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Das Gespräch der Frau von Prinz Harry wird erst am Sonntag ausgestrahlt, aber die Briten sind bereits in heller Aufregung. Sie mögen es nicht, wenn jemand ihre Traditionen infrage stellt.
Es mag auf Kontinentaleuropäer befremdlich wirken, wie die Briten auf die Ausstrahlung dieses Interviews hinfiebern: Am Sonntag will Meghan Markle, die mit ihrem Ehemann Prinz Harry inzwischen in Kalifornien lebt, der Starmoderatorin Oprah Winfrey erzählen von der Geringschätzung, die ihr am Königshof entgegengebracht worden sei.
In den vergangenen Tagen schrieben englische Zeitungen über Angestellte des Hofs, die von Meghan Markle gemobbt worden seien. Die amerikanische Schauspielerin wies die Vorwürfe zurück. Freunde von ihr traten am Fernsehen auf und erklärten, das Königshaus habe die schweren Verfehlungen, die Prinz Andrew zur Last gelegt werden, nie überprüft.
Es ist eine gewaltige Schlammschlacht im Gang. Die Aufregung der Briten geht darauf zurück, dass sie in Meghan eine Gefahr für die Monarchie sehen. Wenn sich Thronfolger mit ihren Ehefrauen ins Ausland absetzen und die Aufgaben am Hof nicht mehr wahrnehmen, gerät die Monarchie ins Wanken.
Das Land ist schon erschüttert vom Brexit, von der Coronakrise und dem Ruf der Schotten nach Unabhängigkeit. Die Monarchie und besonders die pflichteifrige, allseits respektierte Königin Elisabeth II. stehen für Stabilität in unruhigen Zeiten. Meghan sorgte für Glamour, als sie Harry heiratete. Nun ist sie nur noch ein Störenfried.
Zu allem Ungemach ist jetzt auch noch Prinz Philip erkrankt. Der US-Fernsehsender lehnt Bitten aus England ab, er möge die Ausstrahlung des Interviews verschieben, bis der Gatte der Queen wohlauf sei. Oh dear. Was auch immer Meghan Markle am Sonntag erzählt – das Wohlwollen der Briten hat sie verloren. Wer die Monarchie unterminiert, ist nicht mehr willkommen.