Wahrscheinlich haben sich die Viren der Affenpocken beim Sex zwischen Männern unerkannt in Europa verbreitet. Die WHO ruft zur Isolation von Betroffenen auf. Im Kanton Bern gibt es den ersten Schweizer Fall.
Affenpocken waren bisher auf Afrika beschränkt. Doch nun verbreitet sich die Infektionskrankheit, die durch das Orthopoxvirus verursacht wird, in Nordamerika und in Europa. Die Affenpocken stammen vermutlich aus Nagetieren in Zentral- und Westafrika und springen dort immer wieder auf Menschen über.
Am 7. Mai war bekannt geworden, dass eine aus Nigeria nach England eingereiste Person an diesen Pocken erkrankt war, eine Woche später meldeten die britischen Behörden zwei weitere Fälle dieser viralen Erkrankung. Da alle späteren Fälle keinen Zusammenhang zum ersten Fall hatten, wird nun von einer unbekannten Infektionskette in der Bevölkerung ausgegangen.
Inzwischen werden auch Affenpocken-Fälle in Spanien, Portugal, Schweden und Italien gemeldet. Und ganz neu auch in Deutschland, Frankreich und Australien. Nun gibt es auch einen ersten Fall in der Schweiz. Es handelt sich um einen Fall im Kanton Bern, wie die kantonalbernische Gesundheitsdirektion am Samstag mitgeteilt hat. Der Fall sei am Freitag gemeldet worden und hat sich nach Laboruntersuchungen bestätigt.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat nach dem Auftauchen der Affenpocken ausserhalb Afrikas dazu aufgerufen, rigoros alle Kontakte der Betroffenen zu verfolgen. Spitäler und die Bevölkerung müssten dafür sensibilisiert werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal begutachten zu lassen. Wenn sich der Verdacht auf Affenpocken erhärte, sollten Patienten isoliert werden.
Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) hat erklärt, Affenpocken sollen auch bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Auch wenn die Betroffenen nicht in Gebiete mit Affenpocken gereist seien. Weil die Affenpocken in so vielen verschiedenen Ländern aufgetreten sind, liegt der Verdacht nahe, dass sich der Erreger in der Risikogruppe von Männern, die Sex mit Männern haben, unerkannt ausgebreitet haben könnte, schreibt das RKI.
Die Viruserkrankung ruft nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Zu den ersten Krankheitsanzeichen zählen Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung.
Ein allfälliger Hautausschlag breitet sich oft vom Gesicht auf andere Körperteile aus. Der Ausschlag sieht je nach Phase unterschiedlich aus und ähnelt Windpocken und Syphilis. Es gibt keine spezifische Therapie und keine Impfung gegen Affenpocken.