Hundwil
Gründerin geht in Pension: «Appenzeller Line» wird von Genusswerkstatt Herisau übernommen

Nach 21 Jahren gibt Verena Fiechter ihren kulinarischen Geschenkladen in Hundwil altershalber auf. Ein grosser Teil des Sortiments wird künftig in Herisau und Gossau angeboten.

Karin Erni
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Urs Stuker und Verena Fiechter mit einem Geschenktröckli.

Urs Stuker und Verena Fiechter mit einem Geschenktröckli.

Bild: Karin Erni

Die «Appenzeller Line» mit den grossen Sennen und Kühen aus Metall im Vorgarten gehörte viele Jahre lang zum Dorfbild von Hundwil. Zahlreiche Ausflügler machten bei der Heimreise aus dem Appenzellerland einen Stopp an der Hauptstrasse und besorgten sich dort noch schnell einige Mitbringsel. Doch nicht nur Private schätzen das regionale Angebot. «Einen Grossteil des Umsatzes machten Bestellungen von Firmen aus», sagt Verena Fiechter. Sie hatte das Geschäft 2001 im «Bären» gegründet und war später in die Liegenschaft bei der Ortseinfahrt umgezogen.

Erfolg mit Selbstgemachtem

Im liebevoll gestalteten Ladenlokal stand ein originalgetreuer Lediwagen und andere bäuerliche Gerätschaften. Diese bildeten das stimmige Ambiente für die vielen landwirtschaftlichen Produkte aus dem Appenzellerland. Verkauft wurden Sirupe, Liköre, Konfitüren, Käse, Back- und Fleischwaren. Der Renner waren die Holzkistli, «Tröckli» genannt, die je nach Geschmack der Beschenkten individuell gefüllt werden konnten.

Zu Beginn habe sie für die Produktion mit einer Bäuerin zusammengearbeitet, erzählt Verena Fiechter. «Doch ich merkte, dass die Leute vor allem ausgefallene Kreationen schätzen, wie beispielsweise die Apfel-Rüebli-Confi. Also habe ich immer mehr selbst hergestellt.» Weine, Biere und Spirituosen wurden von heimischen Produzenten geliefert. «Ausser den Teigwaren stammt das gesamte Sortiment aus dem Appenzellerland», versichert Fiechter. Zeitweise wuchs die Palette auf über 100 Produkte an. Im Jahr 2008 wurde die «Appenzeller Line» mit dem Preis der Ausserrhoder Wirtschaftsförderung ausgezeichnet.

Herisauer Sozialfirma übernimmt

«Dieser Erfolg war nur möglich dank vieler Stammkunden, bei denen ich mich herzlich für ihre Treue bedanken möchte», sagt Verena Fiechter. Nach 21 Jahren erfolgreicher Tätigkeit hat sie nun das Pensionsalter erreicht. Sie freut sich, dass sie ihr Lebenswerk in neue Hände übergeben kann. In Urs Stuker, Geschäftsleiter der Genusswerkstatt Herisau, fand sie einen geeigneten Nachfolger. Er sei durch einen Zufall auf die Übernahmemöglichkeit aufmerksam geworden, erzählt Stuker. «Die im selben Gebäude tätige Schreinerei von <Mensch und Natur> fertigt die Geschenkkistchen für die Appenzeller Line. Der Leiter fragte mich, ob eine Geschäftsübernahme nicht etwas für uns wäre.» Die Genusswerkstatt Herisau bietet 23 soziale Arbeitsplätze für IV-Bezüger oder Arbeitslose. «Die Mitarbeiter arbeiten indes nur in Teilpensen von 20 bis 80 Prozent», sagt Stuker. «Dank der Übernahme könnten wir die Zahl Arbeitsplätze aufstocken.»

Zukünftig mehr Bioprodukte

Angeboten werden die Artikel der Appenzeller Line neu im Fabriklädeli an der St.Gallerstrasse in Herisau. «Das Verkaufslokal befindet sich im ersten Stock und eignet sich daher eher für Geschäftskunden», sagt Urs Stuker. «In unserem neuen Bioladen in Gossau haben wir eine eigene Ecke für die ‹Appenzeller Line› geschaffen. Dort sind viele der Artikel ausgestellt und werden von den Mitarbeitenden gerne liebevoll verpackt.» Das Sortiment der ‹Appenzeller Line› werde sich im Sinne der Firmenphilosophie künftig eher Richtung Bioprodukte verändern, sagt der Geschäftsleiter. «Wir suchen dafür noch neue Produzenten aus dem Appenzellerland.»

Verena Fiechter ist froh, mit der Genusswerkstatt eine glückliche Lösung gefunden zu haben. «Aber dass der mit viel Herzblut aufgebaute Laden in Hundwil nun nicht mehr da ist, tut schon etwas weh.»