Bettag am Bildschirm: Teufner Gottesdienst wird live im Fernsehen übertragen

Der reformierte Bettagsgottesdienst in Teufen wird dieses Jahr live vom SRF übertragen. Die Vorbereitungen laufen seit Wochen. Die grösste Herausforderung: die strikten Zeitvorgaben des Fernsehens.

Astrid Zysset
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Einblick in die Hauptprobe am Mittwochabend: Pfarrerin Andrea Anker bespricht mit der Lektorin Simone Mayrhofer die letzten Abläufe.

Einblick in die Hauptprobe am Mittwochabend: Pfarrerin Andrea Anker bespricht mit der Lektorin Simone Mayrhofer die letzten Abläufe.

Bild: Astrid Zysset

Der Bettagsgottesdienst in der evangelischen Kirche Teufen diesen Sonntag wird live auf SRF1, Radio SRF 2 Kultur und Radio Musikwelle übertragen. Für Pfarrerin Andrea Anker ist dies eine besondere Herausforderung. Der üblicherweise einstündige Gottesdienst muss innert 45 Minuten zu Ende sein; so lange ist die Zeit für die TV-Übertragung veranschlagt. Das letzte Lied gilt als Puffer. «Ich erhalte vom Fernsehteam ein Zeichen, wenn dieses gestrichen oder nur ein, zwei Strophen gesungen werden dürfen», so Andrea Anker. Auch muss sie jeweils während der letzten Akkorde der Musik bereits ihren Platz vorne wieder einnehmen, damit die Übergänge nicht zu lang werden.

«Bei zu langen Pausen meinen sonst die Zuhörerinnen und Zuhörer an den Radiogeräten diese seien kaputt», erklärte Andrea Aebi vom Verein Reformierte Medien, dem Medienhaus der evangelisch-reformierten Kantonalkirchen der Deutschschweiz, am Mittwochabend in der Kirche Teufen. Zur Hauptprobe waren auch das Buebechörli Stein und die Familienkapelle Tüüfner Gruess zugegen. Sie alle mussten den Ablauf und die Übergänge verinnerlichen – alles unter dem wachsamen Blick Aebis, welche mit einer Uhr daneben stand.

Aufwendige Vorbereitungen

Da der Gottesdienst auch im Welschland und im Tessin ausgestrahlt wird, musste Andrea Anker ihre Texte schon früh dem SRF vorlegen, damit sie übersetzt werden konnten. Spontane Einfälle am Sonntag sind nicht mehr möglich. «Die Vorbereitung dieses Gottesdienstes ist etwa viermal so aufwendig wie ein regulärer», so die Teufner Pfarrerin. «Aber ich bin trotzdem froh, dass ich die Chance dazu bekommen habe.» Sie erhalte einen Einblick in eine TV-Produktion. Auch sei es schön für sie zu erleben, wie sich alle auf den Sonntag freuen. «Lokale Musikformationen im nationalen Fernsehen zu sehen, das macht viele Leute stolz.» Der Gottesdienst wird eine Woche später auch im ZDF ausgestrahlt.

Andrea Anker ist es ein Anliegen, dass der Gottesdienst – trotz Fernsehkameras – authentisch bleibt. Die Jugendarbeiterin und Lektorin Simone Mayrhofer ist mit von der Partie genauso wie die Hauptorganistin Andrea Jäckle. Kein Unbekannter in der Kirche Teufen ist auch das Buebechörli Stein. Es singt sonst jedes Jahr am Erntedankgottesdienst. Und die Familienkapelle Tüüfner Gruess trat schon an Gottesdiensten und Seniorennachmittagen auf.

Aufruf zur Einigkeit in schwierigen Zeiten

Doch wie kam es überhaupt zur Zusammenarbeit mit dem Fernsehen? Der Anruf kam vor einem Jahr. Der Verein Reformierte Medien war auf der Suche nach einem Gottesdienst, den er im Fernsehen zeigen konnte. Drei Sonntage standen zur Auswahl. Für die Teufner Pfarrerin war schnell klar, dass sie die Gelegenheit nutzen und den Bettag übertragen lassen wollte.

Denn: «Er lässt viele Gestaltungsmöglichkeiten offen.» In der Wahl des Bibeltextes war Andrea Anker frei. Beim Bettag gehe es im Kern um den Respekt vor Andersdenkenden, und darum, sich darauf zu besinnen, was die Menschen trägt im Sinne einer gemeinsamen Basis. In diesem Zusammenhang wird auch das Landsgemeindelied am Sonntag in der Teufner Kirche erklingen. Andrea Anker entschied sich in ihrer Predigt für den ersten Korintherbrief des Apostels Paulus, der die zerstrittenen Korinther zur Einigkeit aufrief.

Der Gottesdienst beginnt am Sonntag um 10 Uhr in der evangelischen Kirche Teufen. Aufgrund der Coronaschutzvorgaben sind lediglich rund 100 Besucherinnen und Besucher zugelassen. Früh vor Ort zu sein, lohnt sich also.