Die Kuratorinnen des «Dietikon Projektraum» haben am Samstag zur Eröffnung der Ausstellung «Bite the hand that feeds you» geladen. Die bisher eher kleine Ausstellung soll in den nächsten Wochen weiter wachsen.
Am Eingang zur alten Metzgerei am Dietiker Kronenplatz 8 hängen transparente Streifen aus Kunststoff mit aufgedruckten Fotos. Es sind Bilder aus der alten Dietiker Salamifabrik Cattaneo, die von 1919 bis 1973 zahlreiche ausländische Arbeitskräfte nach Dietikon gelockt hatte. «Die Fabrik ermöglichte die Bildung einer italienischen Community und war mitverantwortlich für das Wirtschaftswachstum und das Wachstum der Stadt», sagt Kim Anni Bassen vom «Dietikon Projektraum».
Die Geschichte hinter der bekannten Salamifabrik und ihr Einfluss auf die Stadtentwicklung war für die Kuratorinnen Anstoss für die Planung ihrer neuesten Ausstellung «Bite the hand that feeds you», die am Samstag Eröffnung feierte. Sie bildet den ersten Teil der Projektreihe «Food Field Assemblies», das sich im Rahmen dieser und weiterer Veranstaltungen im August kritisch mit der Produktion und dem Konsum von Lebensmitteln auseinandersetzt. Dabei soll auch die gängige Geschichtsschreibung hinterfragt werden. Kuratorin Bassen sagt:
«Es geht auch darum zu überlegen, wie Geschichte anders gedacht werden könnte.»
Veranschaulicht haben das die Kuratorinnen mit Bildern und Videos aus dem Projekt «PlanteSorcières» zweier internationaler Künstlerinnen. Ihr Ausstellungsmaterial ziert eine Wand in der alten Metzgerei und beschäftigt sich unter anderem mit den mittelalterlichen Kräuterfrauen und den damit einhergehenden Hexenverfolgungen. Vertieft wird die Ausstellung zudem mit vier Kurzfilmen, die auf einer Leinwand im hinteren Teil der alten Metzgerei gezeigt werden.
Für die Ausstellung hat der «Dietikon Projektraum» mit der Berliner Zeitschrift «Arts of the Working Class» zusammengespannt. «Wir wollten einen Bezug mit Dietikon schaffen, gleichzeitig aber auch eine globale Perspektive miteinbringen», sagt Kuratorin Desirée Hieronimus vom «Dietikon Projektraum». Von der Zeitschrift liegen einige Exemplare gestapelt am Boden. Sie sind zwar Teil der Ausstellung, können von den Besuchern aber gratis mitgenommen werden.
Noch ist der Ausstellungsraum in der alten Metzgerei relativ spärlich eingerichtet. Das ist jedoch Teil des «Prozesshaften», wie es die Kunstschaffenden nennen: Die Ausstellung soll während der nächsten Wochen wachsen. Neue Elemente sollen hinzukommen und den Raum nach und nach füllen. Für den zweiten Teil der Projektreihe im August will man zudem draussen vor dem Gebäude Tische aufstellen.
Jonathan Ospina ist extra aus Zürich angereist, um die Ausstellung zu besuchen. Als Bekannter der Kuratorinnen sei er immer wieder in Dietikon zu Besuch. Ihm hätten die Archivbilder und die gezeigten kritischen Perspektiven gefallen, sagt er. «Es ist keine klassische Ausstellung in dem Sinne. Ich mag dieses Format.»
«Doubling the marshmallows» ist der zweite Teil des Projekts «Food Field Assemblies». Er startet am 21. August ebenfalls in der alten Metzgerei und dauert bis zum 5. September. Es wird eine Anmeldung per Mail unter info@dietikonprojektraum.ch oder auf Instagram unter @dietikonprojektraum gewünscht. Weitere Informationen zur Ausstellung und zu den Öffnungszeiten finden sich unter www.dietikonprojektraum.ch.