Kinderbetreuung
«Wir möchten nicht der Stein des Anstosses sein»: Die Krippe Felsenburg steht auch hinter der Forderung nach Gleichbehandlung aller Kreuzlinger Kitas

In der Diskussion um eine Neuregelung der städtischen Subventionen für Kindertagesstätten meldet sich nun die einzige Krippe zu Wort, die bereits eine Defizitgarantie erhält. Die Präsidentin nimmt «stille Vorwürfe» wahr.

Urs Brüschweiler
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Esther Schiess, Präsidentin des Vereins Kinderkrippe Kreuzlingen (VKK), der die Krippe Felsenburg an der Gaissbergstrasse betreibt.

Esther Schiess, Präsidentin des Vereins Kinderkrippe Kreuzlingen (VKK), der die Krippe Felsenburg an der Gaissbergstrasse betreibt.

Bild: Reto Martin

Es kommt Bewegung in die Kreuzlinger Kitalandschaft. Gemeint sind damit aber nicht die spielenden Kinder. Es geht um die anstehende Neuregelung der Subventionen durch die öffentliche Hand. Fünf der acht Betreuungseinrichtungen auf Kreuzlinger Boden haben jüngst öffentlich eine Forderung nach «Gleichbehandlung» aller Kindertagesstätten platziert und damit gegenüber der Stadt Druck aufgebaut, bald auch von finanzieller Unterstützung profitieren zu können. Auch im Stadtparlament ist das Thema bereits von zwei Parteien, der FDP und der SP, aufgegriffen worden.

Als «stille Vorwürfe» an die Adresse der Kinderkrippe Felsenburg nimmt Esther Schiess dies alles wahr. Sie ist seit drei Jahren Präsidentin des Vereins Kinderkrippe Kreuzlingen (VKK), der die Krippe an der Gaissbergstrasse betreibt. «Die Felsenburg steht ebenfalls hinter dieser Forderung», stellt sie klar. Man habe dies auch schon vor zwei Jahren der Stadt Kreuzlingen mitgeteilt und sei erstaunt, dass man nicht angefragt worden sei, sich ebenfalls an der Forderung nach einer Neuregelung zu beteiligen.

Die Einzigen mit Defizitgarantie

Die Felsenburg war die erste Kinderkrippe am Platz. Sie entstand einst aus der Not für die Unterbringung von Kindern und steht deswegen der Stadt traditionell nahe. Die Stadtregierung ist in Person von Dorena Raggenbass auch im Vereinsvorstand vertreten. Aufgrund eines Volksentscheides von 1992 erhält die Felsenburg eine Defizitgarantie durch die Stadt – als einzige Organisation ihrer Art – und sie ist im Gegenzug verpflichtet, subventionierte Plätze für einkommensschwächere Familien aus Kreuzlingen anzubieten, und muss die Kinder auch zwingend aufnehmen.

Da zurzeit alle Kitas anders abrechneten, sei es schwierig, Vergleiche zu ziehen, sagt Esther Schiess. Eine Differenzierung sei nötig. Die Felsenburg möchte nicht «Stein des Anstosses» sein, betont die Präsidentin und erklärt, weshalb es mitnichten so sei, dass die Krippe Felsenburg dank kommunaler Zuschüsse Gewinne erziele. Die Subventionierung diene den Familien und zukünftig der freien Wahl der Kita – und weniger den Betrieben als solches.

«Wir haben in den letzten Jahren viel Arbeit in die Entwicklung der Felsenburg gesteckt und sie trotz städtischer Auflagen auf eine gesunde finanzielle Basis gestellt.» Abläufe sind effizienter organisiert und digitalisiert, erzählt Esther Schiess. Der grösste Erfolg des ehrenamtlichen Vereins ist jedoch die erreichte Vollauslastung von derzeit 90 Prozent – im Vergleich zu jener von 60 Prozent im Jahr 2019.

Eine Sanierung muss finanziert werden

In der denkmalgeschützten Liegenschaft der Krippe steht in naher Zukunft jedoch eine umfassende Sanierung an. «Die in der Volksbotschaft verankerte Zusicherung von Geldern wurde trotz Mitwirkung der Stadt leider nicht in den Erhalt der Liegenschaft gesteckt. Deshalb wird die Finanzierung nun vielfältig sein müssen, damit sie für einen Krippenbetrieb leistbar ist», sagt Esther Schiess.

Die Vereinspräsidentin der Felsenburg befürwortet es, wenn die anderen Kreuzlinger Kitas künftig ebenfalls subventionierte Plätze anbieten können. Oder die Kinderkrippe Felsenburg werde von ihren Verpflichtungen entbunden und könne als gewinnorientierter Betrieb arbeiten.

Ein Konkurrenzdenken sei fehl am Platz. «Der Betreuungsbedarf in Kreuzlingen ist da.» Im Gegenteil, sie wünschte sich sogar einen konstruktiven Austausch mit allen Anbietern in der Stadt und regt einen runden Tisch der Kitas an. «Wir sind gesprächsbereit, offen für neue Lösungen und für eine konstruktive Zusammenarbeit.»

Die Felsenburg-Präsidentin hegt eine Vision: «In fünf Jahren haben wir in Kreuzlingen weitherum das beste Modell für Kinderbetreuung und arbeiten gemeinsam an einem attraktiven Angebot für die Familien und die Wirtschaft der Stadt Kreuzlingen.»