Ruth Barbey-Bruppacher (1924 – 2017)

Zum Gedenken

Drucken
Stolz präsentiert Köbi Dietrich seine diesjährige Chlausenhaube.

Stolz präsentiert Köbi Dietrich seine diesjährige Chlausenhaube.

Ruth erlebte zusammen mit ihrer älteren Schwester Rösli im Sägequartier in Herisau eine glückliche Kindheit. Sie durchlief die Primarschule in der Säge und später die Realschule an der Poststrasse. Mit 16 Jahren absolvierte sie das Welschlandjahr in einer Molkerei in Nyon. Ihre Schulfreundin Milly Baumann, später verheiratete Stierli, war ebenfalls in Nyon im Welschlandjahr, was ihnen gegenseitig eine gute Stütze war. Sie ging auch auf unbekannte Menschen unvoreingenommen zu und fand so immer wieder neue Freundschaften.

Wieder in Herisau folgte die Ausbildung zur Verkäuferin beim Coop in der Damenkleiderabteilung. Sie blieb diesem Arbeitgeber noch einige Jahre treu und bald darauf lernte sie ihren späteren welschen Ehemann Jean Barbey kennen. Dank ihren erworbenen Französisch-Kenntnissen entwickelte sich eine Freundschaft, die im Jahre 1947 zur Heirat führte. Der Ehe entsprossen die Kinder Jean-Pierre und Michèle. Zusammen mit ihrem Ehemann und auch mit ihrer Freundin Milly unternahm sie während vieler Jahren gerne Reisen nach Mauritius, Kanada, Südfrankreich oder auch zur Tochter nach Zypern, die dort verheiratet ist.

Ihr Ehemann war gelernter Postbeamter und genoss als Bürochef bei der Post Herisau hohes Ansehen bei der Bevölkerung. Ruth übernahm das Kassieramt des Vereins für Krankenpflege in Herisau. Mit dem Neubau des Bezirksspitals Herisau im Jahre 1973 brauchte es mehr Rotkreuzspital-Helferinnen, sie wurde eine. Sie wurde eine beliebte Mitarbeiterin im Spital Herisau auf der Privatabteilung. Als Sportbegeisterte profitierte sie gerne von den Langlauftouren, die der damalige Chefarzt Ernst Kuhn, an den freien Donnerstagnachmittagen organisierte.

Das eigentliche Kernstück ihrer grossen ehrenamtlichen Tätigkeit war die Brockenstube Herisau, die sie mit ihrer Kollegin Trudi Frischknecht am 6. April 1961 eröffnete. Dort war sie 50 Jahre in der gemeinnützigen Arbeit tätig. Sie sammelte Mobiliar, Kleider, Bücher und vieles mehr und gab es an Hilfsbedürftige, arme Herisauer Einwohner, aber auch an viele Fabrikarbeiter, Italiener, Portugiesen und Spanier zu günstigen Bedingungen weiter. Am Tage des goldenen Jubiläums war ihr Slogan «Helfen war immer eine dankbare Sache». Im Brockenhaus Herisau waren alle Frauen ehrenamtlich tätig, deshalb durfte sie als langjährige Kassierin vermelden, dass in all den Jahren aus dem Gewinn die grosse Summe von 1,5 Millionen Franken an gemeinnützige Institutionen weitergegeben werden konnte.

Ein Herzensanliegen war ihr aber auch die Begleitung von Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt waren. Sie begleitete sehr intensiv solche Patienten und war auch noch im hohen Alter an Standaktionen im Einzugsgebiet von St. Gallen und Appenzell tätig. Ihre unermüdliche Tätigkeit in der Freiwilligenarbeit fand im Juli 2017 ein jähes Ende. Zwei Unfälle zwangen sie nach Spitalaufenthalten zum Übertritt vorerst ins Seniorenheim in Waldstatt und in der Folge dann ins Vita Tertia in Gossau. Ihr Lebenswille erstarb und am Morgen des 13. Dezembers 2017 durfte sie für immer einschlafen.

Der grosse Einsatz von Ruth für all die vielen Mitmenschen wird uns noch lange in vorbildlicher Erinnerung bleiben.

Kurt Nüssli