
Und dort verändert das Virus offensichtlich Gefühle. Entweder, weil es auf die Neuronen im Gehirn wirkt, oder dann, weil es zu Entzündungsreaktionen kommt, welche auf die Gefühlsempfindung Einfluss haben.