In seinem neuen Roman «SMS an Augusto Venzini» schreibt Matthias Ackeret, Moderator von «Teleblocher» und Verleger des Magazins «Persönlich», über eine Dreiecksbeziehung. Als Modell für seinen Protagonisten diente ihm ein guter Freund. Das Buch ist ein Geschenk zu dessen 70. Geburtstag.
«Gischt spritzt Augusto Venzini ins Gesicht. Auf seinen Lippen spürt er Salz. Mit der ihm eigenen Geschmeidigkeit leckt er dieses weg. Fast schon pornografisch, denkt Augusto, schämt sich aber sogleich dafür. In MeToo-Zeiten sind solche Gedanken tabu, das Hirn in einem Korsett. Sogar in Italien.» Mit diesen Worten beginnt der Roman «SMS an Augusto Venzini», und mit diesen Worten beginnt Autor Matthias Ackeret auch seine Lesung.
Es ist nicht sein erster Besuch auf «Breitenstein» in Ermatingen. Vor drei Jahren hatte er hier seinem Freund, dem damals 92 Jahre alten Martin Walser, geholfen, die Treppen hinunter zum Kellertheater zu bewältigen. Diesmal bleibt ihm das Treppensteigen erspart. Man trift sich im Salon von Margit und Jens Koemeda. «Ich bin ein bisschen nervös», kokettiert der 59-jährige Journalist, der seit Jahrzehnten vor und hinter der Kamera steht.
Seit 15 Jahren kennt man ihn als Moderator von «Teleblocher», aber er ist auch promovierter Jurist, Verleger des Magazins «Persönlich» und Medien-Kolumnist der «Schweiz am Wochenende». «Ich schätze Ihre Vielschichtigkeit», lobt Jens Koemeda zur Begrüssung, «dafür braucht man nicht nur Begabung, sondern auch viel Energie – und die haben Sie.» Ackeret wehrt das Lob ab:
«Ich bin ein Lustschreiber. Mein grösstes Talent ist es, dass ich versuche, Dinge immer zu Ende zu bringen. Selbstdisziplin ist wichtig.»
Auf die Idee zu seinem fünften Roman sei er 2019 gekommen, bei einer Fahrt mit dem Wassertaxi durch Venedig. «Das wäre doch ein genialer Romanauftakt, habe ich mir gedacht. Und weil ein Taxi hinter dem anderen her rauschte, musste es eine Verfolgung sein.» Zum Protagonisten machte Ackeret den Fotografen Augusto Venzini, für den der real existierende Alberto Venzago Modell stand.
«Alberto ist ein guter Freund, und ich wollte ihm zum 70. Geburtstag im Februar 2020 etwas ganz Besonderes schenken – einen Roman mit ihm als Hauptfigur.»
Er machte aus ihm einen tollkühnen Helden mit viel Erfolg bei der Damenwelt. Der Gegenspieler ist ein Alter Ego von Ackeret, der Schweizer Anwalt Dr. Beat Pestalozzi. «Martin Walser hatte die Figur für seinen Roman ‹Angstblüte› erfunden und mich dabei zum Vorbild genommen. Ich habe mir den Charakter wieder angeeignet.»
Kern des Romans ist eine Dreiecksbeziehung. Der Fotograf hat dem Rechtsanwalt die Freundin ausgespannt. Dafür sinnt dieser auf Rache. «Es hat wirklich Spass gemacht, die Geschichte zu schreiben. Ich merkte, die Konstellation funktioniert. Ich kam wie in einen Rausch und habe mich jeweils auf die Schreibzeit zwischen 4 und 6 Uhr morgens gefreut.»
Der Autor fabuliert fröhlich zwischen Realität und Fantasie. Zentral ist der Brand von Notre-Dame in Paris. «2019 war rückblickend eine glückliche Zeit, als man sich nur Sorgen um eine Kathedrale machte», sagt er. Die Geschichte endet mit der Neueröffnung im Jahr 2025. In Ackerets Zukunft ist Macron noch immer Präsident Frankreichs und wird weiterhin von den Gelbwesten geplagt. Auf den persönlichen Wunsch von Jens Koemeda bekommt das Publikum sogar die Schlusspointe zu hören: Donald Trump ist einmal mehr Präsident der USA und hat den Wiederaufbau von Notre-Dame finanziert. Dafür heisst die Kirche nun eben «Our Lady».
Gerade rechtzeitig für die Geburtstagsfeier war der Roman in einer ersten Fassung fertig geworden. Für die grössere Auflage für die Öffentlichkeit überarbeitete Ackeret das Buch leicht. Alberto Venzago sei sprachlos gewesen, als er begriffen habe, was ihm Ackeret zum Geschenk machte: «Die meisten Gäste kamen mit einer Flasche Wein zum Fest – ich verteilte einen Stapel Bücher.»