Organspende
Dieser Systemwechsel schadet niemandem, er hilft aber Leben zu retten

Das Zustimmungssystem für eine Organspende funktioniert zu wenig gut, deshalb soll künftig die Widerspruchslösung gelten. Diese ist fair und hat sich in vielen Ländern bewährt, schreibt unsere Autorin.

Chiara Stäheli
Chiara Stäheli
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Chirurgen im Universitätsspital Lausanne bei einer Transplantion.

Chirurgen im Universitätsspital Lausanne bei einer Transplantion.

Leandre Duggan / KEYSTONE

Stellen Sie sich vor, Ihr Sohn oder Ihr Partner verunfallt schwer, die Ärztinnen ringen auf der Intensivstation um sein Leben. Es steht fest: Der Patient überlebt nur, wenn ein passendes Spenderorgan gefunden werden kann.

Wer eine solche Situation erlebt, überlegt sich unweigerlich, ob er selbst bereit wäre, nach seinem Tod ein Organ zu spenden. In der Schweiz steht hier ein Systemwechsel bevor: Aktuell gilt die Zustimmungslösung, das heisst, nur wer zeitlebens sein Einverständnis für die Organspende gegeben hat, kann als Spender in Betracht gezogen werden.

Wie die tiefe Spenderquote in der Schweiz zeigt, funktioniert das System nur bedingt. Im Nationalen Organspenderegister haben gerade mal 1,5 Prozent der Bevölkerung ihren Entscheid festgehalten.

Das soll sich mit der erweiterten Widerspruchslösung, über die das Parlament diskutiert, ändern. Sie sieht vor, dass Personen, die nach dem Tod keine Organe spenden wollen, ihren Entscheid in einem nationalen Register festhalten müssen. Wer dies nicht tut, gilt automatisch als Spender. Die Ausnahme: Wenn die Angehörigen einen anders lautenden Wunsch des Verstorbenen kennen, geht dieser vor.

Die erweiterte Widerspruchslösung ist fair, einfach und hat sich bereits in vielen Ländern bewährt. Sie kann Todesfälle verhindern und Leben retten. Wichtig dabei: Niemand wird gezwungen, jeder hat die Möglichkeit, sich aus moralischen, ethischen oder persönlichen Gründen gegen die Organspende zu entscheiden.