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Die Tessiner Artisa-Gruppe sichert sich das Vorkaufsrecht für die historische Herberge am Lago Maggiore, welche seit 15 Jahren leer steht und verlottert.
Das bekannte Grand Hotel von Locarno soll bald wieder in neuem Glanz erstrahlen. Dies gab am Mittwoch überraschend die in Manno bei Lugano domizilierte Immobiliengruppe Artisa SA in einer Medienmitteilung bekannt. Man habe sich das Vorkaufsrecht gesichert und wolle aus dem historischen Hotel wieder einen attraktiven Ganzjahresbetrieb mit einem Hotel der Vier-Stern-Superiore-Kategorie, mehreren Restaurants, Wellness und Konferenzräumen machen.
Rund hundert neue Arbeitsplätze sollen geschaffen werden und der 10'000 Quadratmeter grosse Park neu gestaltet werden. Die Dauer der gesamten Renovationsarbeiten wird auf 24 Monate ab Erteilung der Baugenehmigung veranschlagt. Unternehmenssprecher Niccolò Meroni wollte auf Anfrage das angepeilte Datum der Fertigstellung nicht näher präzisieren.
Das Grand Hotel Locarno, das auf dem Territorium der Gemeinde Muralto steht, ist seit Dezember 2006 definitiv geschlossen und befindet sich in einem trostlosen Zustand. Im Parterre sind die Fenster mit Holzbrettern verriegelt. Alle bisherigen Verkaufsprojekte scheiterten, darunter im Jahr 2009 das aussichtsreichste Projekt von René Schweri, Sohn von Denner-Gründer Karl Schweri.
Der Verkaufspreis für die Immobile betrug in Immobilienangeboten stets um 21 Millionen Franken. Welcher Verkaufspreis zwischen der Eigentümergemeinschaft und der Artisa Group vereinbart wurde, ist nicht bekannt. Um das in direkter Nähe zum Bahnhof Locarno-Muralto gelegene Haus umzubauen und wieder in Schuss zu bringen, braucht es allerdings wesentlich umfangreichere Investitionen. Bei früheren Projekten war von 100 Millionen Franken die Rede.
Das vom Architekten Francesco Galli entworfene Grand Hotel Locarno ist zwischen 1874 und 1876 gebaut worden. Es galt als Juwel der Belle Époque für den damals aufkommenden Tourismus im Locarnese und hat Geschichte geschrieben. Im Jahr 1925 logierten dort mehrere Länderdelegationen, die an der Friedenskonferenz teilnahmen, welche zum «Pakt von Locarno» führten. Der Garten des Hotels war ab 1946 Austragungsort des Filmfestivals Locarno – bis zur Verlegung der Projektionen auf die Piazza Grande im Jahr 1971. Das Grand Hotel blieb darüber hinaus bis zu seiner Schliessung der Mittelpunkt des gesellschaftlichen und vor allem nächtlichen Filmfestival-Lebens.
Der Gemeindepräsident von Muralto, Stefano Gilardi, kommentierte die Nachricht am Radio RSI erfreut, aber auch mit gewisser Vorsicht. Er habe schon viele Projekte für das Grand Hotel gesehen, die am Ende nicht verwirklicht wurden. «Diese Nachricht bedeutet für das Filmfestival, aber auch für den Tourismus im Locarnese, eine grosse Hoffnung», fügte Filmfestivalpräsident Marco Solari an.
Die Artisa Group, welche das Gebäude nun erwerben will, geht auf den bekannten Tessiner Immobilien- und Bauunternehmer Stefano Artioli (61) zurück. Die Holding hat ihren Sitz in Zug, die Tessiner Niederlassung in Manno bei Lugano. Auf 1. Juli 2020 hatte die Gruppe beispielsweise das grosse UBS-Gebäude Suglio in Manno von der UBS übernommen.