Nach Beinahe-Bankrott
Risikomanagement: Auftragsstudie erteilt Stromkonzern Axpo ein gutes Zeugnis – abgerechnet wird am Donnerstag

Nach dem Beinahe-Bankrott und der Rettung durch den Bund liess Axpo sein Risikomanagement überprüfen. Die externen Prüfer kommen zum Schluss: Der Schweizer Stromkonzern hat sich branchenkonform verhalten. Genaue Zahlen gibt es jedoch erst am Donnerstag.

Samuel Thomi
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Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel: Nach dem Fast-Bankrott liess Axpo sein Risikomanagement durchleuchten – und erhält gute Noten.

Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel: Nach dem Fast-Bankrott liess Axpo sein Risikomanagement durchleuchten – und erhält gute Noten.

Keystone

Der Schock kam zwar mit Ankündigung. Doch als der Bundesrat Anfang September per Notrecht den Rettungsschirm für die Strombranche aktivierte, um den Energiekonzern Axpo zu retten, war die Überraschung dann doch sehr gross. Entsprechend wurden in der Folge Vorwürfe laut, das Unternehmen im Besitz der Kantone und Kantonswerke der Nordostschweiz sei aktuell als auch in der Vergangenheit zu grosse Risiken eingegangen, insbesondere im internationalen Stromhandel.

Bevor der zweitgrösste Energiekonzern der Schweiz am Donnerstag seinen Jahresabschluss publizieren wird, hat Axpo am Dienstag ein angekündigtes Gutachten über sich selbst veröffentlicht. Als Reaktion auf den Gang zum Staat wollte der Stromkonzern damit sein Risikomanagement von externen Prüfern begutachten lassen. Wie Axpo schreibt, kommt die Gesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in der Auftragsstudie zum Schluss, das Unternehmen sei «im vergangenen Jahr angemessen und nach branchenüblichen Standards mit den Marktrisiken umgegangen». Den eigentlichen Prüfbericht von PwC veröffentlicht der Stromkonzern jedoch nicht.

Liquiditätsbedarf «deutlich reduziert»

Und auch mit Blick auf den 4-Milliarden-Franken-Rettungsschirm für die Strombranche attestiert PwC seinem Kunden Axpo korrektes Verhalten. Der hohe Liquiditätsbedarf im vergangenen Herbst aufgrund rekordhoher Preise am internationalen Strommarkt sei «hauptsächlich eine Folge der Absicherung der Schweizer Stromversorgung». Anders als jüngst etwa von der Aargauer oder Zürcher Politik kritisiert, habe der Liquiditätsbedarf des Konzerns dank dem in den vergangenen Jahren forcierten internationalen Kunden- und Handelsgeschäft sogar «deutlich reduziert» werden können.

Axpo-Präsident Thomas Sieber zeigt sich denn auch erfreut über das Placet der Wirtschaftsprüfer. Diese bestätigten «die professionellen Strukturen von Axpo», wird er in der Mitteilung zitiert. Und: «Die Ergebnisse zeigen die Robustheit unseres diversifizierten Geschäftsmodells auf.»

Axpo und Bund hatten im September argumentiert, der milliardenteure Rettungsschirm sei notwendig geworden, weil der Stromkonzern aufgrund der Verwerfungen am internationalen Strommarkt auf einmal rekordhohe Garantien für Strom hinterlegen musste. Damit sei das Unternehmen unverschuldet in eine finanzielle Krise geraten respektive habe zur «Absicherung der Schweizer Stromversorgung» gerettet werden müssen.

Kreditlimite «noch immer nicht» abgerufen

Um sicherzugehen, «dass die internen Prozesse selbst den Ereignissen in diesem beispiellosen Jahr standhalten», liess der Verwaltungsrat von Axpo PwC im Nachgang das Risikomanagement untersuchen. Der Stromkonzern hält in der Mitteilung weiter fest, dass die vom Bundesrat vorsorglich gesprochene Kreditlimite «noch immer nicht» abgerufen worden sei. Und Axpo «tut weiterhin alles dafür, dass dies so bleibt», heisst es weiter. Für den Fall, dass der Rettungsschirm doch noch in Anspruch genommen werden muss, sei laut Axpo klar, dass die Sicherheitsleistungen wieder zurückfliessen würden, sobald die Preise sinken oder spätestens, wenn die damit abgesicherte Strombestellung geliefert wird.

Inzwischen hat das Parlament den Rettungsschirm des Bundes für die Strombranche beschlossen und damit auch die Axpo-Rettung rückwirkend gutgeheissen. Und auch die Axpo will ihren Blick wieder nach vorne richten und hat wenige Wochen danach eine Offensive für einen massiven Ausbau der Solaranlagen in der Schweiz angekündigt. Ziel: Bis im Jahr 2030 die Stromproduktion im Inland für 1,5 Milliarden Franken zu versechsfachen. Und auch im Ausland will der Stromkonzern investieren. «Wir müssen weiterhin stark wachsen – gerade auch im Ausland», sagt Axpo-Präsident Thomas Sieber im Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Denn das Kerngeschäft hierzulande drohe sukzessive wegzuschmelzen. Dies nicht zuletzt weil in nächster Zeit viele Konzessionen für Wasserkraftwerke an die Kantone zurückfallen würden. Und weil nach Mühleberg auch die übrigen Atomkraftwerke abgestellt werden.