Startseite
Region (LiZ)
Neben traditioneller Beherbergung von Gästen erobern Apartments mit Concierge-Service den Tourismusmarkt und füllen damit eine Bedürfnislücke bei den Reisenden. Dennoch tauchen diese Angebote in keiner Tourismusstatistik auf.
Wenn sich in einem Haus möblierte, bewirtschaftete Apartments und Hotelzimmer mischen, dann spricht man von einem Apart- oder Apartmenthotel. Erst jüngst hat ein neues solches Haus mit rund 141 Wohneinheiten beim Bahnhof Oerlikon in Zürich seine Türen geöffnet. Der «Acasa»-Wurf des Bürgenstock-Hoteliers Bruno H. Schöpfer beinhaltet 61 Hotelzimmer und insgesamt 80 Studios, Zweizimmer-Apartments mit Küchenzeile sowie Suiten. Die zwei mit Waschmaschine, Tumbler und Bügelbrett ausgestatteten Wäschesalons des Hauses sind für die Gäste frei zugänglich. Aufenthalter können für den Waschdienst aber auch den Hotelservice beauftragen.
Als Grund für die Acasa-Suite-Lancierung nennt Schöpfer Diversifikation und die Bedienung unterschiedlicher Zielgruppen: «Aparthotels sind ein Zukunftsmarkt, denn die Mobilität nimmt zu und Gäste wünschen sich Alternativen zu traditionellen Hotels.» Hinsichtlich des Geschäftsgangs des im September eröffneten Apartmenthotels in Zürich ist Schöpfer zuversichtlich: «Die Kundenzufriedenheit ist mit 9.5 von 10 bei booking.com die höchste in Zürich. Die Nachfrage nach den Zimmern ist ebenso gut wie auch jene nach Wohneinheiten für längere Aufenthalte.»
Die Art, wie Touristen und Geschäftsreisende in Zürich übernachten, hat sich in den letzten Jahren verändert. «Dass die Nachfrage nach solchen Übernachtungsformen vorhanden ist, zeigt sich am aktuell steigenden Angebot», sagt Reto Helbling, Leiter Finanzen bei Zürich Tourismus. Neben den von Schöpfer lancierten Business-Apartments gibt es in der Stadt Zürich mittlerweile knapp 2400 mietbare Apartmentwohnungen, die möbliert und professionell bewirtschaftet vermietet werden.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Lina Giusto.
Zum Zeitpunkt der Zweitwohnungserhebung 2016 standen in der Stadt Zürich rund 1000 Wohnungen leer, die von Touristen oder Kurzaufenthaltern genutzt werden. Diese Zahlen hat Statistik Stadt Zürich im Januar diesen Jahres erstmals bekannt gegeben. Nicht eingeschlossen in diese Zahl sind jedoch die Einzelzimmer in der Stadt Zürich. Derzeit liegen zu den Apartmentwohnungen keine aktualisierten Daten vor. Ob solche demnächst publiziert werden, ist laut Statistik Stadt Zürich unklar.
Die Zahlen sind insofern von Interesse, weil die Beherbergungsformen der Business-Apartments und der Airbnb-Angebote bislang in keiner Tourismusstatistik explizit auftauchen. «Wir kennen die Angaben unserer Mitgliederbetriebe, und da arbeitet Zürich Tourismus hauptsächlich mit der Zürcher Hotellerie zusammen», sagt Helbling von Zürich Tourismus. Der Grund dafür ist, dass die Angabe der Logiernächte in der Hotellerie einer gesetzlichen Meldepflicht unterliegt.
Weil diese für Angebote auf Airbnb und Business Apartments nur in Ausnahmefällen besteht, existieren zu den Übernachtungszahlen in diesem Segment lediglich Schätzungen. Bei der Abgabe der City Tax in Zürich handelt es sich um eine privatrechtliche Abmachung von Zürich Tourismus mit den Beherbergungsbetrieben. Die Taxe verrechnen die Hotels pro Übernachtung an ihre Gäste weiter. Auf städtischer oder kantonalere Ebene existiert keine solche Steuer.
...bietet das Acasa-Suite in Zürich Oerlikon. Darunter finden sich neben 61 Hotelzimmer noch insgesamt 80 Studios, Zweizimmer-Apartments mit Küchenzeile sowie luxuriöse Suiten.
Das eingangs erwähnte Apartmenthotel entrichtet nach Angaben von Schöpfer die Tourismustaxe: «Acasa-Suites ist nach den Sicherheitsstandards eines Hotels gebaut. Zusätzlich unterhalten wir einen Betrieb mit Réception, Restaurant, Lobby, Lounge und Wellnessbereich.» Weil Schöpfer mit seinem Betrieb eine Hotel-Mischform ins Leben ruft – Business Apartments und Hotelbetrieb sind in einem Gebäude vereint – darf das Apartmenthaus einem Hotel im traditionellen Sinne zugeschrieben werden.
Business-Apartment-Bewirtschafter bieten laut Statistik Stadt Zürich neben oft hochwertig möblierten Wohnungen auch zusätzliche Dienste wie Reinigungs-, Wäsche- oder Conciergeservices an. Als Zielgruppe definieren die Zürcher Statistiker meist Firmen, die Personal kurz- oder mittelfristig unterbringen müssen. Obwohl Business Apartments häufig Kurzaufenthalter beherbergen, lassen sie sich kaum von eher touristisch genutzten Apartmenthotels oder Airbnb-Wohnungen unterscheiden.
Hinsichtlich der Entrichtung der City Tax, der Mehrwert- und Einkommenssteuer und Meldepflicht der Gäste haben sich der Verband Hotelleriesuisse Zürich und Region, Zürich Tourismus, aber auch Parlamentsvertreter aus Stadt und Kanton bei Business Apartments und Airbnb-Angeboten schon mehrmals für «gleich lange Spiesse wie Hotels bezüglich der gesetzlichen Auflagen» eingesetzt. Stadt- und Regierungsrat sehen aber bislang keinen Grund für neue Gesetzesbestimmungen, da das geltende Recht bereits ausreichend vorschreibe, ob die Vermietung einer Wohneinheit eine Melde- oder Bewilligungspflicht unterliege.