Bahnverbindung
«Sechs Minuten sind im Bahnverkehr eine ganze Menge»: Die S44 bringt Kreuzlinger ein bisschen schneller nach Weinfelden

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember haben Pendler aus den Grenzstädten ein neues Angebot. Alle zwei Stunden verkehrt eine zusätzliche Schnellbahn ohne Halt zwischen Konstanz und Weinfelden. Auf den Stundentakt muss man aber noch über ein Jahrzehnt warten.

Inka Grabowsky
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Blick aus dem Führerstand eines Thurbo-Zuges am Bahnhof Kreuzlingen.

Blick aus dem Führerstand eines Thurbo-Zuges am Bahnhof Kreuzlingen.

Bild: PD/Thurbo

Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember, also seit viereinhalb Wochen, gibt es für Kreuzlinger Zugreisende ein neues Angebot. Die S44 fährt tagsüber alle zwei Stunden ohne Halt nach Weinfelden und zurück. Inzwischen etabliert sich das Angebot. «Ich wusste gar nicht, dass es das gibt», sagt eine Dame aus Sulgen, die am Bodensee aussteigt. «Ich habe einfach in die App geschaut und mich gefreut, dass es so schnell geht.» 21 statt sonst 27 Minuten mit der herkömmlichen S14 und ihren sechs zusätzlichen Stopps hat sie gebraucht.

Thurbo-Züge am Kreuzlinger Stadtbahnhof.

Thurbo-Züge am Kreuzlinger Stadtbahnhof.

Bild: Reto Martin (20. September 2017)
«Sechs Minuten sind im Bahnverkehr eine ganze Menge.»

Dies erklärt der Mediensprecher von Thurbo, Christian Baumgartner. «Um sie herauszuholen, konnten wir nicht nur auf die Zwischenhalte verzichten. Es ging vor allem darum, den Fahrplan so zu gestalten, dass andere Züge nicht beeinflusst wurden.» Die Experten prüften, wie die Begegnungen mit anderen Zügen funktionieren und ob die Gleisbelegung in den Bahnhöfen aufgeht. «Auch hier stand im Fokus, dass keine anderen Züge verspätet werden.»

Schneller Anschluss an die Schnellzüge

Die Anzeigetafel der S44 in Kreuzlingen.

Die Anzeigetafel der S44 in Kreuzlingen.

Bild: Inka Grabowsky

Ein junger Mann aus Bern nutzt die Bahn von und nach Kreuzlingen regelmässig beruflich. «Es ist das erste Mal, dass ich diese Verbindung nehme», sagt er. «Sonst steige ich immer in den Interregio 75 und wechsle dann in Zürich in den Intercity nach Bern. Mit der S44 steige ich eben in Weinfelden schon nach Bern um. Für mich ist das gut: Ich bin schneller wieder am Arbeitsplatz.»

Mit der alten S14 beträgt die Wartezeit in Weinfelden zwölf Minuten, nicht sieben wie bei der S44. Auf diese Verbesserung der Anschlussqualität ist Thurbo besonders stolz. Fahrgäste zwischen Zürich und Kreuzlingen haben nun die Wahl zwischen dem direkten IR, der 1 Stunde 9 Minuten braucht, und den Umsteigeverbindungen mit der S14, die 1 Stunde 28 Minuten dauert, oder mit der S44, mit der man 1 Stunde 17 Minuten unterwegs ist.

Die Lösung sei noch nicht das Gelbe vom Ei, sagt der Kreuzlinger Stadtrat Ernst Zülle:

«Aber grundsätzlich ist die weitere Verbesserung der Verbindungen mit der S44 ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.»

Und weiter: «Wir haben auch den Busfahrplan gerade am Morgen in der Früh angepasst. Gerade für Pendler sind die kürzeren Fahrzeiten enorm wichtig.»

Eine Regionalbahn.

Eine Regionalbahn.

Bild: PD/Thurbo

Halbstundentakt bleibt auf der Wunschliste

Seit 2017 fordern Stadt und Kanton eine Verbesserung des Anschlusses von Kreuzlingen/Konstanz, um den ÖV attraktiver zu machen. Bestellt und bezuschusst wird der regionale Personenverkehr von Kanton und Bund gemeinsam. Das Ziel ist nach wie vor eine halbstündliche Anbindung der Agglomeration an den Fernverkehr. Doch schon für ein stündliches Angebot bestehen Konflikte. «Die Gleiskapazitäten zwischen Kreuzlingen und Weinfelden reichen leider nicht aus. Deshalb ist eine Fahrplanänderung immer eine komplexe Geschichte», sagt Christian Baumgartner.

Damit der Ausbauschritt wie erhofft bis 2035 Realität wird, bräuchte es unter anderem einen zusätzlichen Perron am Bahnhof in Kreuzlingen und noch weitere Infrastrukturmassnahmen. Der Ende 2018 in Betrieb genommene Doppelspurausbau vor Berg diene vor allem der Kreuzung des Fernverkehrsangebots, sagt Baumgartner.

Für die zweistündliche S44 musste keine neue Infrastruktur in Betrieb genommen werden. Man habe die bestehenden Strukturen optimieren können.

«Wir brauchten diesmal auch kein neues Rollmaterial, sondern setzen Thurbo-Triebzüge aus der Reserve ein. Doch es wird enger.»

Wenn nichts mehr im Depot stehe, drohten bei Störungen Zugausfälle. Immerhin sind sich alle Beteiligten einig, dass der Markt attraktiv genug ist. Im Einzugsgebiet wohnen rund hunderttausend Menschen.

Ein Thurbo-Zug.

Ein Thurbo-Zug.

Bild: PD/Thurbo