Freizeit
Hitze und Schneemangel: Bergführer raten von Matterhorn-Aufstieg ab

Das Gipfelfeld des Matterhorns ist wegen der hohen Temperaturen völlig schneefrei und damit gefährlich für Bergsteiger. Die Bergführer in Zermatt raten deshalb seit Anfang der Woche dringend davon ab, zum Gipfel aufzusteigen.

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Aufgrund der hohen Temperaturen raten Bergführer von einer Matterhorn-Besteigung ab. (Archivbild)

Aufgrund der hohen Temperaturen raten Bergführer von einer Matterhorn-Besteigung ab. (Archivbild)

Keystone

«Wir werden die Lage in ein paar Tagen neu beurteilen», sagte Anjan Truffer, Bergführer und Rettungschef der Bergrettung Zermatt, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Nötig sei eine Wetteränderung mit Abkühlung und Niederschlag. Geprüft werde auch, ob die Lage durch Felsräumung entschärft werden könne.

Am Matterhorn müssen Bergsteiger am Ende der Fixseile noch 200 Meter bis zur Spitze aufsteigen. «Normalerweise steigt man dort durch den Schnee mit Steigeisen auf», sagte Truffer. Noch vor einer Woche sei der Gipfel relativ gut eingeschneit gewesen, nun sei der Schnee dort vollständig geschmolzen. In seinen 30 Jahren als Bergführer sei dies vier, fünf Mal vorgekommen.

Grosse Gefahr von Steinschlag

Ohne Schnee sei die Gefahr von Steinschlag sehr hoch. «Wenn da viele Leute herumturnen, die keine Erfahrung mit der Seilführung haben, können sie Steinschlag auslösen, und das kann für die Seilschaften weiter unten sehr gefährlich werden.» Nach seinen Angaben befinden sich an Tagen mit gutem Wetter 30 Seilschaften oder mehr auf dem Gipfelfeld, meist mit jeweils zwei Leuten.

Die Zermatter Bergführer haben Touren auf das Matterhorn vorübergehend eingestellt, weil sie die Sicherheit der Gäste nicht garantieren können, aber sperren lässt sich der Berg nicht. «Es gibt Leute, die hochgehen. Die haben vielleicht eine höhere Risikobereitschaft», sagte Truffer.

Grund für die Lage sei ein extrem schneearmer Winter und die seit Wochen anhaltende Schönwetterperiode. «Oft gibt es im Mai, Juni noch Schnee, aber in diesem Jahr hatten wir nichts.» Die Bergführer böten nun andere Touren an. «Gott sei Dank haben wir ja nicht nur das Matterhorn in Zermatt», sagte Truffer. Der 4478 Meter hohe Berg ist wegen seiner Lage und Schönheit der bekannteste und das Wahrzeichen von Zermatt.

Vorübergehend kein Sommerskifahren in Zermatt

Bereits am Dienstag teilten die Bergbahnen in Zermatt mit, dass sie den Sommerskibetrieb ab Freitag vorübergehend einstellen werden. Grund seien ein schneearmer Winter, eine dünne Schneedecke, und nun hohe Temperaturen, bei denen Niederschlag auch auf über 4000 Metern Höhe als Regen herunterkomme – und nicht, wie üblich, als Schnee.

Sollte es wieder kühler werden und genügend Schnee fallen, könne der Trainingsbetrieb für Skiteams und der allgemeine Sommerskibetrieb wieder aufgenommen werden. «Es handelt sich ausdrücklich um ein «Time-out» des Sommerskibetriebes», hiess es. «Die Unterhaltsarbeiten an den Pisten und Transportanlagen werden weitergeführt.» (dpa/abi)