GROSSANLÄSSE: Der Sonderfall auf der Allmend

Das diesjährige Open Air Frauenfeld ist bereits ausverkauft, eine Bewilligung der Stadt Frauenfeld liegt aber noch nicht vor. Der Grund: Die Stadt will Bewilligungen für Festivals nicht an klare Regeln binden.

Samuel Koch
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Samuel Koch

samuel.koch@thurgauerzeitung.ch

Frauenfeld will keine klaren Regeln, wenn es um die Bewilligung von kulturellen Veranstaltungen geht. «Es hat keinen Zweck, Grenzen im Voraus allzu eng zu stecken», sagt Christof Stillhard, Leiter des städtischen Amtes für Kultur. Die Stadt will jedes Gesuch einzeln genau prüfen und dann im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten entscheiden. «Das ist aufwendig, aber man wird den Gesuchstellern gerechter als mit Standard-Entscheiden.»

Sämtliche Gesuche für kulturelle Anlässe auf Stadtgebiet gehen über das Pult von Stillhard: «Der Stadtrat bewilligt oder lehnt die Gesuche für ein Musikfestival ab und schafft bei einer Bewilligung die Rahmenbedingungen.» Ob und in welchen Grössen etwa im Murg-Auen-Park temporäre Bauten wie Bühnen für das «Out in the Green Garden» aufgebaut werden dürfen, müsse von Fall zu Fall entschieden werden. «Beim ‹Out in the Green Garden› definiert der Stadtrat vor allem die Spielzeiten, die Schallgrenzwerte, die Dauer des Auf- und Abbaus, die Besucherzahlen oder die Benutzungsflächen», sagt Stillhard. Weitere Regeln für den Murg-Auen-Park, der in der sogenannten «Freihaltezone Siedlung» liegt, sind in einer Verordnung festgesetzt.

Waffenplatz- statt Landwirtschaftszone

Eine komplett andere Ausgangslage als beim «Out in the Green Garden» mit rund tausend Besuchern liegt beim Open Air Frauenfeld vor. «Beim Open Air haben wir es mit einem Sonderfall zu tun», sagt Stillhard. Zwar müsse der Stadtrat auch für das grösste Hip-Hop-Festival Europas mit täglich 50000 Besuchern eine Veranstaltungsbewilligung erteilen. «Das Open Air geht aber auf der Waffenplatzzone und damit auf dem Areal der Armasuisse über die Bühne.» Und nicht in der Landwirtschafszone wie etwa die kontroverse Motocross-WM in Niederwil.

Die Bewilligung des Stadtrates für das diesjährige Open Air Anfang Juli liegt noch nicht vor, auch wenn der Veranstalter dank des Line-up mit Eminem längst ausverkauftes Haus meldet. «Die noch ausstehende Bewilligung ist nur der formelle Abschluss einer permanenten, ganzjährigen Zusammenarbeit», sagt Stillhard.

Mit der neuen Benutzerordnung habe die Armasuisse, das Bundesamt für Rüstung, festgelegt, wie die Allmend für das Volk zugänglich sein soll, wobei sie als Grundeigentümerin eine Nutzungsbewilligung erteilt. «Der Austausch zwischen Stadt, Armasuisse, Waffenplatz und den Veranstaltern ist das ganze Jahr hindurch sehr eng», sagt Stillhard.

An den jährlich zwei grossen Sitzungen mit den Veranstaltern nehmen nebst Bundesvertretern auch Behördenmitglieder von Stadt, Kanton und Blaulichtorganisationen sowie Naturschutzvertreter teil. «An diesen Gesprächen werden Rahmenbedingungen vereinbart und in einem 30 Seiten umfassenden Handbuch festgehalten. Der Stadtrat bewilligt schliesslich dieses Handbuch.» Themenpunkte sind Verkehr, Infrastruktur, Sicherheit, Flächennutzung, Bewilligungszeiten sowie Ökologie und Recycling. «Es handelt sich jeweils um gute Gespräche, bei welchen alle Parteien ihre Interessen vertreten», sagt Stillhard. Ehe der Stadtrat grünes Licht erteilt, schickt er die Veranstaltungsbewilligung noch an die beteiligten städtischen Ämter zur Vernehmlassung.

Breite Akzeptanz in der Bevölkerung

Der Open-Air-Veranstalter hat sich an die Regeln im Handbuch zu halten, wie Mediensprecher Joachim Bodmer sagt. Für einen reibungslosen Ablauf, auch mit möglichem Widerstand aus der Bevölkerung, setzt der Veranstalter zusammen mit der Stadt auf «gute Kommunikation und Information» im Vorfeld des Events. «Wir nehmen die Beschwerden sehr ernst», sagt Bodmer. Das Open Air Frauenfeld habe sich zuletzt jedoch etabliert und stosse mittlerweile auf eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung.