«Das verrückte Labyrinth» auf Appenzellisch: Ein Trupp Mäuse muss auf einer gefährlichen Burg Käsestücke sammeln. Ein nicht ganz ernst zu nehmender Test.
Wer noch ein sinnvolles Geschenk fürs Osternest sucht, dem sei die «Burg Appenzell» ans Herz gelegt. Bereits 2007 stand das Gesellschaftsspiel auf der Empfehlungsliste zum «Spiel des Jahres», dem «Oscar» für Brettspiele. Nun wurde der Klassiker neu aufgelegt. Wir haben ihn in der Redaktion getestet. Spoiler: Das Käsespiel hat durchaus Suchtpotenzial.
Zuerst gilt es, die ziemlich umfangreichen Spielmaterialien bereitzustellen. Die sauber gestanzten Kartonplättchen werden aus den Rahmen herausgedrückt, eine Arbeit, die Kinder sicher gerne machen. Vorsicht ist geboten, damit nichts versehentlich im Abfall landet. Anschliessend wird die Burg mit den Ebenen und den vier Zinnen aufgebaut. Dies gelingt in wenigen Handgriffen ohne Bauplan, denn alle Teile passen perfekt. Die Spielanlage ist praktisch selbsterklärend.
Nun können die zwei bis vier Spielerinnen und Spieler loslegen. Sie haben die Aufgabe, die verborgenen Speisekammern zu finden und dort verschiedene Käsesorten einzusammeln. Echten Appenzeller Käse sucht man allerdings vergebens – dafür liegen namenlose Scheibletten, löchriger Emmentaler und grünlicher Schimmelkäse auf den Brettchen. Der richtige Weg durch die Burg muss dabei erst entdeckt und möglichen Gefahren ausgewichen werden. Ausserdem gilt es natürlich, schneller und schlauer als die Mitspieler zu sein. Wer vier verschiedene Käseplättchen gefunden hat, gewinnt.
Die witzigen Spielfiguren sind schielende Mäuschen mit leicht schiefen Nagezähnchen. Ihre Aufgabe ist es, unter den Dächern der Burg nach ihrer Lieblingsspeise zu suchen. Im Vorteil ist, wer um die Jahrtausendwende herum Kind war und das «verrückte Labyrinth» gespielt hat. Wie bei jenem Spieleklassiker kann sich die zufällige Anordnung der Plättchen durch Verschieben bei jedem Spielzug ändern.
Ein fieser Nebeneffekt der Schieberei ist, dass manche Mäuschen in die Fallen plumpsen, die überall auf der Burg lauern. Die Testspieler vergassen schnell, dass der eigentliche Sinn des Spiels die Käsesuche ist und verlegten sich darauf, die Konkurrenz zu versenken. Jede gegnerische Maus, die in der Falle landete, wurde laut bejubelt. Nach der Trauer über die verlorenen Spielfiguren machten sich bei den Opfern indes bald Rachegelüste breit und sie riefen nach Revanche.
Wer «Burg Appenzell» öfter nutzt, kann das Spiel im aufgebauten Zustand in der Schachtel versorgen. Allerdings braucht es so relativ viel Platz. Eine andere Lösung ist, sich die Erweiterung «Cheesy Gonzola» zuzulegen. Die Variante mit der Mexikanermaus mit Sombrero bringt vier zusätzliche Spielvarianten sowie Spielmaterial für einen fünften Spieler. Die Spielbox der Erweiterung ist geräumig und bietet die Möglichkeit, auch das Spielmaterial von «Burg Appenzell» sauber zu verstauen.
Eine Spielrunde dauert höchstens eine halbe Stunde. Das Spiel ist für Kinder ab dem Schulalter geeignet, hat aber auch für Erwachsene durchaus seinen Reiz. Die Marketingabteilung von Appenzeller Käse hat offenbar gute Arbeit geleistet. Wie sonst kämen die Spielemacher vom deutschen Zoch-Verlag beim Thema Käse ausgerechnet auf den Namen «Burg Appenzell»? Die einzige Burg im Kantonshauptort ist bekanntlich die «Clanx». Und die ist nicht berühmt für Käse, sondern für das gleichnamige Musikfestival.