Pimp my Busfahrt

Erwischst du nach Feierabend gerade noch den nächsten Bus, ergatterst dir im Idealfall einen Sitzplatz, im besten Fall neben einer guten Bekannten und lässt dich völlig erledigt vom Tagwerk nach Hause gondeln.

Silvia Fritsche
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Bild: Silvia Fritsche

Bild: Silvia Fritsche

Erwischst du nach Feierabend gerade noch den nächsten Bus, ergatterst dir im Idealfall einen Sitzplatz, im besten Fall neben einer guten Bekannten und lässt dich völlig erledigt vom Tagwerk nach Hause gondeln. Im schlechteren Fall hängst du im Gang an der Stange, hältst dich krampfhaft irgendwo fest, hörst den weniger schmeichelhaften Arbeitsbeschrieben von Schülern über ihre Lehrer zu, bekommst zwangsläufig ein lautstark geführtes Telefongespräch über dir banal erscheinende Inhalte mit oder wünschst dir, dass die Lautstärke der Kopfhörer des Fahrgastes in nicht unmittelbarer Nähe wenigstens so weit gedämpft wird, dass du das lästige Zirpen nicht mehr hörst.

Warum nicht diese Zeit anderweitig, sinnvoll und vor allem gewinnbringend nutzen, wenn man schon mit der Linie 180 durch das Land tuckert? Wie wäre es, wenn dir an der Teufenerstrasse nach Fahrtantritt ein stimmungshebendes Getränk angeboten würde? In der Lustmühle würde dann ein Facharzt zusteigen und kurz zur Grippeprophylaxe referieren, im Schwanen unten würden die frisch geernteten Rüebli feilgeboten, bei der Post das Brotmehl, im Hagtobel Milchprodukte, in Hundwil der Fleischkäse und im Auerhof das Klopapier.

Ein unentdecktes Talent, das die Plattform zur Selbstinszenierung nutzt und lautstark zur Musik aus seiner Soundbox «stegrääfleret», bildet die Fahrgäste zwischendurch musikalisch weiter und könnte sich mit den Spenden finanzieren.

Solltest du zwischenzeitlich eingenickt sein oder täuschst du Müdigkeit vor, wird dir die Ware in die Hände gedrückt und du zwecks Zahlungsaufforderung wachgerüttelt.

Auf meiner Reise in Südamerika funktionierte diese Verkaufstaktik bestens – jedenfalls hätte ich nie einen Bus kulturell unterbelichtet oder hungrig verlassen müssen.