Im September 2024 findet die Rad-WM in Zürich statt. Um mögliche Einsprachen rechtzeitig zu bereinigen, hat die Stadt schon jetzt ihr geplantes Verkehrsregime für den Grossanlass bekannt gegeben. Es betrifft auch angrenzende Gemeinden.
Vom 21. bis 29. September 2024 findet die Rad-WM in Zürich statt, erstmals kombiniert mit der Para-Cycling-WM für Menschen mit Behinderung. «Es soll ein grosses Fest werden, ein Fest fürs Velo, mit dem Sechseläutenplatz als Zentrum», sagte Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) am Dienstag vor den Medien. Und fügte an: Temporär werde dies einschneidende Folgen fürs Verkehrsregime haben.
Alle 53 Rennen des Radsport-Grossanlasses enden am Sechseläutenplatz. Und der befindet sich mitten in Zürich am See. Deshalb werde etwa die Bellerive-Strasse, die von der Goldküste in die Stadt führt, während der Rennen komplett gesperrt – und der Stadtteil Witikon zeitweise vom Autoverkehr abgeschnitten. Faktisch werde Zürich-Ost für den Auto-Transitverkehr an mehreren Renntagen gesperrt, erklärte Stadträtin Karin Rykart (Grüne), Vorsteherin des Sicherheitsdepartements.
Wer während der Rad-WM mit dem Auto nach Zürich wolle, müsse teils weite Umleitungen auf sich nehmen, sagte Jürg Christen von der städtischen Dienstabteilung Verkehr. Von Meilen gehe es dann über Zürich-Nord in die Stadt. Ausweichverkehr sei teils auch im Limmattal zu erwarten. Denn ein Teil des motorisierten Verkehrs von Süden soll während der Rennen via Üetlibergtunnel auf die Westumfahrung gelangen, um dann über Zürich-Nord in die Stadt zu kommen.
Seine Pläne für das Verkehrskonzept auf Stadtzürcher Boden publiziert der Stadtrat am Mittwoch im Amtsblatt. Anschliessend sind während 30 Tagen Einsprachen möglich. Mauch betonte, die Information erfolge bewusst frühzeitig, um allfällige Einsprachen rechtzeitig vor dem Grossanlass zu bereinigen. Zudem zeige die Erfahrung, dass sich die Bevölkerung umso besser auf Verkehrseinschränkungen einstelle, je früher sie informiert sei. Zum Beispiel könne sie aufs Velo umsteigen oder im Homeoffice arbeiten, sagte Christen.
Die Absperrungen werden an den Renntagen jeweils ab 5 Uhr morgens aufgestellt und am Abend wieder weggeräumt. Ab 19 Uhr seien die Strecken für den motorisierten Individualverkehr dann jeweils wieder freigegeben, so Christen. Rund 300 Parkplätze würden während der Rad-WM aufgehoben, hauptsächlich an der Dufourstrasse nahe beim Sechseläutenplatz.
Auch für den Tram- und Busverkehr bringe die Rad-WM Einschränkungen. Für den Stadtteil Witikon sollen laut Christen aber zusätzliche Busse die Verkehrsanbindung der Bevölkerung sicherstellen. Zudem sei die Stadt im Gespräch mit den SBB, um zusätzliche S-Bahn-Fahrten an der Goldküste zu ermöglichen. Es sei jedoch nicht einfach, den S-Bahn-Fahrplan zu verdichten.
Die Starts zu den Radrennen finden teils auf der Offenen Rennbahn in Zürich Oerlikon statt, teils im Stadtzentrum, teils aber auch ausserhalb der Stadt Zürich: Weitere Startorte sind Winterthur, Uster und Gossau, wie Daniel Rupf, Projektleiter des lokalen Organisationskomitees, sagte.
Von sämtlichen Gemeinden, durch die WM-Rennen führen, lägen Bewilligungen vor. Betroffen seien auch Maur, Zumikon, Zollikon und Küsnacht. Der Kanton werde noch im ersten Quartal dieses Jahres sein Verkehrskonzept für die Rad-WM vorstellen, inklusive Umfahrungsmöglichkeiten.
FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger, Vorsteher des Stadtzürcher Schul- und Sportdepartements, meinte: «Wir sind zuerst etwas erschrocken über die Verkehrsmassnahmen.» Doch die Rad-WM gebe auch Schub für den Breitensport und die Inklusion von Menschen mit Behinderungen.
Zudem sei ein attraktives Rahmenprogramm vorgesehen, unter anderem mit Volks-Velorouten, Pumptracks und für ambitionierte Radfahrerinnen und -fahrer die Zürich Cycling Challenge auf der Rennstrecke der Rad-WM von 1923. Damals gab es zum ersten Mal eine Rad-WM in Zürich; weitere Ausgaben folgten 1929 und 1946.
Ausserdem sind laut Rupf mehrere Festareale in der Innenstadt geplant: nebst dem Sechseläutenplatz auch am Limmatquai, am General-Guisan-Quai, auf dem Münsterhof, Bürkliplatz und Lindenhof. Rund 800’000 Besucherinnen und Besucher werden erwartet.
Die Rad-WM der Männer und Frauen und die Para-Cycling-WM findet vom 21. bis 29. September 2024 in Zürich und Umgebung statt. Die Rennstrecken werden sechs Monate vor dem Anlass im Detail festgelegt, sind aber in groben Zügen bekannt. Ziel ist immer der Sechseläutenplatz. Mal soll es von der Offenen Rennbahn in Zürich-Oerlikon via Dübendorf dem Greifensee entlang über Maur und Mönchaltorf nach Oetwil am See gehen – und dann der Goldküste entlang zum Sechseläutenplatz; mal von Uster rund um den Greifensee, dann über Maur zu einer Schlaufe via Zumikon, Küsnacht, Zollikon nach Zürich; mal von Winterthur durchs Winterthurer Hinterland, dann via Kyburg nach Volketswil, rund um den Greifensee und auf besagte Schlaufe Zumikon-Zürich; mal ab Gossau via Mönchaltorf, Oetwil am See und Meilen nach Zürich.
Der Zürcher Gemeinderat hat für die Rad-WM 2024 knapp 8 Millionen Franken bewilligt, vom Bund gibts 6,5 Millionen und vom Kanton Zürich 3 Millionen Franken. (mts)