Im Ringen um den Schutz vor einem 100-jährigen Hochwasserereignis ist man einen Schritt weiter. Nachdem die Gemeinden das Projekt aufgelegt haben, beschäftigen sie sich in den kommenden Wochen mit den eingegangenen Einsprachen.
Die Region Wil bemüht sich um die Verminderung ihres Hochwasserrisikos: Immer wieder treten die Bäche über die Ufer. Immer wieder wurde in den letzten Jahren bei Starkregenereignissen die Autobahn überflutet: 2015, 2018 und zuletzt 2021. Das soll sich mit dem Projekt Hochwasserschutz Region Wil ändern. Nachdem die Auflagefrist für Wasserbauprojekte am vergangenen Mittwoch endete, beschäftigen sich die Gemeinden nun mit den Reaktionen.
Das Projekt zum besseren Schutz vor Hochwassern wird bereits seit langem diskutiert. Konkret geht es darum, dass bei einem Hochwasserereignis, wie es statistisch alle hundert Jahre auftritt, keine Schäden entstehen sollen. Hierfür müssen die Gemeinden insgesamt vier Bäche – Alpbach, Huebbach, Krebsbach und Meienmättelibach – sanieren, indem Bachbetten und Kanalquerschnitte vergrössert werden. An mehreren Stellen entstehen neue Stollen für die unterirdische Wasserführung.
Damit sollen hauptsächlich in den Gemeinden Wil, Wilen und Rickenbach Schäden verhindert werden. Bei einem 100-jährigen Ereignis würden so Schäden in Höhe von 70 Millionen Franken vermieden. Dafür sind für das Projekt allerdings auch 45,5 Millionen Franken budgetiert – die Kosten teilen sich die Bundesämter für Umwelt und Strassen Bafu und Astra, Kantone und Gemeinden.
Konkrete Zahlen liegen bislang nur aus Rickenbach vor. Dort seien fünf Einsprachen gegen das Hochwasserschutzprojekt eingegangen, sagt Gemeindeschreiber Michael Binder. Inhaltlich habe man sie allerdings noch nicht analysiert, sagt er: «Die Sichtung der Einsprachen erfolgt an der Sitzung mit dem Lenkungsausschuss am 9. November.»
In Wilen werden ebenfalls umfangreiche Bauarbeiten stattfinden. Der Wilener Gemeindeschreiber Martin Gisler will sich jedoch erst äussern, sobald auch die Auflagefrist für die Landerwerbs- und Enteignungspläne geendet hat. Dies geschieht in allen beteiligten Gemeinden in einer Woche.
Mit der Auflage ist eine grosse Hürde überwunden: Gemeinden, kantonale Fachstellen und Bafu haben grünes Licht für das Projekt gegeben. Vorausgegangen war ein langer Planungsprozess. In dessen Rahmen fanden bereits drei Gesprächsrunden mit Grundeigentümerinnen und -eigentümern statt sowie im Dezember 2020 eine erste Einsicht in die Planungen.
Trotzdem verbleiben weitere Hürden. Das Verwaltungsgericht Thurgau muss sich noch mit zwei Beschwerden befassen, welche bereits eingegangen sind. Sämtliche Einsprachen müssen ebenfalls noch behandelt werden. In Rickenbach entscheidet zudem die Gemeindeversammlung am 7. Dezember, ob sie dem Projekt zustimmt. Gemäss dem aktuellen Flyer rechnet die Projektleitung damit, dass das Projekt 2026 abgeschlossen ist.