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Am Donnerstag war der Bundesrat zu Besuch in Aarau. Was die einstigen Gegenpole Alain Berset und Jean-Pierre Gallati eint und warum die Dauer dieser neuen Harmonie von einem Versprechen abhängt. Ein Kommentar.
Lange wurden sie als Gegensatzpaar wahrgenommen: Hier Sozialdemokrat und Bundesrat Alain Berset, der die Kantone auf einen harten Coronakurs trimmt. Da der Aargauer SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati, der unter den Gesundheitsdirektoren oft die kritischsten Stellungnahmen zu den Massnahmen aus Bern verfasste.
Zwölf Monate nach dem Ausbruch der Pandemie ist vieles anders. Berset und Gallati sind sich mittlerweile näher, als ihnen vielleicht lieb ist. Beiden gibt die Pandemie den Takt vor, nicht wie in normalen Zeiten das Parlament. Für beide Magistraten ist die Unberechenbarkeit des Virus die grössere Herausforderung als der politische Unmut, der ihnen entgegenschlägt.
Gallati lobte Berset gestern beim Treffen Aarau demonstrativ dafür, nicht den bequemsten Weg einzuschlagen, und meinte damit vielleicht auch ein bisschen sich selbst. Schliesslich machte sich der Gesundheitsdirektor mit dem Aargauer Lockdown-Entscheid gerade in der eigenen Partei keine Freunde. Während die SVP in Bern mittlerweile enthemmt auf Berset einprügelt, nimmt die Aargauer Sektion (noch) Rücksicht auf ihren Parteikollegen im Regierungsrat.
Idealisieren sollte man den harmonischen Auftritt von Gallati und Berset gestern in Aarau aber nicht. Es ist eine Zweckgemeinschaft auf Zeit.
Berset versprach gestern einmal mehr: Bis im Sommer sind alle, die wollen, geimpft. Damit Gallati dieses Versprechen bei der Aargauer Bevölkerung einlösen kann, fehlt nur noch genügend Impfstoff aus Bern.