20 kranke Personen und mutmasslich einen Todesfall führt das Bundesamt für Gesundheit auf den mit Listerien verunreinigten Räucherfisch aus dem Kundelfingerhof zurück. Für die Thurgauer Staatsanwaltschaft hat die Strafuntersuchung damit ein anderes Gewicht bekommen. Sie wurde von der Meldung ebenso überrascht wie alle anderen Beteiligten.
Es ist eine regelrechte Bombe, die da geplatzt ist. Aus den Medien habe man erfahren, dass der bakteriell belastete Räucherfisch schuld am Tod eines Menschen sein könnte (wir berichteten). Das sagt Stefan Haffter, der Thurgauer Generalstaatsanwalt. Bis dahin hat die Thurgauer Staatsanwaltschaft gegen die Betreiber des Kundelfingerhofs in Schlatt eine Strafuntersuchung wegen Vergehens gegen das Lebensmittelgesetz geführt. Die Strafanzeige eingereicht hatte das kantonale Laboratorium.
Durch den Todesfall seien die Ermittlungen jetzt auf den Vorwurf der fahrlässigen Tötung erweitert worden, sagt Haffter. «Die Ermittlungen erhalten dadurch eine zusätzliche Dimension und auch ein anderes Gewicht.» Haffter bestätigt damit eine Meldung des Regionaljournals Ostschweiz.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat Anfang der Woche in seinem Bulletin veröffentlicht, dass 20 Menschen an den Listerien erkrankt sind und ein Mensch mutmasslich daran gestorben ist. Die Betroffenen seien zwischen 58 und 89 Jahre alt. Aus welchem Kanton die tote Person stammt und wie alt sie ist, kann Haffter nicht sagen. Das werde jetzt ermittelt. Zur Strafuntersuchung gibt er keine weiteren Auskünfte.
Die Staatsanwaltschaft wurde von dieser tragischen Wende ebenso überrascht wie der Kundelfingerhof selbst. Geschäftsführer Martin Junker liegt sehr viel an einer offenen Kommunikation. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, will er sich aber diesmal nicht im Detail äussern. Für den Kundelfingerhof sei die Nachricht ein Schock und eine Katastrophe. Von einem Todesfall habe man bis jetzt keine Ahnung gehabt. Die Hoffnungen ruhen nun auf der Strafuntersuchung, die Licht ins Dunkel bringen soll. Bis dahin wird allerdings einige Zeit vergehen.
Nach dem Vorfall mit Listerien letzten Sommer hat der Kundelfingerhof seine Produktion gestoppt, alle Produkte zurückgerufen und bauliche Veränderungen vorgenommen. Der ganze Betrieb wurde desinfiziert und dekontaminiert. Auch das BAG bescheinigt dem Kundelfingerhof, dass keinerlei Gefahr mehr für die Gesundheit bestehe. Junker sagt: «Wir haben jetzt den sichersten Fisch überhaupt.»